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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Die Geisteswissenschaft und die Zukunft der Menschheit
GA 69e

4 March 1914 Stuttgart

Automated Translation

XV. The Task and Goal of Spiritual Science and Spiritual Seeking in the Present Day

Answering questions: What is the position of spiritual science regarding Swedenborg?

Rudolf Steiner: Swedenborg is like a person who has a spot in his eye and therefore cannot see clearly. He shot at the defect of his eye. It is often said, and even more often believed, that spiritual insight precludes a scientific education. But Swedenborg only became a spiritual researcher after he had already had an outstanding scientific career. His spiritual vision is even more important to him, as he can make all the objections of others himself. This is a crux for scientists, that someone is first a great experimentalist, then deals with occultism. They then say that he was simply no longer scientific later on, so one must distinguish between a healthy-thinking morning crux and a crazy-thinking afternoon crux! Of course, we cannot rely on Swedenborg in every detail, but he did see into the spiritual world. At the same time, however, he is an example of how spiritual organs can show a person what is wrong. Both the saying “Man errs, as long as he strives” and the saying “A good person in his dark urges is well aware of the right path” apply here. For ultimately, the human being is designed for truth and not for untruth.

Question: What about freedom of will?

Rudolf Steiner: Please read my Philosophy of Freedom.

Question: How can consciousness be present when the human being is free of the body?

Rudolf Steiner: First of all, we need to be clear about what we mean by “consciousness”. It is only since Descartes that we have spoken of “consciousness” in the abstract; before that, we spoke more of the soul and soul forces. Today we even have a “philosophy of the unconscious”, but consciousness is nevertheless a property of the soul. During the night, the soul is present, even if not conscious. One cannot manage with Wundt's abstract definition: the soul is the unity of the phenomena of consciousness. Outside of the body, however, the processes also become conscious; through spiritual development one even attains a higher state of consciousness. This is carried into the ordinary consciousness like a memory, and in a sense only becomes conscious in thinking. Otherwise it would be like dreams that a person does not remember. Beginners often say: I do not experience anything in the spiritual worlds, even though I do exercises. They can still experience an enormous amount, but just do not remember it in their ordinary consciousness. This is also necessary for some things. It is good fate for people that the moral law flows down to them unconsciously.

Question: What about thinking horses and Rolf, the dog from Mannheim? The animal is said to be able to calculate a root of a seven-digit number in five minutes, which would take a mathematician two hours.

Rudolf Steiner: I have not seen the Elberfeld horses, so I cannot speak about them. I have only seen the horse of Mr. von Osten, Clever Hans, but that was enough to give me an idea of these complicated things. A private lecturer gave a very materialistic explanation, even though such explanations are considered idealistic. He says that it has to do with the subtle play of features on the face of the person setting the arithmetic problem. He only said that he had studied facial expressions for a decade, but that here it was about such fine movements in the human face that even he could not follow them, but the animal could. So it takes ten years to judge a person, and then there is a facial expression that only a horse can judge, not even a horse breeder.

The truth is that when you are out of the body, the body mathematizes; you leave the mathematics behind in the body, and then you watch it. The horse can do that too. It is connected with currents that go around the earth. This can lead to the development of latent abilities that would not otherwise be developed. We should not be too mocking of these things, otherwise the world could be somewhat astonished by them after all.

XV. Aufgabe und Ziel der Geisteswissenschaft und das Geistige Suchen in Der Gegenwart

Fragenbeantwortung Frage: Wie steht die Geisteswissenschaft zu Swedenborg?

Rudolf Steiner: Swedenborg ist wie ein Mensch, der einen Einschluss im Auge hat, daher nicht ganz richtig sieht. Er schoss auf den Fehler seines Auges. Sehr oft wird gesagt, dass Geistesschau eine wissenschaftliche Bildung ausschließt, und noch häufiger geglaubt. Aber erst wenn Swedenborg schon eine hervorragende wissenschaftliche Laufbahn hinter sich hat, wird er zum Geistesforscher. Seine Geistesschau geht ihm noch darüber, er kann sich alle Einwände der anderen ja selber machen. Das ist eine Krux für die Wissenschaftler, dass einer erst ein großer Experimentator ist, dann sich mit Okkultismus befasst. Man sagt dann, er sei eben später nicht mehr wissenschaftlich gewesen, man müsse also unterscheiden zwischen einer gesund-denkenden Vormittags-Krux und einer wahnsinnig-denkenden Nachmittags-Krux! Man kann sich auf Swedenborg im Einzelnen selbstverständlich nicht verlassen, aber er hat doch hineingesehen in die geistige Welt. Aber zugleich ist er ein Beispiel dafür, wie geistige Organe Irrtümliches dem Menschen zeigen können. Da gilt sowohl das «Es irrt der Mensch, solang er strebt» wie das «Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst». Denn der Mensch ist schließlich auf Wahrheit angelegt und nicht auf Unwahrheit.

Frage: Wie steht es mit der Willensfreiheit?

Rudolf Steiner: Darüber lese man meine «Philosophie der Freiheit».

Frage: Wie kann ein Bewusstsein da sein, wenn der Mensch leibfrei ist?

Rudolf Steiner: Da muss man sich erst klar sein, was man unter «Bewusstsein» versteht. Erst seit Cartesius wird so vom «Bewusstsein» im Abstrakten gesprochen, vorher mehr von der Seele und den seelischen Kräften. Heute hat man sogar eine «Philosophie des Unbewussten», aber die Bewusstheit ist doch eine Eigenschaft der Seele. Die Seele ist während der Nacht, wenn auch nicht bewusst, ja doch vorhanden. Man kommt nicht zurecht mit der abstrakten Definition von Wundt: Die Seele ist die Einheit der Bewusstseinserscheinungen. Außerhalb des Leibes werden die Vorgänge aber auch bewusst, man erlangt durch geistige Entwicklungen sogar einen höheren Bewusstseinszustand. Das wird hereingetragen in das gewöhnliche Bewusstsein wie eine Erinnerung, kommt im Denken gewissermaßen erst zum Bewusstsein. Sonst würde es wie Träume sein, an die der Mensch sich nicht erinnert. Anfänger sagen oft: Ich erlebe nichts in den geistigen Welten, trotzdem ich Übungen mache. - Sie können trotzdem ungeheuer viel erleben, erinnern sich dessen nur nicht im gewöhnlichen Bewusstsein. Das ist auch für manches nötig. Es ist ein gutes Schicksal der Menschen, dass ihnen das Sittengesetz unbewusst herunterfließt.

Frage: Was ist zu sagen von den denkenden Pferden und dem Hunde Rolf von Mannheim? Das Tier soll eine Wurzel aus einer siebenstelligen Zahl in fünf Minuten errechnen, wozu ein Mathematiker zwei Stunden braucht.

Rudolf Steiner: Ich habe die Elberfelder Pferde nicht gesehen, deshalb kann ich nicht darüber sprechen, nur das Pferd des Herrn von Osten, den klugen Hans, habe ich gesehen, aber das genügte, mir ein Bild von diesen immerhin komplizierten Dingen zu machen. Ein Privatdozent hat eine ganz materialistische Erklärung gegeben, wenn auch solche Erklärungen als idealistisch gelten. Er sagt, es handle sich um ein feines Mienenspiel bei demjenigen, der das Rechenexempel aufgibt. Nur sagte er, er habe ein Jahrzehnt lang Mienenspiel studiert, aber hier handle es sich um so feine Bewegungen im menschlichen Gesicht, dass selbst er sie nicht verfolgen könne, das Tier aber könne es. Also man braucht zehn Jahre, um einen Menschen zu beurteilen, und dann gibt es ein Mienenspiel, das nur ein Ross beurteilen kann, nicht einmal ein Tierzüchter.

Die Wahrheit ist diese, dass, wenn man heraus aus dem Leib ist, der Leib mathematisiert; die Mathematik lässt man nämlich zurück im Leibe, der schaut man dann zu. Das kann auch das Pferd. Es hängt zusammen mit Strömungen, die um die Erde herumgehen. Dadurch können sich latente Fähigkeiten entwickeln, die sonst nicht entwickelt werden. Man soll nicht zu spöttisch tun diesen Dingen gegenüber, sonst könnte die Welt doch einigermaßen in Erstaunen versetzt werden durch diese Dinge.