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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Cultural and Contemporary History 1887–1901
GA 31

Automated Translation

2. Essays from "Deutsche Wochenschrift"

The Week, January 5-11, 1888

A significant change in Austria's relations with Russia does not yet appear to have occurred. Things are still at the same old stage. Attempts have been made to capitalize on the premature discharge of the oldest year of the Russian Guard Corps, which is now to take place, but the general armaments in Russia, of which new reports reach the world from time to time, do not really raise hopes of maintaining peace. Austria remains cautious. Even at the last ministerial conferences held in Vienna, in which the Hungarian ministers Tisza and Fejervary took part, no further resolutions were passed. The only thing that resembles a preparation for war is the calling up of reservists in Austria and Hungary for an extraordinary seven-day rifle drill for the purpose of practicing with the repeating rifle. The necessary bill has already been sent to the Hungarian House of Representatives and will soon be submitted to the Imperial Council. However, such a measure would probably have been adopted at the same time under more peaceful conditions.

These are almost only minor political matters that have interrupted the week's silence. The holiday mood still lingers. The opening of a beautiful jubilee exhibition in the Vatican, a quickly suppressed coup in Burgas - that's pretty much all the news abroad. More important may be the negotiations that are to be held again between the German and Czech members of parliament in Bohemia. An understanding is hardly to be expected, the differences are too great. But at least we should find out more about what the Czechs have to offer in relation to the German Fordetungen. In the meantime, the Germans in Prague celebrated the opening of their new theater in the most festive way. On both evenings, the house was filled with a glittering audience, including the governor Baron Kraus and the colonel-land marshal Prince Lobkowitz. On the first evening "Die Meistersinger" was performed, on the second an occasional comedy by Alfred Klaar and "Minna von Barnhelm". The celebration was not disturbed in any way by the Czech population. After the performance on the second day, a banquet was held at which Dr. Schmeykal explained the significance of the celebration in a major speech. He concluded with a toast to the German people in Bohemia. Professor Knoll, Dr. Hermann from Dresden and Dr. Klaar followed the leader of the German Bohemians with uplifting toasts.

Aufsätze aus «Deutsche Wochenschrift»

Die Woche, 5.-11. Januar 1888

Eine wesentliche Veränderung in den Beziehungen Österreichs zu Rußland scheint noch nicht eingetreten zu sein. Die Dinge stehen auf dem alten Flecke. Man hat versucht, aus der vorzeitigen Entlassung des ältesten Jahrgangs des russischen Gardekorps, die jetzt erfolgen soll, Kapital zu schlagen, allein die allgemeinen Rüstungen in Rußland, von denen ab und zu immer neue Meldungen in die Welt dringen, lassen die Hoffnungen auf Erhaltung des Friedens nicht recht aufkommen. Österreich bleibt nach wie vor zurückhaltend. Auch auf den letzten Minister-Konferenzen, die in Wien stattfanden, und an denen die ungarischen Minister Tisza und Fejervary teilnahmen, wurden keine weitergehenden Beschlüsse gefaßt. Das einzige, was einer Vorbereitung zum Kriege ähnlich sieht, ist die Einberufung der Reservisten in Österreich und Ungarn zu einer außerordentlichen siebentägigen Waflenübung behufs Einübung mit dem Repetiergewehr. Der dazu nötige Gesetzentwurf ist schon dem ungarischen Abgeordnetenhause zugegangen und wird nächstens im Reichsrate vorgelegt werden. Indessen wäre eine solche Maßregel wahrscheinlich um dieselbe Zeit auch unter friedlicheren Verhältnissen getroffen worden.

Es sind fast nur politische Kleinigkeiten, die im übrigen die Stille der Woche unterbrochen haben. Die Feiertagsstimmung wirkt noch nach. Die Eröffnung einer schönen JubiläumsAusstellung im Vatikan, ein schnell unterdrückter Putsch in Burgas — darauf beschränkt sich so ziemlich die Auslese im Auslande. Wichtiger können die Verhandlungen werden, die eben wieder zwischen den deutschen und tschechischen Landtags-Abgeordneten in Böhmen geführt werden sollen. Eine Verständigung ist zwar kaum zu erwarten, die Gegensätze sind zu groß. Aber man dürfte wenigstens genauer erfahren, was die Tschechen gegenüber den deutschen Fordetungen zu bieten haben. Inzwischen begingen die Deutschen in Prag aufs Festlichste die Feier der Eröffnung ihres neuen Theaters. Das Haus war an beiden Festabenden mit einer glänzenden Gesellschaft gefüllt, in welcher sich auch der Statthalter Baron Kraus und der Oberst-Landmarschall Fürst Lobkowitz befanden. Am ersten Abend wurden die «Meistersinger», am zweiten ein Gelegenheits-Lustspiel von Alfred Klaar und «Minna von Barnhelm» gegeben. Von der tschechischen Bevölkerung wurde die Feier in keinerlei Weise gestört. Nach der Vorstellung am zweiten Tage fand ein Festbankett statt, auf welchem Dr. Schmeykal in einer großen Rede die Bedeutung der Feier darlegte. Er schloß mit einem Hoch auf das deutsche Volk in Böhmen. Professor Knoll, Dr. Hermann aus Dresden und Dr. Klaar folgten dem Führer der Deutschböhmen mit erhebenden Trinksprüchen.