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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Literature 1884-1902
GA 32

Automated Translation

70. “Psalms” by Wolfgang Arthur Jordan

Goslar 1891, Ludwig Koch

Translating a literary work in a language that is so foreign to us is an extremely difficult task. If one does not set oneself the easier task of providing a translation that is suitable for the scholar and merely aims to be as faithful to the original as possible, but rather, as W. A. Jordan has done for the Psalms, one wants to provide a translation for those numerous people of our time who feel the need to be edified by the magnificent poetry of a long-gone era, the task is to provide a text that, as it stands in the translation, makes an impression of full originality. It should not be noticeable that the original was conceived and felt in a different language. To achieve this, it takes more than mechanical translation talent; it takes a gift for poetry that is able to revive the original in a foreign guise. The translator must feel the foreign as if it were original and re-create it. Whether the translation is correct in the usual sense of the word is much less important. I do not feel called upon to decide on this, nor can I say a word about this part of the task, since I am not a philologist. What matters to me is to say here that Jordan has achieved something that fully satisfies its purpose. The high meaning and content of the poetry is rendered in a dignified form. The reader can vividly experience the impression of this meaning and content. We have encountered only a few artistic difficulties in the entire book that hardly come into consideration, hardly a few passages where we had the feeling that the translator had not quite reached the level of a free poet. On the whole, we must say that the uplifting enjoyment that the psalms are supposed to bring can be achieved through the book. Jordan has succeeded in poetically reproducing the changing moods within the sublime basic tone of the poetry, so that the content is also taken into account in every respect in the external form. For this reason, the translation is to be recommended to all those for whom reading the psalms is a religious or aesthetic need.

70. «Psalmen» von Wolfgang Arthur Jordan

Goslar 1891, Ludwig Koch

Die Übersetzung eines Literaturwerkes, das einer der unsrigen so fremden Sprache angehört, ist eine Aufgabe von ungeheurer Schwierigkeit. Stellt man sich nicht die leichtere Aufgabe, eine für den Gelehrten taugliche Übersetzung zu liefern, die bloß eine möglichst treue Wiedergabe des Originales sein soll, sondern will man, wie W. A. Jordan es für die Psalmen unternommen hat, eine Übertragung für jene Zahlreichen unserer Zeit liefern, die das Bedürfnis haben, sich an den herrlichen Dichtungen einer längst verflossenen Epoche zu erbauen, so hat man die Aufgabe, einen Text zu liefern, der, so wie er in der Übersetzung dasteht, den Eindruck voller Ursprünglichkeit macht. Man darf nicht merken, dass die Sache ursprünglich in einer anderen Sprache gedacht und empfunden ist. Um das zu erreichen, dazu gehört nicht mechanisches Übersetzungstalent, dazu gehört eigene Dichtergabe, die es vermag, das Original in fremdem Gewande neu zu beleben. Der Übersetzer muss das Fremde wie ein Ursprüngliches empfinden und wiederdichten. Ob die Übersetzung im gewöhnlichen Sinne des Wortes in allen Stücken korrekt ist, darauf kommt es dabei viel weniger an. Ich fühle mich nicht berufen, darüber zu entscheiden, kann auch über diesen Teil der Aufgabe kein Wort verlieren, da ich nicht Philologe bin. Mir kommt es darauf an, hier zu sagen, dass Jordan etwas geleistet hat, was seinem Zwecke vollauf genügt. Der hohe Sinn und Gehalt der Dichtung ist in einer würdigen Form wiedergegeben. Der Leser kann den Eindruck von diesem Sinn und Gehalt lebensvoll erhalten. Wir sind in dem ganzen Buche auf nur wenige, kaum in Betracht kommende, künstlerische Härten gestoßen, kaum auf einige Stellen, bei denen wir das Gefühl hatten: hier hat es der Übersetzer nicht ganz bis zum freien Nachdichter gebracht. Im Ganzen müssen wir sagen, der erhebende Genuss, den die Psalmen bringen sollen, kann durch das Buch erreicht werden. Es ist Jordan gelungen, die innerhalb des erhabenen Grundtones der Dichtung doch wechselnden Stimmungen dichterisch wiederzugeben, sodass auch in der äußeren Form dem Gehalt in jeder Beziehung Rechnung getragen ist. Aus diesem Grunde ist die Übersetzung allen jenen zu empfehlen, denen das Lesen der Psalmen ein religiöses oder ein ästhetisches Bedürfnis ist.