Collected Essays on Literature 1884-1902
GA 32
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72. The New “Kürschner”
The new “Kürschner” has arrived with a great delay this time. The question of all the thousands of people to whom Kürschner's “Literature Calendar” has long since become the most indispensable reference book, because it is consulted daily for advice on all kinds of literary matters, became more and more impatient as the new year progressed: when would the “new Kürschner” be coming, and why was it taking so long? As the year draws to a close, one may no longer trust the reliability of the old calendar; literature is like a swiftly flowing stream, each wave brings something new; and the literary figures themselves are a very changeable people. Much becomes outdated in the course of a year, and with each passing day the question becomes more urgent as the new edition of the calendar, which has set itself the task of cataloging the approximately fifteen thousand men and women who write and compose in German, becomes overdue. And now, with the arrival of spring, it has finally arrived. Because it wants to be a harbinger of spring from now on, we had to believe in [the] terrible, incomprehensible delay. It is perhaps quite right that the “Kürschner” will now appear in April instead of at the beginning of the year. Because it is intended to be a reliable address book above all else, and most changes of address among the men of the pen also coincide with the bourgeois moving date, the postponement of the publication of Kürschner's Literary Calendar from the beginning of the year to the beginning of spring seems entirely justified. This year's volume is more complete and more comprehensive than the previous one, although, as the foreword by its editor says, a number of “xen” have been eliminated – thank God! – as they dragged themselves through the volumes as useless ballast. And yet, despite the fact that this year's volume appears to be considerably thinner than last year's, the number of pages has increased by thirty-two. The paper has not become thinner or worse; the pleasant slimness of the “new Kürschner” is therefore probably due to the bookbinder of the Göschen'schen Buchhandlung, which has moved from Stuttgart to Leipzig.
72. Der Neue «Kürschner»
Der neue «Kürschner» ist diesmal mit großer Verspätung eingetroffen. Immer ungeduldiger wurde, je weiter es ins neue Jahr hineinging, die Frage all der Tausende, denen Kürschners «Literatur-Kalender» längst das unentbehrlichste, weil täglich in allen möglichen literarischen Angelegenheiten um Rat zu fragende Nachschlagebuch geworden ist, ob der «neue Kürschner» denn immer noch nicht komme, und weshalb er nur so lange ausbleiben möge. Wenn das Jahr zu Ende geht, mag man der Zuverlässigkeit des alten Kalenders nicht mehr recht trauen, die Literatur ist wie ein rasch fließender Strom, jede Welle bringt Neues; und die Literaten selbst sind ein gar wandelhaftes Volk. Da veraltet in Jahresfrist viel, und nach dem fälligen neuen Jahrgang des Kalenders, der sich’s zur Aufgabe gestellt hat, die etwa fünfzehntausend in deutscher Zunge dichtenden und schreibenden Männlein und Weiblein nach Wohnsitz und Wirken nachzuweisen, wird die Frage mit jedem Tage, den er ausbleibt, eine brennendere. Und nun erst, mit dem hereinbrechenden Frühling, stellte er sich endlich ein. Weil er fortan ein Frühlingsbote sein will, mussten wir an [die] arge, unfassbare Verspätung glauben. Es ist vielleicht ganz richtig, dass der «Kürschner» nunmehr zum April statt zu Jahresbeginn erscheinen wird. Denn da es vor allen Dingen ein zuverlässiges Adressbuch sein soll und die meisten Wohnungsveränderungen auch unter den Männern der Feder mit dem bürgerlichen Ziehtermin zusammenfallen, so erscheint die Verlegung des Erscheinens von Kürschners Literaturkalender vom Jahres- auf den Frühlingsanfang durchaus gerechtfertigt. - Vollständiger und reichhaltiger wiederum als der frühere Jahrgang stellt sich der heurige dar, trotzdem, wie das Vorwort seines Herausgebers sagt, eine Reihe von «Xen» ausgemerzt sind —, gottlob! da sie als unnützer Ballast sich durch die Jahrgänge schleppten. Und dennoch, und trotzdem der diesjährige Band gegen den vorjährigen auch nicht unwesentlich dünner erscheint, hat sich die Seitenzahl wieder um zweiunddreißig vermehrt. Das Papier ist dabei nicht schlechter und nicht dünner geworden; die angenehme Schlankheit des «neuen Kürschners» ist also wohl dem Buchbinder der von Stuttgart nach Leipzig übergesiedelten Göschen’schen Buchhandlung zu verdanken.