The Origin and Development of Eurythmy
1918–1920
GA 277b
16 September 1919, Berlin
Automated Translation
22. Eurythmy Performance
Goethe attempts to penetrate from the knowledge and awareness of the dead to the knowledge and awareness of the living. He asserts the power of observation over theory. The individual leaf is the whole plant, the plant is only the complicated elaboration of the individual limb. This can be applied again to the human being, who is only one limb of the whole world. We produce speech through our larynx, and it is received through the ear. But it is also possible to observe these movements with supersensible organs. These are artistic movements that can be seen when speaking. And these movements can be transferred to the whole human being, to the whole moving human being, who reveals the movements that otherwise underlie the larynx and its neighboring organs: speech that has become visible. The joy, suffering, etc. that resonates through the soul when speaking can be transferred to groups and expressed there.
In eurythmy, it is the sequence of movements that is important – just as it is the sequence of tones in music.
If one and the same poem were to be presented in two different ways, it would only be presented in an individually different way to the extent that a Beethoven sonata is performed differently by a particular player in two different places. There is nothing arbitrary about this art of movement; everything follows laws, rhythm, harmony and so on. The content of the poem is only one opportunity, like rhythm, to bring out the artistic side. With Schiller, for example, it was not the content of a poem that came first, but in his play something musical, rhythmic trembled, and only then did it become poetry. Goethe rehearsed 'Iphigenia' with the baton with the performing artists.
It is particularly appealing when a person not only creates works of art but also turns themselves into a work of art. This is how eurythmy is to be understood.
Ansprache zur Eurythmie
Goethe versucht aus dem Erkennen und Wissen des Toten vorzudringen zum Wissen und Erkennen des Lebendigen. Das Anschauen macht er geltend, nicht die Theorie. Das einzelne Blatt ist die ganze Pflanze, die Pflanze ist nur die komplizierte Ausgestaltung des einzelnen Gliedes. Das lässt sich wieder anwenden auf den Menschen, der ja nur ein Glied der ganzen Welt ist. Wir bringen durch unseren Kehlkopf die Sprache hervor, durch das Ohr wird sie aufgenommen. Es ist aber auch möglich, mit übersinnlichen Organen diese Bewegungen dabei zu beobachten. Künstlerische Bewegungen sind das, die geschaut werden können beim Sprechen. Und diese Bewegungen können übertragen werden auf den ganzen Menschen, auf den ganzen bewegten Menschen, der die Bewegungen offenbart, die sonst dem Kehlkopf und seinen Nachbarorganen zugrunde liegen: sichtbar gewordene Sprache. Was die Seele beim Sprechen durchtönt an Freude, Leid und so weiter, das kann übergehen auf Gruppen und da zum Ausdruck kommen.
Auf die Aufeinanderfolge von Bewegungen kommt es an bei der Eurythmie - wie bei der Musik auf die Aufeinanderfolge der Töne.
Wenn ein und dasselbe Gedicht in zwei verschiedenen Arten dargestellt würde, so würde es nur so weit individuell verschieden dargebracht werden, wie etwa eine Sonate von Beethoven an zwei verschiedenen Orten durch das Individuelle des Spielers verschieden ist. Es ist nichts Willkürliches in dieser Bewegungskunst, alles geht nach Gesetzen, Rhythmus, Harmonie und so weiter. Der Inhalt der Dichtung ist nur eine Gelegenheit, wie Rhythmus, Künstlerisches zur Geltung kommt. Bei Schiller lebte zum Beispiel nicht zuerst der Inhalt einer Dichtung, sondern in seiner Scele zitterte etwas wie Musikalisches, Rhythmisches, und dann erst wurde es zur Dichtung. Goethe übte mit den darstellenden Künstlern die «Iphigenie» mit dem Taktstock ein.
Etwas ganz besonders Reizvolles ist es, wenn der Mensch nicht nur Kunstwerke schafft, sondern sich selbst zum Kunstwerk macht. So ist Eurythmie aufzufassen.