Olaf Åsteson
GA 158
undated, Berlin
Automated Translation
The Dream Song by Olaf Åsteson
A significant folk tale is to be presented: It is about the young Olaf Åsteson, who lives in the saga of the Norwegian people. A dream of this Olaf Åsteson is told in a truly folksy poetic form. A dream that the people imagined filled a long sleep of thirteen days and nights, those thirteen nights and days that lie between Christmas Eve and Epiphany, on January 6. These thirteen days play a role in many folk traditions. To understand what is expressed in such traditions, one must imagine how, relatively recently, people in rural and mountainous areas felt an intimate connection with the course of nature. They felt differently when the plants sprouted out of the earth in spring than when the ground stretched bare in autumn; differently when the sun burned hot in the sky at Midsummer, and differently when the snow clouds hid all the sun's rays in December. In summer, the soul lived with nature; in winter, it withdrew into itself, lived within itself. This withdrawal of the soul became particularly intense towards Christmas time, when the nights are longest. And then it was so for the soul that it withdrew from the outside world as in falling asleep, when the eyes no longer see and the ears no longer hear. A brooding of the soul occupied with itself occurred, which became like a dream in particularly predisposed people. Then some souls experienced their immersion in the spiritual world particularly vividly. Everything they felt, about guilt and sin, about hope in life and worries of the soul, came before them. And just as dreams take on special forms when morning approaches and the first ray of sunshine falls on the dreamer's still sleeping face, so the brooding and dreaming of the soul takes on a special form when, from Christmas onwards, the sun begins to appear earlier in the day, when the approach of the new dawn is felt. Anyone who has ever lived with mountain or rural people is familiar with the dream experiences that we are considering here, which introduce the folk soul to other worlds. Nowadays, however, such experiences are no longer common. They are actually disappearing as locomotives and factory chimneys invade the landscape. In many areas, even the legends of those old dream worlds have already faded away. In areas that have been less influenced by modern industrial and transportation culture, such as certain areas of Norway, beautiful parts of that mythology have been preserved, as in our song about Olaf Åsteson. It comes from ancient times, but was recently rediscovered by the Norwegian people and is spreading quickly, so that many people know it again today, after it was long lost.
It tells of a long dream that Olaf Åsteson dreams in which he experiences the fate of souls after death. The idea behind it is that after death the soul wanders among the stars, that it comes, for example, to areas where the constellations of Taurus, the Serpent, and Canis Major are close, that it comes into the spiritual proximity of the moon. The soul enters these worlds by crossing the Gjallarbridge, which connects the earthly world with the spiritual. In many folk tales, the rainbow is presented as this bridge. Part of this spiritual world is Brooksvalin, where the deeds of the souls are weighed and retribution is meted out to them. The way the song presents the experience points to the time in which it was formed through folk poetry. The ideas about life after death are not yet entirely Christian; they are partly those that were still formed in the old pagan times. However, the time in which Olaf experiences his dream is already presented as Christian. This is evident not only from the fact that he tells his dream at the church door, but also from the fact that Christian ideas of Michael and Christ play into the pagan ideas of the Gjallarbridge and Brooksvalin. Indeed, one can immediately recognize the penetration of Christianity into Norway from the south in the approach of Christ from the south. We are dealing with a folk tale that is probably eight to nine centuries old, because that is how long ago Christianity entered Norway.
By presenting this poetry, we would like to draw your attention to the life of the folk soul, which, through the formation of legends such as that of Olaf Åsteson, shows that it was aware of its connection to the spiritual world, which inwardly experienced images of this connection that gave it the certainty that the spiritual world exists. For anyone who approached Olaf Åsteson and said, “There is no such thing, science has proven that,” would have been looked at quite sympathetically by Olaf Åsteson, who would then have smiled sympathetically and said, “There are more things in heaven and on earth than you can dream of in your school wisdom.
Des Traumliedes von Olaf Åsteson
Es soll zum Vortrage gebracht werden eine bedeutsame Volksdichtung. Von dem jungen Olaf Åsteson handelt sie, der in der Sage des norwegischen Volkes lebt. Ein Traum dieses Olaf Åsteson wird in echt volkstümlich dichterischer Form erzählt. Ein Traum, von welchem sich das Volk vorstellte, daß er einen langen Schlaf von dreizehn Tagen und Nächten ausfüllte, jenen dreizehn Nächten und Tagen, welche zwischen dem Weihnachtsabend und dem Dreikönigstage, am 6. Januar, liegen. Diese dreizehn Tage spielen eine Rolle in vielen Volksüberlieferungen. Will man verstehen, was in solchen Überlieferungen ausgedrückt ist, so muß man sich vorstellen, wie vor verhältnismäßig kurzer Zeit das Volk in Land- und Gebirgsgegenden in innigem Zusammenleben mit dem Verlaufe der Natur sich fühlte. Es empfand anders, wenn die Pflanzen im Frühling aus der Erde hervorsproßten als wenn im Herbste kahl der Erdboden sich hindehnte; anders, wenn die Sonne zur Johanni-Zeit heiß am Himmel brannte, und anders, wenn die Schneewolken im Dezember alle Sonnenstrahlen verbargen. Im Sommer lebte die Seele mit der Natur mit; im Winter zog sie sich in sich selbst zurück, lebte in sich. Besonders innig wurde dieses Zurückziehen der Seele in sich gegen die Weihnachtszeit hin, wo die Nächte am längsten sind. Und es war dann für die Seele so, daß sie von aller Außenwelt sich zurückzog, wie im Einschlafen, wenn die Augen nicht mehr sehen, die Ohren nicht mehr hören. Ein Hinbrüten der mit sich selbst beschäftigten Seele trat ein, das bei besonders veranlagten Menschen wie zu einem Träumen wurde. Da erlebten dann manche Seelen besonders anschaulich ihre Versenkung in die geistige Welt. Alles was sie fühlten, über Schuld und Sünde, über Lebenshoffnung und Seelensorgen trat vor sie hin. Und wie Träume besondere Formen annehmen, wenn es gegen den Morgen zugeht und der erste Sonnenstrahl über das noch schlafende Antlitz des Träumers geht, so nimmt das Brüten und Träumen der Seele eine besondere Form an, wenn von Weihnacht an die Sonne wieder beginnt, früher am Tage zu erscheinen, wenn das Herannahen des neuen Naturmorgens verspürt wird. Wer mit Land- oder Gebirgsmenschen je gelebt hat, der kennt die hier in Betracht kommenden Traumerlebnisse, welche die Volksseele in andere Welten einführen. In der Gegenwart allerdings findet man nicht mehr vieles von solchen Erlebnissen. Sie entschwinden tatsächlich, wenn die Lokomotiven und Fabrikschlote in die Landschaften eindringen. In vielen Gegenden ist es so, daß selbst die Sagen von jenen alten Traumwelten schon verklungen sind. In Gegenden, welche noch weniger von der neueren Industrie- und Verkehrskultur angenommen haben, wie in gewissen Gebieten Norwegens, haben sich so schöne Teile jener Sagenwelt erhalten, wie unser Lied von Olaf Åsteson ist. Es stammt aus alten Zeiten; lebte aber vor kurzem wieder im norwegischen Volke auf und verbreitet sich schnell, so daß es heute wieder viele Menschen kennen, nachdem es lange verschollen war.
Es erzählt einen langen Traum, den Olaf Åsteson träumt, und in welchem er erlebt das Schicksal der Seelen nach dem Tode. Die Vorstellung liegt zu Grunde, daß die Seele nach dem Tode in die Sternenwelten wandelt, daß sie zum Beispiel in Gebiete kommt, wo die Sternbilder des Stieres, der Himmelsschlange, des Hundes nahe sind, daß sie in die geistige Nähe des Mondes kommt. In diese Welten dringt die Seele ein, indem sie die Gjallarbrücke überschreitet, welche die irdische Welt mit der geistigen verbindet. In vielen Volkssagen wird der Regenbogen als diese Brücke vorgestellt. Ein Teil dieser geistigen Welt ist Brooksvalin, wo die Lebenstaten der Seelen gewogen werden und ihnen die Vergeltung zuerteilt wird. Die ganze Art, wie das Lied das Erlebnis darstellt, weist auf die Zeit hin, in welcher es sich durch die Volksdichtung gebildet hat. Die Vorstellungen über das Leben nach dem Tode sind noch nicht ganz die christlichen; sie sind zum Teile diejenigen, welche sich noch in der alten Heidenzeit gebildet haben. Doch wird als die Zeit, in welcher Olaf seinen Traum erlebt, schon die christliche Zeit vorgestellt. Das zeigt sich ja nicht nur dadurch, daß er seinen Traum vor der Kirchentüre erzählt, sondern auch dadurch, daß mitten in die heidnischen Vorstellungen von der Gjallarbrücke und Brooksvalin, die christlichen Vorstellungen von Michael und Christus hineinspielen. Ja man kann in dem Herankommen des Christus aus dem Süden unmittelbar das Eindringen des Christentums nach Norwegen von Süden her erkennen. Man hat es zu tun mit einer wohl acht bis neun Jahrhunderte alten Volksdichtung, denn vor so langer Zeit drang das Christentum in Norwegen ein.
Wir möchten durch den Vortrag dieser Dichtung Ihren geistigen Blick auf das Leben der Volksseele lenken, die durch solche Sagenbildung wie die von Olaf Åsteson zeigt, daß sie sich ihres Zusammenhanges mit der geistigen Welt bewußt war, die von diesem Zusammenhang innerlich Bilder erlebte, die ihr die Gewißheit gaben, daß die geistige Welt Dasein hat. Denn wer an Olaf Åsteson herangetreten wäre und etwa ihm gesagt hätte: so etwas gibt es nicht, das hat die Naturwissenschaft bewiesen: den hätte Olaf Åsteson recht mitleidig angeschaut, hätte dann wohl teilnahmsvoll gelächelt und gesagt: es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als du dir mit deiner Schulweisheit erträumst.