Collected Essays on Cultural and Contemporary History 1887–1901
GA 31
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18. Essays from "Deutsche Wochenschrift"
The Week of April 26-May 2, 1888
There was no shortage of attempts in the Austrian Reichsrat last week to get Liechtenstein's school proposal on the agenda before the negotiations on the education budget. Despite all the efforts made by the clerical side of the House of Representatives, it was finally agreed to give priority to the government bill. The budget debate was interrupted by the presentation of the reservist law, which, as in Hungary, was also passed by a large majority in the Austrian House of Representatives. The debate on the budget of the Ministry of Education began on April 30. Both the right and the left launched fierce attacks against the Minister of Education, and his reply satisfied neither the Czechs nor the clerics. Mr. von Gautsch declared that he had to demand knowledge of the German language from graduates of Czech universities and that he would never admit to lowering the level of education. If only he keeps his word!
Happily, the German Emperor's health continued to improve, only the very latest news is somewhat less favorable. Every day, the illustrious monarch receives touching evidence of the deep love and admiration of his people. The publication of Emperor Wilhelm's last will and testament is to follow shortly. The April issue of the "Preußische Jahrbücher" confirms that Emperor Frederick III wrote both the appeal "To my people" and the decree to the Imperial Chancellor, two documents which bear brilliant witness to the noble sentiments of the monarch, in San Remo himself and handed them over to Prince Bismarck in Leipzig. The next day, the Imperial Chancellor presented these documents to the Emperor without reminder.
The appointment of the Russian General Bogdanovich, known for his passionate hatred of Germany, as Section Chief in the Ministry of the Interior caused a justified stir in German political circles. Bogdanovich is also an ardent supporter of the Russian-French alliance, a fact which casts the general's appointment to such an influential post in a peculiar light.
The trip of the President of the French Republic to the southwest of France was quite successful. In Bordeaux itself, the President's reception was very good. He gave a politically significant speech there in which he called on all republicans to unite. And in view of the Boulangist machinations, which are increasing in audacity every day, this is truly necessary.
The Prince of Bulgaria is currently touring his country. Everywhere he goes, he receives a warm and enthusiastic ovation from the people. Proof enough that the time has finally come to change the attitude of the powers that be. In any case, hardly any reasonable politician doubts that the young prince will hold his own on his throne, and least of all should anyone in St. Petersburg be deluded about this.
A change of minister has taken place in Serbia. Gruitsch's radical ministry has resigned and a ministry largely made up of civil servants, headed by Kristics, has taken over the reins of government.
Aufsätze aus «Deutsche Wochenschrift»
Die Woche, 26. April-2. Mai 1888
Es hat in der vergangenen Woche im Österreichischen Reichsrate nicht an Versuchen gefehlt, den Liechtensteinschen Schulantrag vor der Verhandlung des Unterrichtsbudgets auf die Tagesordnung zu bringen. Trotz allen Anstrengungen, die von der klerikalen Seite des Abgeordnetenhauses gemacht wurden, kam man schließlich doch überein, der Regierungsvorlage den Vortritt zu überlassen. Unterbrochen wurde die Budgetdebatte durch die Vorlage des Reservistengesetzes, welches gleich wie im Ungarischen auch im Österreichischen Abgeordnetenhause mit großer Mehrheit zur Annahme gelangte. Am 30. April hat die Debatte über das Budget des Unterrichtsministeriums begonnen. Sowohl die Rechte wie die Linke ergingen sich in heftigen Angriffen gegen den Unterrichtsminister, und seine Erwiderung hat weder die Tschechen noch die Klerikalen zufriedengestellt. Herr von Gautsch erklärte, daß er von den absolvierten Studenten der tschechischen Universität die Kenntnis der deutschen Sprache unbedingt fordern müsse und niemals eine Herabdrückung des Bildungsniveaus zugeben werde. Wenn er nur Wort hält!
Die Besserung in dem Befinden des deutschen Kaisers hielt glücklicherweise an, nur die allerletzten Nachrichten lauten etwas weniger günstig. Täglich erhält der erlauchte Monarch rührende Beweise von der innigen Liebe und Verehrung seines Volkes. Die Veröffentlichung des letzten Willens des Kaisers Wilhelm soll demnächst erfolgen. Das Aprilheft der «Preußischen Jahrbücher» bestätigt, daß Kaiser Friedrich III. sowohl den Aufruf «An mein Volk», als auch den Erlaß an den Reichskanzler, zwei Schriftstücke, welche von den edlen Gesinnungen des Monarchen glänzendes Zeugnis geben, in San Remo selbst verfaßt und dem Fürsten Bismarck in Leipzig übergeben hat. Am nächsten Tage überreichte der Reichskanzler dem Kaiser diese Schriftstücke ohne Erinnerung.
Die Ernennung des durch seinen leidenschaftlichen Haß gegen Deutschland bekannten russischen Generals Bogdanowitsch zum Sektionschef im Ministerium des Innern hat in den politischen Kreisen Deutschlands berechtigtes Aufsehen erregt. Bogdanowitsch ist auch ein eifriger Verfechter der russisch-französischen Allianz, welcher Umstand die Berufung des Generals auf einen so einflußreichen Posten in einem eigentümlichen Lichte erscheinen läßt.
Die Reise des Präsidenten der französischen Republik nach dem Südwesten Frankreichs hatte ziemlichen Erfolg. In Bordeaux selbst war der Empfang des Präsidenten ein sehr guter. Er hielt daselbst eine politisch bedeutsame Rede, in welcher er alle Republikaner zur Einigkeit auffordert. Und daran tut es angesichts der boulangistischen Umtriebe, die an Verwegenheit täglich zunehmen, wahrlich not.
Der Fürst von Bulgarien bereist gegenwärtig sein Land. Überall, wo er sich zeigt, werden ihm ebenso herzliche als enthusiastische Ovationen vom Volke bereitet. Beweis genug, daß es endlich an der Zeit wäre, die bisherige Haltung der Mächte zu ändern. Daß der junge Fürst sich auf seinem Throne behaupten wird, bezweifelt ohnedies kaum noch ein einsichtiger Politiker, am allerwenigsten aber dürfte man sich darüber in St. Petersburg einer Täuschung hingeben.
In Serbien hat sich ein Ministerwechsel vollzogen. Das radikale Ministerium Gruitschs hat seine Demission gegeben und ein zum größten Teile aus Beamten zusammengesetztes Ministerium, mit Kristics an der Spitze, die Geschäfte der Regierung übernommen.