Collected Essays on Literature 1884-1902
GA 32
Automated Translation
68. Vincenz Knauer: “The Songs of Anakreon”
In a faithful adaptation
Berlin, Vienna, Leipzig 1888
This little book was a very pleasant surprise from the author, who is very important in the field of philosophical research. It is rare for a translator to be able to convey the freshness and originality of the feelings in the other language as well as in this case. This requires a true poetic talent, for it is more than a literal translation, it is a re-creation that has been so absorbed into the feelings of the people from whom these songs originate that it is fully absorbed into them. No one will put this translation down without having been gripped by the true spirit of Greek feeling and thought that it conveys, and nowhere will they encounter a violation of the spirit of their own language. The author has now prefaced the songs with a foreword that is a subtle aesthetic examination of the spirit of Greek culture and brilliantly demonstrates the justification of the Anakreontas. The author has once again demonstrated with the same subtlety that we have always admired in his literary work how, in contrast to modern humanity and its escapism, which sees the spirit of evil in the moment when it says, “Stay, you are so beautiful,” the Greeks grasp the immediate reality and draw the divine from the moment.
68. Vincenz Knauer: «Die Lieder Des Anakreon»
In sinngetreuer Nachdichtung
Berlin, Wien, Leipzig 1888
Dieses Büchlein war uns eine höchst erfreuliche Überraschung des auf dem Gebiete philosophischer Forschung sehr bedeutenden Verfassers. Wohl selten gelingt es einem Übersetzer, die Frische und Ursprünglichkeit der Empfindung so in die andere Sprache hinüberzuretten, wie das hier der Fall ist. Dazu gehört wahrhafte poetische Anlage, denn es handelt sich um mehr als ein wortgetreues Übersetzen, es handelt sich um ein Nachdichten, das aber wieder so in das Empfinden des Volkes, dem diese Lieder entstammen, sich hineingelebt hat, dass es voll in demselben aufgeht. Niemand wird diese Übersetzung aus der Hand legen, ohne von dem wahren Geiste griechischen Fühlens und Denkens, den es wiedergibt, ergriffen worden zu sein, und dabei wird ihm nirgends ein Verstoß gegen den Geist seiner eigenen Sprache begegnen. Der Verfasser hat nun den Liedern eine Vorrede vorausgeschickt, die eine feinsinnige ästhetische Auseinandersetzung mit dem Geiste des Griechentums ist und die Berechtigung der Anakreonta glänzend darlegt. Wie das Griechentum ganz im Gegensatz zum modernen Menschentum und seiner Weltflucht, das den Geist des Bösen darinnen sieht, wenn es zum Augenblicke sagt: «Verweile doch, du bist so schön», — das unmittelbar Wirkliche ergreift und aus dem Augenblicke das Göttliche zieht, das hat der Verfasser wieder mit jenem Feinsinn dargelegt, den wir stets an seinem schriftstellerischen Wirken bewundert haben.