Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
From Notebook 456, undated, around 1919
Automated Translation
112. On Interest in Spiritual Science
When speaking of spiritual science, it is assumed that there is an interest that is detached from the human being – a state of mind that is not readily available. If I wanted to win followers for a personal opinion or aspirations, it would be illegitimate. This movement is only justified if the necessary insights are proclaimed. Those who only want personal gain will not understand this - people may say to me: Why don't I make it clear what should not be? But the resistance tires - and this resistance is abundant: a response to the intentions that have been made clear is rarely forthcoming. All the more often a bending of these intentions - one can always, what arises from human compassion, from the standpoint of cold reasonableness condemn - and what is done out of cold reasonableness, from the point of view of compassion condemn. But one should bear in mind that events sometimes necessitate one or the other point of view: anyone who did not act in this way would not be able to speak of spiritual science in the present day: At most, he could, but this is antiquated and would be an anachronism, brood over his spiritual experiences as a hermit. I have repeatedly met people who wanted to do this – people who were disappointed by mystical movements. I had to say to myself: These people do not consider that what they do in secret, after it has matured in the next incarnation, would come to Earth too late. I understood such people, but I could not do as they did. If I had done as they did, it would have been more comfortable - because the way I did it challenged those who wanted to put the matter into their personal service.
Why are the attacks so hateful? Because they do not want to get into the matter; because they want to discredit the matter through personal attacks. They are actually opponents of the truth; but they do not want to admit it to themselves – they do not want truth at all, but authority. – The opponents are only the necessary counter-strike of those who believe in authority.
112. Über Interessen an der Geisteswissenschaft
Es wird, wenn von Geisteswissenschaft gesprochen wird, vorausgesetzt, dass vom Menschen losgelöstes Interesse vorhanden ist - ein Geistesstand, der nicht ohne Weiteres vorhanden ist -, wollte ich für eine persönliche Meinung oder Aspirationen Anhänger gewinnen, so wäre dies unerlaubt. Gerechtfertigt ist diese Bewegung nur, wenn die notwendigen Erkenntnisse verkündet werden. Wer selbst nur Persönliches will, der wird das nicht verstehen - man kann mir sagen: Warum mache ich nicht bemerklich, was nicht sein sollte: aber der Widerstand ermüdet - und dieser Widerstand ist reichlich vorhanden: Ein Eingehen auf die bemerklich gemachten Intentionen ist selten vorhanden. Umso öfter ein Biegen dieser Intentionen - man kann stets, was aus menschlichem Mitgefühl entspringt, vom Standpunkte kalter Vernünftigkeit verurteilen - und was aus kalter Vernünftigkeit getan wird, vom Mitgefühl-Gesichtspunkt aus verurteilen. Aber man sollte bedenken, dass die Ereignisse zuweilen den einen oder andern Gesichtspunkt notwendig machen: Wer nicht so handelte, würde nicht in der Gegenwart von Geisteswissenschaft sprechen können: Er könnte höchstens, was aber antiquiert ist, was ein Anachronismus wäre - als Einsiedler über seinen geistigen Erlebnissen brüten: Ich bin immer wieder mit Menschen zusammengetroffen, die solches wollten - von mystischen Bewegungen Enttäuschte -, ich musste mir sagen: Diese bedenken nicht, dass, was sie im Stillen tun, nachdem es reif geworden sein würde, nächste Inkarnation, zu spät zur Erde niederkäme. Ich begriff solche; aber ich konnte nicht machen wie sie. Hätte ich wie sie gemacht: es wäre behaglicher geworden - denn so wie ich machte, das forderte die heraus, welche die Sache in ihren persönlichen Dienst stellen wollten.
Warum sind die Angriffe so hasserfüllt? Weil man nicht auf die Sache eingehen will; weil man die Sache durch die persönlichen Angriffe diskreditieren will. Man ist eigentlich ein Gegner der Wahrheit; aber man will sich das nicht gestehen - man möchte überhaupt nicht Wahrheit, sondern Autorität. - Die Gegner sind nur der notwendige Gegenschlag der Autoritätsgläubigen.