Essays on Anthroposophy from the Journals “Lucifer” and “Lucifer-Gnosis” 1903-1908
GA 34
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24. On the Relationship Between the Physical and the Supersensible Essence of Man
Question: “Does it not contradict the doctrine of reincarnation that a person's mental abilities decrease during his life? It does happen that brilliant people become mentally deficient in old age. Which spirit then incarnates again: the highly developed one of their mature age, or the mentally deficient one of their old age?”
The answer to this question presupposes that one has a correct idea of the relationship between the physical (sensory) and the supersensible essence of man. The physical essence is subject to physical laws. During its embodiment, the human spirit can only accomplish that which these physical laws allow. If, due to the laws of the body, the spirit is no longer able to function in the same way as it was able to in an earlier period of life, this is because its body has become a less suitable medium for its spirit. Let us assume that we are dealing with a brilliant teacher. He teaches a very talented boy. He will probably achieve a result that will astonish the world. Later, an ungifted boy will be entrusted to him. The same ingenious art of education will only achieve an effect that is far below the first. And this decrease in effect can also occur if the first boy is later no longer able to absorb what his teacher has to offer in the same way as before due to an illness. Does this mean that the teacher's pedagogical art has become less? Will he not, as soon as he has the opportunity, be able to reach the full height of his work again? It is no different with the human spirit in relation to the body. It is the body that ages; and only the aged body is no longer able to express what the spirit has given it. As soon as this spirit has the opportunity to do so again in a subsequent incarnation, it will also be at the height of its powers. Now, our questioner will say: but the old man who has become feeble-minded would then at least have his former powers within him, even if he cannot express them. This too need not be the case. For the consciousness of our self is also dependent on the laws of our body. We are never fully conscious of our spirit, but only to the extent that the laws of our present embodiment allow. One must clearly distinguish between what one is and what one recognizes of oneself at any given time. What one is is one eternally; what one recognizes of oneself at any given time depends just as much on the (temporal) laws of embodiment as what one recognizes of the outside world. If, due to the deterioration of my body, I no longer have the ability to control the outside world as I used to, then I also no longer have the other ability to control myself in the same way. But because this ability is only taken from me by facts that are not in my mind but outside of it, I will have it again as soon as I no longer live in unsuitable but in suitable external laws in a new embodiment. The contradiction that is to be interpreted by the above question does not lie in the field of spiritual facts themselves, but only in the prejudices that materialism brings to bear against theosophy.
24. Von dem Verhältnis der physischen zur übersinnlichen Wesenheit des Menschen
Frage: «Widerspricht es nicht der Lehre von der Wiederverkörperung, daß die geistigen Fähigkeiten eines Menschen während seines Lebens abnehmen? Es kommt doch vor, daß geniale Menschen im Alter schwachsinnig werden. Welcher Geist verkörpert sich dann wieder: der hochentwickelte ihres reifen, oder der schwachsinnige ihres Greisenalters?»
Die Antwort auf diese Frage setzt voraus, daß man sich eine richtige Vorstellung bilde von dem Verhältnis der physischen (sinnlichen) und der übersinnlichen Wesenheit des Menschen. Die physische Wesenheit unterliegt den physischen Gesetzen. Während seiner Verkörperung kann der Menschengeist nur dasjenige vollbringen, was diese physischen Gesetze zulassen. — Wenn dutch die Gesetze des Körpers im Alter der Geist nicht mehr imstande ist, in derselben Weise zu wirken, wie er das in einer früheren Lebensepoche imstande war, so rührt das davon her, weil sein Körper ein weniger gutes Mittel für seinen Geist geworden ist. - Man nehme einmal an: man habe es mit einem genialen Pädagogen zu tun. Er unterrichte einmal einen sehr begabten Knaben. Er wird wahrscheinlich ein Ergebnis erzielen, das die Welt in Erstaunen versetzen wird. Später werde ihm ein unbegabter Knabe übergeben. Dieselbe geniale Erziehungskunst wird nur eine Wirkung erzielen, die weit unter der ersten steht. Und es kann zu dieser Abnahme der Wirkung ja auch kommen, wenn der erste Knabe durch eine Erkrankung später nicht mehr fähig ist, das ihm von seinem Lehrer Gebotene in derselben Art aufzunehmen wie früher. - Ist deshalb die pädagogische Kunst des Lehrers geringer geworden? Wird dieser nicht, sobald er die Möglichkeit hat, wieder auf der vollen Höhe seines Wirkens stehen? Nicht anders ist es mit dem Menschengeiste gegenüber seinem Körper. Was altert, ist dieser Körper; und nur der gealterte Körper ist nicht mehr fähig, das ihm vom Geist Gebotene zum Ausdruck zu bringen. Sobald dieser Geist — in einer nächsten Verkörperung — wieder die Möglichkeit dazu hat, wird er auch wieder auf der Höhe seines Wirkens stehen. -— Nun wohl, wird unser Fragesteller sagen: aber der schwachsinnig gewordene Greis müßte dann wenigstens in seinem Innern seine früheren Kräfte haben, wenn er sie auch nicht äußern kann. — Auch das braucht nicht der Fall zu sein. Denn auch das Bewußtsein unseres Selbst ist von den Gesetzen unseres Körpers abhängig. Wir sind uns niemals unseres Geistes in seinem vollen Umfange bewußt, sondern nur insoweit, als dies die Gesetze unserer gegenwärtigen Verkörperung zulassen. Man muß klar unterscheiden, was man ist; und das, was man jeweilig von sich selbst erkennt. Was man ist, das ist man ewig; was man jeweilig von sich erkennt, das hängt genau so von den (zeitlichen) Gesetzen der Verkörperung ab wie dasjenige, was man von der Außenwelt erkennt. Habe ich wegen eines Verfalls meines Körpers nicht mehr die Fähigkeit, die Außenwelt so zu beherrschen wie früher, dann habe ich auch nicht mehr die andere, mich selbst in der früheren Art zu beherrschen. Doch weil mir diese Fähigkeit nur durch Tatsachen genommen ist, die nicht in meinem Geiste, sondern außerhalb desselben liegen, so werde ich sie wieder haben, sobald ich in einer neuen Verkörperung nicht mehr in ungeeigneten, sondern in geeigneten äußeren Gesetzen lebe. - Der Widerspruch, der mit obiger Frage ausgedeutet werden soll, liegt nicht auf dem Felde der geistigen Tatsachen selbst, sondern nur in den Vorurteilen, welche der Materialismus der Theosophie entgegenbringt.