Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
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To Marie Steiner in Stuttgart
Friday, March 13, 1925
Goetheanum, March 13, 1925
M.l.M.
I send you my warmest birthday wishes. I will think a lot on this day of all the beauty that has been and is in our joint work and that now always comes so beautifully before the eye of my soul when I describe it.13In the Goetheanum essays on “My Life”. I can assure you that I describe this with love.
You telegraphed that you do not need the car until the 16th. It will be there then. But telephone if it is necessary before then.
And thank you for your telegrams and letters. I am glad that everything has gone so well. The ranting in the newspapers is certainly unbearable. But the main thing is that our organizers do not let themselves be intimidated by this ranting, as has unfortunately happened in Christiania. Your work is so beneficial now. Hopefully it won't affect you too much.
In Stuttgart, something seems to be happening again against Unger. They will approach you. But you will find the right position. It is self-evident that during my illness, circles such as the Waldorf School must try independent work. It is already happening in the organization of the conference. But now a lecture should be given by Unger during the conference. The administrative board of the Waldorf School is making that impossible. Unger is not to give a lecture during the conference of the Waldorf School - for the Anthroposophical Society, not for the conference. At this stage, the Stuttgart board writes to the Dornach board about what should be done. However, it is quite impossible for us here in Dornach to intervene at such a late stage in a matter that is so disastrous for Stuttgart. I can therefore only write to the Stuttgart board to say that we cannot intervene. Of course, this does not prevent you from doing what you think is right in Stuttgart if you are approached about the matter.
My dear, I do not want to bother you with trivialities, and I have avoided doing so until now. But just to let you know, in case the matter comes up from the other side, I am writing this. Just to avoid any misunderstanding. It was only too understandable that my appetite was not in order due to the often elevated temperatures, etc., and that I could hardly eat for a while. Now Dr. Wegman, in her kindness, in which she wants to do everything possible for me, was thinking of a solution. And unfortunately she came up with the idea of having 14Amalie Breitenstein (1860-1942), wife of Julius Breitenstein, member in Vienna since May 1910. When Dr. Wegman suggested this to me, I said that it was 'madness' and that she must not do it. Mrs. Walther cooks for me, as you know, and there is no reason to change that. Well, after a while I was told that Mrs. Breitenstein was coming after all. I forbade her from cooking. I don't want anything cooked by her, and everything stays the same. It's also insane to think that it would do me any good to be “cooked for in Viennese style”. I don't want to write the whole story here, but I just wanted to touch on it so that you are not confronted with something incomprehensible when someone in Stuttgart tells you that Mrs. Breitenstein came to cook for me. It's just nonsense, and they will get a few recipes from Mrs. Breitenstein as a token. But she won't cook. Once again, my warmest thoughts
from your loving Rudolf
Abs: Dr. Rudolf Steiner
Goetheanum, Dornach near Basel,
Canton Solothurn, Switzerland.
Dr. I. Wegman sends warmest birthday greetings. She is deeply pleased about your great successes and would like to express this in particular.
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An Marie Steiner in Stuttgart
Freitag, 13. März 1925
Goetheanum, 13. März 1925
M.l.M.
Herzlichste Geburtstagsgedanken sende ich Dir. Ich werde an diesem Tage viel denken an all das Schöne, das in unserer gemeinsamen Arbeit war und ist und das mir ja Jetzt stets so schön vor das Seelenauge tritt, wenn ich es schildere.13In den Goetheanum-Aufsätzen zu «Mein Lebensgang». Ich kann Dir die Versicherung geben, ich schildere dies mit Liebe.
Du telegraphiertest, dass Du das Auto erst am 16. brauchst. Es wird dann da sein. Aber telephoniere, wenn es vorher notwendig ist.
Und habe Dank für Deine Telegramme und Briefe. Ich bin froh, dass alles so gut gegangen ist. Das Schimpfen der Blätter ist ja gewiss unausstehlich. Aber die Hauptsache wäre, dass sich unsere veranstaltenden Leute nicht durch dieses Geschimpfe einschüchtern ließen, wie es ja leider in Christiania geschehen ist. Dein Wirken ist jetzt ein so segensreiches. Hoffentlich greift es Dich nicht allzustark an.
In Stuttgart scheint sich wieder gegen Unger etwas abzuwickeln. Es wird an Dich herantreten. Doch Du wirst schon die rechte Stellung finden. — Es ist ja selbstverständlich, dass jetzt während meiner Krankheit solche Kreise wie z.B. die Waldorfschule selbständige Arbeit probieren müssen. Es geschieht ja schon in der Veranstaltung der Tagung. Nun aber sollte durch Unger während der Tagung ein Vortrag gehalten werden. Den verunmöglicht der Verwaltungsrat der Waldorfschule. Unger soll nicht während der Tagung der Waldorfschule einen Vortrag - für die anthroposophische Gesellschaft, nicht für die Tagung - halten. In diesem Stadium schreibt nun der Stuttgarter Vorstand an den Dornacher Vorstand, was getan werden soll. Wir hier von Dornach aus können aber ganz unmöglich in einem so vorgerückten Stadium in eine Sache eingreifen, die eben zu dem Verhängnisvollen von Stuttgart gehört. Ich kann daher dem Stuttgarter Vorstand nur schreiben lassen, dass wir nicht eingreifen können. Das hindert natürlich nicht, dass Du in Stuttgart dasjenige tust, was Du für richtig hältst, wenn man mit der Sache an Dich herantreten sollte.
Meine Liebe, ich möchte Dir nicht mit Kleinigkeiten kommen, habe es auch bis jetzt vermieden. Doch nur, um Dich zu informieren, falls von andrer Seite die Sache an Dich herantritt, schreibe ich dies. Damit nur ja kein Missverständnis entsteht. Es war nur zu begreiflich, dass mein Appetit durch die oft erhöhten Temperaturen usw. nicht in Ordnung ist und ich eine Zeitlang kaum essen konnte. Nun sann in ihrer Güte, in der sie alles Mögliche für mich tun will, Dr. Wegman auf einen Ausweg. Und sie kam unglückseliger Weise auf den: Frau Breitenstein 14Amalie Breitenstein (1860-1942), Frau von Julius Breitenstein, Mitglied in Wien seit Mai 1910. von Wien kommen zu lassen. Als mir Dr. Wegman das andeutete, sagte ich, das sei «Wahnsinn» und sie dürfe das nicht tun. Frau Walther kocht ja, wie Du weißt, für mich, und es ist kein Grund, eine Änderung eintreten zu lassen. Nun - nach einiger Zeit wurde mir gesagt, dass Frau Breitenstein doch komme. Ich verbot, dass sie kochte. Ich will gar nicht von ihr gekocht haben, und alles bleibt beim Alten. Es ist ja auch wahnsinnig, zu glauben, dass es mir etwas nützen soll, wenn in «wienerischer Art für mich gekocht wird». Ich will die Affaire nicht weiter hier schreiben; aber ich wollte sie nur berühren, damit Du nicht vor etwas Unbegreiflichem stehst, wenn man Dir etwa in Stuttgart sagt: Frau Breitenstein sei zum Kochen für mich gekommen. Es ist eben Unsinn, und man wird sich von Frau Breitenstein einige Rezepte zum Scheine geben lassen. Kochen aber wird sie nicht. Nochmals die allerherzlichsten Gedanken
von dem Dich liebenden Rudolf
Abs: Dr. Rudolf Steiner
Goetheanum, Dornach bei Basel,
Canton Solothurn, Schweiz.
Dr. I. Wegman sendet herzlichste Geburtstagsgrüße. Sie freut sich innig über Deine großen Erfolge und möchte das besonders zum Ausdrucke bringen.