Collected Essays on Cultural and Contemporary History 1887–1901
GA 31
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113. Jürgen Bona Meyer “Temperament and the Treatment of Temperament”
Jürgen Bona Meyer is one of those philosophical writers whose individual achievements do not bear the stamp that places them in a particular system in the appropriate place, but at the same time do not conceal the indispensable background of a precisely recognizable philosophical way of thinking and attitude. In this respect we would like to place him in a row with Moriz Lazarus. Such scholars are excellently suited to dealing with questions of general interest for a larger audience. The latter then unconsciously accepts certain philosophical views which it would never acquire from strictly philosophical writings. For this reason we wish this little book the widest circulation, although we cannot deny that we were repelled by some of its very narrow-mindedness. What does it mean, for example, when Schopenhauer and Leopardi are cited as examples of how individuals whose temperament must be called pathological are formed through faulty education, and when it is then explained in more detail what the educators of the two men should have done to make mentally healthier people out of them? It still seems that few people know that the important characters of cultural development have the faults of their virtues. But apart from that, the little booklet is full of interesting psychological observations about temperaments and suggestions worth heeding for their formation.
113. Jürgen Bona Meyer «Temperament und Temperamentbehandlung»
Jürgen Bona Meyer gehört zu denjenigen philosophischen Schriftstellern, deren einzelne Leistungen nicht das Gepräge tragen, das sie einem bestimmten Systeme am gehörigen Orte einreiht, dabei aber doch den unerläßlichen Hintergrund einer genau erkennbaren philosophischen Denkweise und Gesinnung nicht verkennen lassen. Wir möchten ihn in dieser Hinsicht in eine Reihe stellen mit Moriz Lazarus. Solche Gelehrte eignen sich in hervorragendem Maße dazu, Fragen von allgemeinem Interesse für ein größeres Publikum zu behandeln. Das letztere nimmt dann unbewußt gewisse philosophische Anschauungen mit in den Kauf, die es sich aus streng philosophischen Schriften doch niemals aneignen würde. Wegen dieses Umstandes wünschten wir diesem kleinen Schriftchen die weiteste Verbreitung, wenn wir auch nicht leugnen können, daß uns manches sehr Engherzige in demselben abgestoßen hat. Was soll es zum Beispiel heißen, wenn Schopenhauer und Leopardi als Beispiele angeführt werden, wie durch fehlerhafte Erziehung sich Individuen bilden, deren Temperament krankhaft genannt werden muß, und wenn dann des näheren ausgeführt wird, was die Erzieher der beiden Männer hätten tun sollen, um geistig gesündere Menschen aus ihnen zu machen. Es scheinen aber doch noch immer wenige Menschen zu wissen, daß die bedeutenden Charaktere der Kulturentwicklung die Fehler ihrer Tugenden haben. Aber abgesehen davon ist das kleine Heft voll von wissenswerten psychologischen Beobachtungen über Temperamente und beherzigenswerten Winken für die Bildung derselben.