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The Rudolf Steiner Archive

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Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst
GA 27

XV. Heilverfahren

Die Erkenntnis der Heilmittelwirkungen beruht auf dem Durchschauen der in der außermenschlichen Welt vorhandenen Kraftentwickelungen. Denn, um einen Heilvorgang zu veranlassen, muß man Substanzen ın den Organismus einführen, die in diesem sich so ausbreiten, daß der Krankheitsvorgang allmählich in einen normalen übergeht. Nun liegt eben das Wesen des krankhaften Vorganges darin, daß innerhalb des Organismus sich etwas abspielt, das sich nıcht eingliedert in die Gesamttätigkeit desselben. Das hat ein solcher Vorgang gemeinsam mıit einem solchen der äußeren Natur.

Man kann sagen: entsteht im Innern des Organismus ein Vorgang, der einem solchen der äußeren Natur ähnlich ist, so tritt Erkrankung ein. Ein solcher Vorgang kann den physischen oder den ätherischen Organismus ergreifen. Es muß dann entweder der astralische Leib oder das Ich eine Aufgabe erfüllen, die sıe sonst nicht vollbringen. Sie müssen sıch ın einem Lebensalter, ın dem sıe ın freier seelischer Tätigkeit sıch entfalten sollten, zurückschrauben ın ein früheres Lebensalter — in vielen Fällen sogar in das Embryonalalter — und an der Bildung von physischen und ätherischen Gestaltungen mitwirken, die bereits übergegangen sein sollten in den Bereich des physischen und des ätherischen Organısmus; das heißt, die ım ersten menschlichen Lebensalter vom astralischen Leib und der Ich-Organisation besorgt, später aber vom physischen und ätherischen Organismus allein übernommen werden. Denn alle Entwicklung des menschlichen Organismus beruht darauf, daß ursprünglıch die Gesamtgestaltung des physischen und ätherischen Leibes aus der Tätıgkeit des Astralischen und der Ich-Organisation sich ergibt; daß aber mit zunehmendem Alter die astralische und Ich-Tätigkeit in der physischen und ätherischen Organisation weiterlaufen. Tun sie das nicht, so müssen der astralische Leib und die Ich-Organisation ın einem Stadium ihrer Entwickelung in einer Art eingreifen, zu der sie ın diesem Stadium nicht mehr geeignet sind.

Man nehme an, es treten Unterleibsstockungen auf. Die physische und ätherische Organisation vollziehen nicht die ihnen im vorangehenden Lebensalter übertragenen Tätigkeiten in dem entsprechenden Teile des menschlichen Körpers, Die astralische und Ich-Tätigkeit müssen eingreifen. Dadurch schwächen sich diese ab für andere Aufgaben im Organısmus. Sie sind nicht da, wo sie sein sollten, z. B. in der Gestaltung der in die Muskeln gehenden Nerven. Die Folge sınd Lähmungserscheinungen ın gewissen Teilen des Organismus.

Es handelt sich darum, solche Substanzen in den menschlichen Organismus einzuführen, welche der astralischen und der Ich-Organisation die ihnen nicht zukommende Tätigkeit abnehmen können. Man kann nun finden, daß die Prozesse, die ın der Bildung starker ätherischer Ole ım Pflanzenorganismus, insbesondere ın der Blütenbildung wirken, dieses Abnehmen bewirken können. Auch Substanzen, die Phosphor enthalten, können das. Man muß nur dafür sorgen, daß man den Phosphor durch Zusammenmengen mit andern Substanzen dazu bringt, dafß er seine Wirkung im Darm entfalte, nicht in dem über den Darm hinausliegenden Stoffwechsel.

Hat man es zu tun mit Entzündungserscheinungen der Haut, so entfalten da astralıscher Leib und Ich-Organisation eine abnorme Tätigkeit. 5ie entziehen sich dann den Wirkungen, die sıe auf mehr nach innen gelegene Organe ausüben sollten. Sıe vermindern die Empfindlichkeit innerer Organe. Diese hinwiederum hören wegen ıhrer herabgestimmten Empfindlichkeit auf, die ihnen obliegenden Vorvänge auszuführen. Es können dadurch z. B. abnorme Zustände in der Lebertätigkeit auftreten. Und die Verdauung kann dann ın unrechtmäßiger Weise beeinflußt werden. Bringt man nun Kieselsäure iın den Organismus, so werden die auf die Haut entfallenden Tätigkeiten des astralischen und des Ich-Organismus entlastet. Die nach innen erfolgende Tätigkeit dieser Organısmen wird wieder freigegeben; und ein Gesundungsprozeß tritt ein.

Steht man vor krankhaften Zuständen, die sıch ın abnormem Herzklopfen offenbaren, so wirkt eine nicht regelmäßige Tätigkeit des astralischen Organismus auf den Gang der Blutzirkulation. Diese Tätigkeit schwächt sich dann für die Hirnvorgänge ab. Es treten epileptische Zustände ein, weil durch die abgeschwächte astralische Tätigkeit ım Kopforganismus die dort hingehörige ätherische zu stark angespannt wird. Bringt man den aus Levisticum (Liebstöckel) zu gewinnenden gummiartigen Stoff — etwa ın Teeform, noch besser in etwas verarbeiteter Form ın einem Präparat — iın den Organismus, dann wird die für die Blutzirkulation unrecht verbrauchte Tätigkeit des astralıschen Leibes freigegeben, und die Stärkung für die Gehirnorganisation tritt ein.

Man mußß in allen diesen Fällen durch eine entsprechende Diagnose die Richtung der Krankheitswirkungen feststellen. Man nehme den letzten Fall. Er kann so liegen, dafß die Ursache von einem gestörten Wechselwirken zwischen ätherischem und astralıschem Leib in der Blutzirkulation ausgeht. Die Hirnerscheinungen sind dann die Folge. Man wird mit der Heilung so vorgehen können, wie es beschrieben worden ist.

Die Sache kann aber auch umgekehrt liegen. Die Unregelmäßigkeit kann ursächlich zwischen der astralischen und ätherischen Tätigkeit ım Gehirnsystem auftreten. Dann ist die unregelmäßige Blutzirkulation mit der abnormen Herztätigkeit die Folge. Dann muß man z. B. schwefelsaure Salze in den Stoffwechselvorgang bringen. Diese wirken auf die ätherische Organisation des Gehirns so, daß sie in dieser eine Anziehungskraft zu dem astralischen Leibe hervorrufen. Man kann das daran beobachten, daß die Denk-Initiative, die Willenssphäre und die ganze Geschlossenheit des Wesens eine Umwandlung nach dem Besseren erfahren. Es wird dann wahrscheinlich nötig sein, die astraliıschen Kräfte ın ihrer neu zu erwerbenden Wirkung auf das Zirkulationssystem etwa durch ein Kupfersalz zu unterstützen.

Man wird bemerken, daß der Gesamt-Organismus ın seine regelmäßige Tätigkeit dann wieder eintritt, wenn man die durch den physischen und ätherischen Organismus bewirkte Übertätigkeit des astralischen und Ich-Organismus in irgend einem Gliede des Leibes ersetzt durch eine von außen bewirkte. Der Organismus hat die Tendenz, seine Mängel auszugleichen. Deshalb stellt er sich wieder her, wenn man eine Unregelmäßigkeit eine Zeitlang künstlich so reguliert, daß man den innerlich hervorgerufenen Vorgang, der aufhören muß, bekämpft durch einen ähnlichen Vorgang, den man von außen her bewirkt.