Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst
GA 27
XVII. Substanz-Erkenntnis als Grundlage der Heilmittel-Erkenntnis
[ 1 ] Wer die Wirkung von Heilmitteln beurteilen will, muß ein Auge haben für die Kräftewirkungen, die sich im menschlichen Organismus ergeben, wenn eine Substanz, die außer demselben gewisse Wirkungen zeigt, in irgend einer Art in ihn eingeführt wird.
[ 2 ] Ein klassisches Beispiel kann man in der Ameisensäure finden. Sie tritt als eine ätzende, Entzündung bewirkende Substanz im Körper der Ameisen auf. Da erscheint sie als ein Absonderungsprodukt. Ein solches muß der entsprechende tierische Organismus erzeugen, damit er seine Tätigkeit in angemessener Weise ausführen kann. Das Leben liegt in der absondernden Tätigkeit. Ist das Absonderungsprodukt erzeugt, so hat es keine Aufgabe mehr im Organismus. Es muß ausgeschieden werden. Im Tun liegt das Wesen des Organismus, nicht in seinen Substanzen. Die Organisation ist nicht ein Stoffzusammenhang, sondern eine Tätigkeit. Der Stoff trägt den Anreiz zur Tätigkeit in sich. Hat er diesen Anreiz verloren, so hat er für die Organisation keine weitere Bedeutung.
[ 3 ] Im menschlichen Organismus entsteht auch die Ameisensäure. Da aber hat sie ihre Bedeutung. Sie dient der Ich-Organisation. Durch den astralischen Leib werden aus der organischen Substanz Teile ausgesondert, die dahin zielen, leblos zu werden. Die Ich-Organisation braucht diesen Übergang der organischen Substanz in den leblosen Zustand. Aber sie braucht eben denVorgang des Überganges; nicht, was dann durch den Übergang entsteht. Ist nun das nach dem Leblosen hin sich Entwickelnde gebildet, so wird es im Innern des Organismus zur Last. Es muß entweder unmittelbar abgesondert werden, oder aufgelöst, um mittelbar hinwegzukommen.
[ 4 ] Geschieht nun für etwas, das aufgelöst werden sollte, diese Auflösung nicht, so häuft es sich im Organismus an und kann die Grundlage für gichtische oder rheumatische Zustände bilden. Da tritt nun im menschlichen Organismus auflösend die sich bildende Ameisensäure ein. Wird sie in der notwendigen Menge erzeugt, so entfernt der Organismus die zum Leblosen zielenden Produkte in richtiger Art. Ist die Erzeugungskraft zu schwach, so entstehen die gichtischen oder rheumatischen Zustände. Führt man sie dem Organismus von außen zu, so unterstützt man ihn, indem man ihm gibt, was er nicht selbst erzeugen kann.
[ 5 ] Man kann solche Wirkungsarten kennen lernen, wenn man die eine Substanz mit der andern in ihrem Fortwirken im menschlichen Organismus vergleicht. Man nehme die Kleesäure. Sie kann unter gewissen Verhältnissen in die Ameisensäure übergehen. Die letztere stellt in ihren Wirkungen eine Metamorphose der Kleesäure dar. Die Kleesäure ist Absonderung des Pflanzlichen wie die Ameisensäure des Tierischen. Die Kleesäure-Erzeugung stellt im pflanzlichen Organismus eine Tätigkeit her, die der von der Ameisensäure-Erzeugung im Tierischen analog ist. Das heißt, die Kleesäure-Erzeugung entspricht dem Gebiet des Ätherischen, die Ameisensäure-Erzeugung dem des Astralischen. Die in gichtischen und rheumatischen Zuständen sich offenbaren-den Erkrankungen schreiben sich von einer mangelhaften Tätigkeit des astralischen Leibes her. Es gibt andere Zustände, die sich so darstellen, daß die Ursachen, die bei Gicht und Rheumatismus aus dem astralischen Organismus stammen, in den ätherischen Organismus zurückverlegt sind. Dann entstehen nicht bloß Kräftestockungen nach dem Astralischen hin, welche der Ich-Organisation hemmend in den Weg treten, sondern Hinderniswirkungen im Ätherischen, die von der astralischen Organisation nicht bewältigt werden können. Sie zeigen sich in einer trägen Tätigkeit des Unterleibes, in Hemmungen der Leber- und Milztätigkeit, in steinartigen Ablagerungen der Galle und Ähnlichem. Führt man in diesen Fällen Kleesäure zu, so unterstützt man in entsprechender Art den ätherischen Organismus in seiner Tätigkeit. Man erhält durch Kleesäure eine Verstärkung des ätherischen Leibes, weil die Kraft der Ich-Organisation durch diese Säure in eine Kraft des astralischen Leibes verwandelt wird, der dann verstärkt auf den Ätherleib wirkt.
[ 6 ] Von solchen Beobachtungen ausgehend, kann man die Wirkung der dem Organismus heilsamen Stoffe kennen lernen. Die Beobachtung kann vom Pflanzenleben ausgehen. In der Pflanze wird die physische Tätigkeit von der ätherischen durchsetzt. Man lernt an ihr kennen, was durch die ätherische Tätigkeit erreicht werden kann. Im tierisch-astralischen Organismus wird diese Tätigkeit in die astralische übergeführt. Ist sie als ätherische zu schwach, so kann sie durch Hinzufügung der von einem eingeführten Pflanzenprodukt herrührenden verstärkt werden. Dem menschlichen Organismus liegt das Tierische zugrunde. Für dasjenige, was sich zwischen dem menschlichen ätherischen und astralischen Leibe abspielt, gilt innerhalb gewisser Grenzen dasselbe wie im Tierischen.
[ 7 ] Man wird mit Heilmitteln aus dem Pflanzenreiche das zwischen der ätherischen und der astralischen Tätigkeit gestörte Verhältnis herstellen können. Man wird aber mit solchen Mitteln nicht zustande kommen, wenn irgend etwas in der physischen, ätherischen und astralischen menschlichen Organisation in Bezug auf ihr Wechselverhältnis zu der Ich-Organisation gestört ist. Die Ich-Organisation muß ihre Tätigkeit auf Vorgänge lenken, die nach dem Mineralischwerden hinzielen.
[ 8 ] Deshalb ist bei den entsprechenden krankhaften Zuständen auch nur Mineralisch es als Heilmittel brauchbar. Um die Heilwirkung eines Mineralischen kennen zu lernen, ist notwendig, eine Substanz daraufhin zu untersuchen, inwiefern sie abgebaut werden kann. Denn im Organismus muß das von außen zugeführte Mineralische abgebaut und aus den organischen Eigenkräften in neuer Form wieder aufgebaut werden. In einem solchen Ab- und Aufbauen muß die Heilwirkung bestehen. Und was sich da ergibt, muß in der Linie liegen, daß eine mangelhafte Eigentätigkeit des Organismus von der Tätigkeit der zugeführten Heilmittel übernommen wird.
[ 9 ] Man nehme das Beispiel einer übermäßigen Periode. Bei ihr ist die Kraft der Ich-Organisation abgeschwächt. Sie wird einseitig in der Blutbereitung verbraucht. Es bleibt von ihr für die Absorptionskraft des Blutes im Organismus zu wenig übrig. Der Weg, den Kräfte im Organismus gehen sollen, die nach dem Leblosen hin liegen, ist zu kurz, weil diese Kräfte zu heftig wirken. Sie erschöpfen sich auf dem halben Wege.
[ 10 ] Man kommt ihnen zu Hilfe, wenn man dem Organismus Calcium in irgend einer Verbindung zuführt. Dieses bildet an der Blutentstehung mit. Der Ich-Tätigkeit wird dieses Gebiet abgenommen, und sie kann sich der Blutabsorption zuwenden.
XVII Knowledge of substance as the basis of knowledge of remedies
[ 1 ] Whoever wants to judge the effect of remedies must have an eye for the effects of forces that arise in the human organism when a substance that shows certain effects outside of it is introduced into it in some way.
[ 2 ] A classic example can be found in formic acid. It occurs as a corrosive, inflammatory substance in the body of ants. There it appears as a secretion product. The corresponding animal organism must produce such a product in order to carry out its activity in an appropriate manner. Life lies in the excretory activity. Once the excretory product has been produced, it no longer has a function in the organism. It must be excreted. The essence of the organism lies in its activity, not in its substances. The organization is not a combination of substances, but an activity. The substance carries within itself the incentive to activity. If it has lost this incentive, it has no further significance for the organization.
[ 3 ] Formic acid is also produced in the human organism. But that is where it has its significance. It serves the ego organization. Through the astral body, parts are separated from the organic substance that are destined to become lifeless. The ego organization needs this transition of the organic substance into the lifeless state. But it needs the process of transition, not what then arises through the transition. Once that which develops towards the inanimate is formed, it becomes a burden within the organism. It must either be separated directly or dissolved in order to be removed indirectly.
[ 4 ] If something that should be dissolved is not dissolved, it accumulates in the organism and can form the basis for gouty or rheumatic conditions. The formic acid that forms now enters the human organism to dissolve it. If it is produced in the necessary quantity, the organism removes the products that lead to the lifeless in the right way. If the power of production is too weak, gouty or rheumatic conditions develop. If you supply them to the organism from outside, you support it by giving it what it cannot produce itself.
[ 5 ] You can get to know these types of effects by comparing one substance with another in its continued effect in the human organism. Take clover acid. Under certain conditions it can change into formic acid. In its effects, the latter represents a metamorphosis of clover acid. Clover acid is a secretion of the vegetable as formic acid is of the animal. The production of clover acid produces an activity in the plant organism that is analogous to the production of formic acid in animals. This means that the production of clover acid corresponds to the etheric realm, while the production of formic acid corresponds to the astral realm. The diseases which manifest themselves in gouty and rheumatic conditions are due to a deficient activity of the astral body. There are other conditions which present themselves in such a way that the causes of gout and rheumatism, which originate in the astral organism, are transferred back into the etheric organism. Then it is not merely a build-up of forces in the astral direction, which hinders the ego-organization, but also obstructive effects in the etheric, which cannot be overcome by the astral organization. They show themselves in a sluggish activity of the abdomen, in inhibitions of the liver and spleen activity, in stone-like deposits of bile and the like. If clover acid is added in these cases, the etheric organism is supported in its activity in an appropriate manner. Clover acid strengthens the etheric body, because the power of the ego organization is transformed by this acid into a power of the astral body, which then has a stronger effect on the etheric body.
[ 6 ] Based on such observations, one can learn about the effect of substances that are beneficial to the organism. Observation can be based on plant life. In the plant, physical activity is interspersed with etheric activity. In the plant we learn what can be achieved through etheric activity. In the animal-astral organism this activity is transformed into astral activity. If it is too weak as an etheric activity, it can be strengthened by adding the etheric activity of an introduced plant product. The human organism is based on the animal. For that which takes place between the human etheric and astral body, the same applies within certain limits as in the animal.
[ 7 ] It will be possible to restore the disturbed relationship between etheric and astral activity with remedies from the plant kingdom. However, such remedies will not be successful if something in the physical, etheric and astral human organization is disturbed with regard to its interrelationship with the ego organization. The ego organization must direct its activity towards processes that aim at becoming mineral.
[ 8 ] This is why only minerals can be used as remedies for the corresponding pathological conditions. In order to get to know the healing effect of a mineral, it is necessary to examine a substance to see to what extent it can be broken down. This is because the mineral supplied from outside must be broken down in the organism and rebuilt in a new form from its own organic forces. The healing effect must consist in such a degradation and reconstruction. And the result must lie in the line that a deficient self-activity of the organism is taken over by the activity of the supplied remedies.
[ 9 ] Take the example of an excessive period. In it, the power of the ego organization is weakened. It is consumed one-sidedly in the preparation of blood. Too little of it remains for the absorption power of the blood in the organism. The path that forces should take in the organism that lie towards the lifeless is too short because these forces act too violently. They exhaust themselves halfway.
[ 10 ] They can be helped by supplying the organism with calcium in some form of compound. This contributes to the formation of blood. The ego activity is relieved of this area and can turn its attention to blood absorption.