Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
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To Rudolf Steiner in Weimar
Saturday, April 18, 1903
Schlachtensee, 18/IV 03
Today you are being attacked by Deinhard. I'm sending you the last issue of Vâhan that has just arrived.7Journal for Theosophy, published by Richard Bresch in Leipzig, (1899-1906). There are some interesting things in it. Bresch is visibly improving. It is moderate and firm, and the few allusions to Hübbe-Schleiden are both right and in place. You can't let Hübbe-Schleiden play the leading role.
Deinhard is certainly frightened by your advances and has confused our poor Mrs. Carola Mayne,8née Countess Topor-Morawitzky (1846-1907/08), member of the Berlin branch since March 1903. Marie v. Sivers had asked her to organize Rudolf Steiner lectures in Munich, because Deinhard, who was actually responsible for Munich, was reluctant to any public theosophical activity, as For example, from his letter to Marie v. Sivers dated May 13, 1903: “I would now kindly ask you to kindly contact my address in the future if it concerns any matters concerning the Theosophical Society. Mr. Becker is hardly familiar with the circumstances of the Theosophical Society and Mrs. Mayne, a German-American living in Pasing, is even less so. Unfortunately, she is stone-deaf and has the unpleasant habit of constantly causing confusion with her naive letters. When I recently met Dr. Steiner in Weimar, I expressly asked him to contact me regarding any lectures he might wish to give here. As the oldest member of the T.S. and the person who has contributed most to the spread of the theosophical ideas in Munich, I believe I am entitled to expect this. I have already pointed out to Dr. Steiner in Weimar that interest in lectures here is extremely low at this time of year. I therefore advise against wanting to give a public lecture here now or during the summer... because she is not answering me. You should tell him to leave her alone.
From the same report, I see that Olcott is in Europe. He left on March 5, so he is already here. Perhaps, at his advanced age, this is the last time. We have to see him, don't we? Maybe he will come to us. It doesn't matter if Hübbe-Schleiden and Deinhard object. It would be a sanctioning of our newly founded section by the venerable and first president. It would also be a fresh impetus and an incentive for the members. It would be best if he stayed long enough to come to the annual festival and be my guest in Berlin.9did not materialize. But if he leaves earlier, it should be possible to announce a lecture evening in the summer, at which the two of you would speak together, and a day or two. He would probably live in Schlachtensee. But if he can't do all that, it would be nice if we went to London, preferably now rather than at the convention.10But they did go to the annual meeting of the British Section of the T.G. in London, July 3-5, 1903.
I will try to find out more details right away. I would like to send him a few words of welcome, also on your behalf, and express the hope of seeing him set foot on the rough German soil. Should I?
And if possible, let me know quickly about your conversation with Deinhard, so that I have some knowledge when I talk to Carola.
Today, for the first time, it felt as if I recognized something deeper about the nature of meditation, which is more creative than reflection, repetition and feeling. I wanted to fix it, but then the morning work came in between and now the letters and I fear it is evaporating. You will say, of course, that you should have done that anyway. But then again the absorbed peace of mind is not there, the basic condition for not doing things.
Incidentally, this was something that became particularly clear to me today, also in meditation. My main obstacle was disorder. It also gave me the increased feeling of rush and the pangs of conscience, and so the unfulfilled and neglected aspects of daily life always intruded into my devotional and mental images. This is a deep-seated reason for my slow progress, and as long as this vice is not radically rooted out, it will not go well. We have to start with the little things.
There you have my newly acquired insight.
But a thousand thanks to you, my dear, for the sea of light you give me and for your spiritual support.
How are you? Marie.
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If we had to go, or even if I had to go alone, I would prefer to choose May 8, the anniversary of Mrs. Blavatsky's death, for it. It was my great regret last year that I could not be there, and since we cannot yet celebrate it in any significant way this year, I would like to make up for it.
Consider all this when you make further arrangements for your lecture tour, especially Munich. Why not suggest to Deinhard a speech be given in Hannover, you of course.
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An Rudolf Steiner in Weimar
Samstag, 18. April 1903
Schlachtensee, d. 18/IV 03
Heute wirst Du nun von Deinhard attackiert. Ich schicke Dir die eben angekommene letzte Nummer des Vâhan.7Die von Richard Bresch in Leipzig herausgegebene Zeitschrift für Theosophie, (1899-1906). Es ist manches Interessante daran. Bresch bessert sich zusehends. Er ist maßvoll und fest, und die paar Anspielungen auf Hübbe-Schleiden sind ebenso richtig als am Platz. Man kann Hübbe-Schleiden nicht die Vorderrolle spielen lassen.
Deinhard ist bestimmt erschreckt über Dein Vordringen und hat unserer armen Frau Carola Mayne 8geb. Gräfin Topor-Morawitzky (1846-1907/08), Mitglied im Berliner Zweig seit März 1903. Marie v.Sivers hatte sie gebeten, in München Vorträge Rudolf Steiners zu organisieren, da Deinhard, der eigentlich für München zuständig war, sich damals gegen jede öffentliche theosophische Tätigkeit sträubte, wie z. B. aus seinem Brief an Marie v. Sivers vom 13. 5. 1903 hervorgeht: «Ich möchte nun zunächst freundlich bitten, sich doch künftig gefälligst an meine Adresse wenden zu wollen, wenn es sich um irgendwelche Dinge handelt, die die theosophische Gesellschaft angehen. Herr Becker ist ja mit den Verhältnissen der theosophischen Bewegung kaum näher vertraut und noch viel, viel weniger ist dies Mrs. Mayne, eine in Pasing wohnende Deutsch-Amerikanerin, die leider stocktaub ist und dazu die unangenehme Eigenschaft besitzt, dass sie durch ihre naiven Briefe fortwährend nur Konfusion stiftet. - Als ich kürzlich Dr. Steiner in Weimar traf, habe ich ihn ausdrücklich gebeten, sich wegen etwaiger Vorträge, die er hier halten wolle, doch ja an mich zu wenden. Ich glaube als ältestes Mitglied der T.S. und als derjenige, der am meisten zur Ausbreitung der theos. Ideen in München beigetragen hat, dies erwarten zu dürfen. Ich habe nun schon in Weimar Dr. Steiner darauf aufmerksam gemacht, dass das Interesse für Vorträge in der gegenwärtigen Jahreszeit hier ein außerordentlich geringes ist. Ich rate also positiv ab, jetzt oder im Laufe des Sommers hier einen öffentlichen Vortrag halten zu wollen. ...» den Kopf wirr gemacht, denn sie antwortet mir nicht. Du sollst ihm sagen, dass er sie in Ruhe lässt.
Demselben Bericht entnehme ich, dass Olcott in Europa ist. Am 5. März abgereist, also ist er schon hier. Vielleicht, bei seinem hohen Alter, das letzte Mal. Wir müssen ihn sehen, nicht wahr? Vielleicht kommt er zu uns. Es ist ganz gleich, wenn Hübbe-Schleiden und Deinhard sich dagegen wehren. Es wäre eine Sanktionierung unserer neubegründeten Sektion durch den ehrwürdigen und ersten Präsidenten. Es wäre wiederum ein frischer Strom und ein Ansporn für die Mitglieder. Am besten war es, er bliebe so lange, dass er zum Jahresfest kommen könnte und mein Gast in Berlin sein.9Hat sich nicht realisiert. Sollte er aber früher wegreisen, müsste es auch im Sommer möglich sein einen Vortragsabend anzukünden, an welchem Ihr beide zusammen sprechen würdet, und einen Tag oder zwei. würde er wohl in Schlachtensee leben. Kann er aber das alles nicht, so wäre es wohl schön, wenn wir nach London gingen und zwar lieber jetzt als zur Convention.10Sie fuhren aber doch erst zur Jahresversammlung der Britischen Sektion der T.G. in London, 3. bis 5. Juli 1903.
Ich werde gleich Näheres zu erfahren suchen. Am liebsten möchte ich ihm gleich, und auch in Deinem Namen, einige Begrüßungsworte schicken und die Hoffnung aussprechen, ihn auch den rauhen deutschen Boden betreten zu sehen. Soll ich?
Und lass mich, wenn es geht, recht schnell etwas über Deine Unterredung mit Deinhard wissen, damit ich der Carola gegenüber Sachkenntnis habe.
Heute war es mir zum ersten Mal, als ob ich etwas tiefer das Wesen der Meditation erkannte, das schöpferischer ist als NachDenken, Nach-Beten und -Empfinden. Ich wollte es auch fixieren, aber da kam die Morgenarbeit dazwischen und jetzt die Briefe und ich fürchte, es verflüchtet sich. Du wirst freilich sagen: das hättest du doch tun müssen. Aber dann ist wieder die absorbierte Seelenruhe nicht, die Grundbedingung, wegen des Ungetanen.
Das war übrigens etwas, was mir heute besonders klar vor Augen trat, auch in der Meditation. Mein Haupthindernis war die Unordnung. Die gab mir auch das gesteigerte Hetzgefühl und die Gewissensbisse, und so drängte sich immer das Ungeschehene und Vernachlässigte des täglichen Lebens in die devotionellen und mentalen Bilder. Das ist ein tiefer Grund meines langsamen Weiterkommens, und so lange dieses Laster nicht radikal ausgewurzelt ist, wird’s auch nicht gut gehen. Beim Kleinen muss angefangen werden. |
Da hast Du meine eben errungene Einsicht.
Dir aber tausend Dank, Du Guter, Bester, für das Meer von Licht, das Du mir gibst, und für Dein spirituelles: Tragen.
Wie geht's Dir? Marie.
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Wenn wir hingehen müssten, oder gar ich allein, möchte ich am liebsten den 8. Mai, den Todestag von Frau Blavatsky dazu aussuchen. Es war mein großes Bedauern voriges Jahr, dass ich nicht da sein konnte, und da wir ihn selbst dieses Jahr noch nicht erheblich feiern können, möchte ich’s einholen.
Erwäge dies alles, wenn Du nun nähere Bestimmungen über Deine Vortragstournee triffst, insbesondere München. Willst Du nicht gleich Deinhard vorschlagen eine Rede in Hannover zu halten, Du natürlich.