Writings on the History of the
Anthroposophical Movement and Society
1902–1925
GA 37
25 February 1924
Translated by SteinerOnline Library
To the Shareholders of Futurum AG
Dear Sir, Under Dr. Wegman's leadership, this institute is, in my view, a true model of how the Anthroposophical Society could only wish for. It is now in the karma of this society to integrate this institute fully into the Goetheanum as soon as possible. And at the Christmas Conference, I expressed the firm will to take such karmic connections into account. To do this, it is now necessary to ask individual members for sacrifices. It will be impossible for me to integrate the Clinical Therapy Institute into the Goetheanum in the appropriate way if the entire share burden of Futurum, which is in liquidation, falls on the associated Laboratory Society. The only way to help would be for those members who were Futurum shareholders and who are able to make the sacrifice to offer their shares either in whole or in part to the Goetheanum as a gift. This would make it possible for the Laboratorium-Gesellschaft to take over the share burden in a healthy and promising way, and the clinic, whose prosperity must be my primary concern, would be freed from its financial worries. For it would amply correspond in value to the share capital that would accrue to the Goetheanum through the gifts described above and that could be freed from the burden of the Laboratorium-Gesellschaft. It will then be possible to ensure that, through the prosperity of the Laboratorium-Aktiengesellschaft, the shares donated to the Goetheanum later yield dividends for the donors.It is true that the Goetheanum does not gain anything in its funds from the fact that it receives share capital from Futurum in liquidation in this way; but the spiritual gain achieved by connecting the clinic to the Goetheanum is so significant that I hope our members who are shareholders will understand.
It would also ensure that those members who are shareholders and who depend on their dividends would not suffer a further reduction due to further depreciation.
I must confess that it was only with a heavy heart that I wrote these lines. But I have to say: precisely because I feel so strongly let down by the personalities who approached all kinds of foundations when I held no office in the Anthroposophical Society and who have then more or less withdrawn, I decided to take over the chairmanship of the Anthroposophical Society at the Christmas Conference. I must then do everything to enable those institutions, such as the Dr. Wegman Clinic, to be run entirely in the sense that I regard as anthroposophical. It was only with the greatest reluctance that I decided at the time to take over the chairmanship of Futurum, which was not founded on my initiative. I was not supported in any way by the people who took this initiative. My warnings went unheeded. Now that I myself hold the presidency of the Anthroposophical Society, I will no longer allow anything to be done that is not in line with pure anthroposophical principles. People will say: Why did I say “yes” to these things back then? Well, those who inaugurated them might say today, if I had intervened in any other way, If we had been allowed to go our own way at the time, we could now rebuild the Goetheanum with the income from the Futurum shares. We had to give people the opportunity to show what they could do. It is enough with the one case; the impact of the Christmas Conference will ensure that it does not repeat itself.
With kind regards
Rudolf Steiner
An Die Aktionäre Der Futurum Ag
Sehr geehrter...!
Gestatten Sie, dass ich in der Angelegenheit des Futurums an Sie herantrete. Durch die Fusion dieses Unternehmens mit der Internationalen Laboratorium-Aktiengesellschaft in Arlesheim ist der Letzteren eine große Last zugewachsen. Diese wirkt umso drückender, als mit der Laboratorien-Gesellschaft das Klinisch-therapeutische Institut in Arlesheim bisher noch verbunden ist. Dieses Institut ist — unter Frau Dr. Wegmans Leitung - in meinem Sinne eine wirkliche Musteranstalt, wie sich eine solche die Anthroposophische Gesellschaft nur wünschen kann. Es liegt nun im Karma dieser Gesellschaft, möglichst bald dieses Institut ganz in das Goetheanum einzugliedern. Und ich habe ja bei der Weihnachtstagung den entschiedenen Willen ausgesprochen, solchen karmischen Zusammenhängen Rechnung zu tragen. Dazu ist nun notwendig, dass von einzelnen Mitgliedern Opfer erbeten werden. Es wird mir unmöglich gemacht, dies Klinisch-therapeutische Institut in entsprechender Art dem Goetheanum einzugliedern, wenn der mit ihm verbundenen Laboratorium-Gesellschaft die gesamte Aktienlast des in Liquidation befindlichen Futurums zufällt. Geholfen wäre nur dann, wenn diejenigen Mitglieder, die Aktionäre des Futurums waren, und die in der Lage sind, das Opfer zu bringen, ihre Aktien entweder ganz oder teilweise dem Goetheanum als Geschenk anbieten würden. Dadurch könnte erreicht werden, dass die Aktienlast, welche die Laboratorium-Gesellschaft übernimmt, diese gesund und aussichtsvoll machen könnte, und die Klinik, deren Gedeihen mir vor allem auf dem Herzen liegen muss, würde der Sorgen, die sie drücken, enthoben sein. Denn sie würde in ihrem Wert reichlich dem Aktienkapital entsprechen, das durch die oben gekennzeichneten Geschenke dem Goetheanum zufiele und das aus der Belastung der Laboratorium-Gesellschaft herausgezogen werden könnte. Es wird dann dafür gesorgt werden können, dass durch Gedeihen der Laboratorium-Aktiengesellschaft die dem Goetheanum geschenkten Aktien später wieder für die Schenker Dividenden ergeben.
Es ist ja richtig, dass das Goetheanum dadurch, dass auf diese Art ihm Aktienkapital der Futurum in Liquidation zufällt, nichts an seinem Fonds gewinnt; allein der geistige Gewinn, der durch den Anschluss der Klinik an das Goetheanum erreicht wird, ist ein so bedeutsamer, dass ich bei unseren Mitgliedern, die Aktionäre sind, dafür Verständnis zu finden hoffe.
Es würde dadurch ja auch erreicht, dass für diejenigen Mitglieder, die Aktionäre sind, und die auf ihre Dividenden angewiesen sind, keine weitere Reduktion durch nochmalige Abschreibung eintreten würde.
Ich muss gestehen, dass ich diese Zeilen nur mit schwerem Herzen geschrieben habe. Allein ich muss schon sagen: Eben deswegen, weil ich mich durch die Persönlichkeiten, die in der Zeit, als ich kein Amt in der Anthroposophischen Gesellschaft bekleidete, an allerlei Gründungen herantraten und die sich dann mehr oder weniger zurückgezogen haben, so schr im Stiche gelassen fühle, habe ich mich entschlossen, auf der Weihnachtstagung den Vorsitz der Anthroposophischen Gesellschaft zu übernehmen. Da muss ich dann alles tun, was denjenigen Institutionen, die wie die Dr. Wegman’sche Klinik wirklich ganz in dem von mir als anthroposophisch angesehenen Sinne geführt werden, die Wirkungsmöglichkeit gibt. Ich habe mich nur mit dem größten Widerwillen seinerzeit entschlossen, den Vorsitz des Futurums, dessen Gründung nicht von meiner Initiative ausging, zu übernehmen. Ich bin in keiner Weise unterstützt worden von den Persönlichkeiten, die diese Initiative ergriffen haben. Meine Warnungen blieben ungehört. Ich werde es jetzt, da ich selbst den Vorsitz in der Anthroposophischen Gesellschaft innehabe, nicht mehr zulassen, dass anderes geschieht als dasjenige, das in den reinen anthroposophischen Linien liegt. Man wird sagen: Warum habe ich damals zu den Dingen «Ja» gesagt? Nun, diejenigen, die sie inauguriert haben, würden, wenn ich anders als warnend aufgetreten wäre, vielleicht heute sagen: Hätte man uns damals gewähren lassen, so könnte man jetzt das Goetheanum mit dem erwirtschafteten Futurum-Erträgnis aufbauen. Man musste den Leuten Gelegenheit geben, zu zeigen, was sie können. Es ist mit dem einen Falle genug; die Auswirkung der Weihnachtstagung wird dafür sorgen, dass er sich nicht wiederhole.
Mit freundlichem Gruß
Rudolf Steiner