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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Vom Menschenrätsel
GA 20

Ausblicke

[ 1 ] Auf die Entwickelungskeime, die sich in den Weltanschauungen einer Reihe von Denkern von Fichte bis Hamerling ankündigen, sollte in dieser Schrift hingedeutet werden. Die Betrachtung dieser Keime ruft die Empfindung hervor, daß diese Denker aus einem Quell des geistigen Erlebens schöpfen, aus dem noch vieles fließen kann, was sie noch nicht herausgeholt haben. Weniger scheint es darauf anzukommen, Zustimmung oder Ablehnung zu hegen zu dem, was sie ausgesprochen haben; als vielmehr darauf, die Art ihres Erkenntnisstrebens, die Richtung ihres Weges zu verstehen. Man kann dann die Ansicht gewinnen, daß in dieser Art, in dieser Richtung etwas liegt, das mehr ein Versprechen denn eine Erfüllung ist. Doch ein Versprechen, das durch die ihm innewohnende Kraft die Bürgschaft seiner Erfüllung in sich trägt. - Daraus gewinnt man ein Verhältnis zu diesen Denkern, das nicht das eines Bekenntnisses zu den Dogmen ihrer Weltanschauung ist; sondern ein solches, das zur Einsicht führt, daß auf Wegen, auf denen sie wandelten, lebendige Kräfte des Suchens nach Erkenntnissen liegen, die in dem von ihnen Anerkannten sich nicht ausgewirkt haben, sondern über dieses hinausführen können. - Das braucht nun nicht die Meinung herbeizuführen: man müsse zurück zu Fichte, zurück zu Hegel und so weiter gehen in der Hoffnung, daß, wenn man von ihren Ausgangspunkten aus richtigere Wege einschlägt als sie, man dadurch zu besseren Ergebnissen komme. - Nein, nicht darauf kann es ankommen, sich so von diesen Denkern « anregen» zu lassen, sondern darauf, den Zugang zu gewinnen zu den Quellen, aus denen sie schöpften, und zu erkennen, was in diesen Quellen selbst an anregenden Kräften trotz der Arbeit dieser Denker noch verborgen ist.

[ 2 ] Ein Blick auf den Geist der neueren naturwissenschaftlichen Vorstellungsart kann fühlen lassen, inwiefern der in den charakterisierten Denkern lebende WeltanschauungsIdealismus ein «Versprechen»ist, das auf Erfüllung weist. - Diese naturwissenschaftliche Vorstellungsart hat durch ihre Ergebnisse in einer gewissen Richtung die Tragkraft der von ihr angewandten Erkenntnismittel erwiesen. Man kann diese Vorstellungsart ihrem Wesen nach schon vorgezeichnet finden bei einem Denker, der im Anfange ihrer Entwickelung gewirkt hat, bei Galilei. (In schönster Art hat die Bedeutung Galileis Laurenz Müliner, der österreichische Philosoph und katholische Priester, besprochen in seiner Rektoratsrede von 1894 an der Wiener Universität.) Was bei Galilei schon angedeutet ist, findet sich ausgebildet in den Forschungsrichtungen der neueren naturwissenschaftlichen Denkweise. Sie hat ihre Bedeutung dadurch erlangt, daß sie die Welterscheinungen, welche auf dem Felde der Sinnesbeobachtung auftreten, in ihren gesetzmäßigen Zusammenhängen rein für sich sprechen läßt, und in das, was sie für die Erkenntnis zuläßt, nichts von dem hineinfließen lassen will, was die menschliche Seele an diesen Erscheinungen erlebt. Welche Ansicht man auch haben mag über das naturwissenschaftliche Weltbild, das heute in Erfüllung dieser Erkenntnisforderung schon möglich, oder erreicht ist: das kann nicht beeinträchtigen, daß man die Tragkraft dieser Forderung für ein berechtigtes Bild des Naturdaseins anerkennt. Wenn der Bekenner einer idealistischen oder geisteswissenschaftlichen Weltanschauung gegenwärtig dieser Forderung ablehnend gegenübersteht, so offenbart er damit entweder, daß er den Sinn derselben nicht versteht, oder daß mit seiner dem Geiste Rechnung tragenden Ansicht selbst etwas nicht in Ordnung ist. Wahrer geistgemäßer Weltanschauung gegenüber aber geben sich die Bekenner der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart zumeist dem Mißverständnisse hin, daß durch solche Weltanschauung irgend etwas von dem in Frage gestellt werde, was Ergebnis der Naturwissenschaft ist.

[ 3 ] Es zeigt sich für denjenigen, der in den wahren Sinn der neueren Naturwissenschaft eindringt, daß diese nicht die Erkenntnis der geistigen Welt untergräbt, sondern diese Erkenntnis stützt und sichert. Man wird zu dieser Ansicht nicht dadurch kommen können, daß man aus allerlei theoretischen Erwägungen heraus sich zum Gegner einer Erkenntnis der Geisteswelt heranphantasiert, sondern vielmehr dadurch, daß man seinen Blick richtet auf das, was das naturwissenschaftliche Weltbild einleuchtend und bedeutsam macht. Die naturwissenschaftliche Vorstellungsart schließt aus allem, was sie betrachtet, dasjenige aus, was an dem Betrachteten durch das Innenwesen der Menschenseele erlebt wird. Wie die Dinge und Vorgänge untereinander zusammenhängen, das erforscht sie. Was die Seele durch ihr Innenwesen an den Dingen erleben kann, dient nur dazu, zu offenbaren, wie die Dinge sind, abgesehen von den Innenerlebnissen. Dadurch kommt das Bild des rein natürlichen Geschehens zustande. Es wird sogar dieses Bild um so besser seine Aufgabe erfüllen, je mehr die Ausschließung des Innenlebens gelingt. Man muß nun aber auf die charakteristischen Züge dieses Bildes sehen. Was in dieser Art als Naturbild vorgestellt wird, kann gerade dann, wenn es das Ideal naturwissenschaftlicher Erkenntnis erfüllt, nicht etwas in sich tragen, was jemals von einem Menschen - oder sonst einem seelischen Wesen - wahrgenommen werden könnte. Die naturwissenschaftliche Vorstellungsart muß ein Weltbild liefern, das den Zusammenhang der Naturtatsachen erklärt, dessen Inhalt aber unwahrnehmbar bleiben müßte. Wäre die Welt so, wie sie die reine Naturwissenschaft vorstellen muß, so könnte diese Welt nie innerhalb eines Bewußtseins als Vorstellungsinhalt auftauchen. Hamerling meint: «Gewisse Luftschwingungen erzeugen in unserem Ohr den Klang. Der Klang existiert also nicht ohne ein Ohr. Der Flintenschuß würde also nicht knallen, wenn ihn niemand hörte.» Hamerling hat unrecht, weil er die Bedingungen des naturwissenschaftlichen Weltbildes nicht durchschaut. Durchschaute er sie, so würde er sagen: die Naturwissenschaft muß, wenn ein Klang auftritt, etwas vorstellen, was auch dann nicht klingen würde, wenn ein Ohr bereit wäre, es klingen zu hören. Und die Naturwissenschaft tut recht damit. Der Naturforscher Du Bois-Reymond drückt sich darüber (1872) in seinem Vortrage: «Über die Grenzen des Naturerkennens» ganz treffend aus: «Stumm und finster an sich, d.h. eigenschaftslos» ist die Welt für die durch die naturwissenschaftliche Betrachtung gewonnene Anschauung, welche «statt Schall und Licht nur Schwingungen eines eigenschaftslosen, dort zur wägbaren, hier zur unwägbaren Materie gewordenen Urstoffes kennt», aber er schließt daran die Worte: «Das mosaische: Es werde Licht, ist physiologisch falsch. Licht ward erst, als der erste rote Augenpunkt eines Infusoriums zum erstenmal Hell und Dunkel unterschied. Ohne Seh- und ohne Gehörsubstanz wäre diese farbenglühende, tönende Welt um uns her finster und stumm.» Nein, diesen zweiten Satz kann eben derjenige nicht sagen, welcher die ganze Tragweite des ersten kennt. Denn die Welt, deren Bild die Naturwissenschaft mit Recht entwirft, bliebe «stumm und finster», auch wenn sich ihr eine Seh- oder Gehörsubstanz gegenüberstellte. Man täuscht sich darüber nur deshalb, weil die wirkliche Welt, aus der heraus man das Bild der «stummen und finsteren» gewonnen hat, nicht stumm und finster bleibt, wenn man in ihr wahrnimmt. Aber ich soll von diesem Bilde ebensowenig erwarten, daß es der wirklichen Welt entspricht, wie ich von dem Bilde meines Freundes, das ein Maler gemalt hat, erwarten kann, daß mir der Freund daraus entgegentritt. Man sehe sich nur die Sache von allen Seiten unbefangen an; man wird schon finden: wäre die Welt so, wie die Naturwissenschaft sie zeichnet: von dieser Welt würde niemals ein Wesen etwas erfahren. Die Welt der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart ist allerdings in der Wirklichkeit gewissermaßen dort, woher der Mensch seine Sinneswelt wahrnimmt; allein sie wird ohne alles das vorgestellt, wodurch sie für irgend ein Wesen wahrnehmbar sein könnte. Was diese Vorstellungsart als dem Licht, dem Ton, der Wärme zum Grunde legen muß, das leuchtet nicht, tönt nicht, wärmt nicht. Man weiß nur aus dem Erleben, daß man die Vorstellungen dieser Denkart von dem Leuchtenden, Tönenden, Wärmenden genommen hat; deshalb lebt man in dem Glauben, daß auch das Vorgestellte ein Leuchtendes, Tönendes, Wärmendes sei. Am schwersten ist die Täuschung für den Tastsinn zu durchschauen. Da scheint zu genügen, daß das Stoffliche eben als Stoffliches ausgedehnt sei, um durch den Widerstand die Tastwahrnehmung zu erregen. Allein auch ein Stofflich-Ausgedehntes kann nur stoßen; nicht aber kann der Stoß empfunden werden. Der Schein trügt hier am meisten. Man hat es aber doch nur mit einem Schein zu tun. Auch das den Tastempfindungen zugrunde liegende ist nicht tastbar. Es sei noch ausdrücklich hervorgehoben, daß hier nicht bloß gesagt wird: die hinter der Sinnesempfindung liegende Welt sei eben anders, als was aus ihr die Sinne machen; es wird vielmehr betont, diese Welt müsse von der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart so gedacht werden, daß die Sinne aus ihr nichts machen könnten, wenn sie in Wirklichkeit das wäre, als was sie gedacht wird. Aus der Beobachtung heraus holt die Naturwissenschaft ein Weltbild, das durch seine eigene Wesenheit gar nicht beobachtet werden kann.1Wenn jemand der oben gegebenen Darstellung mit dem Einwand begegnen wollte, sie berücksichtigte die Ergebnisse der Sinnes-Physiologie nicht, so würde er damit nur zeigen, daß er die Tragweite dieser Darstellung nicht riehtig wertet. Ein solcher könnte nämlieh sagen: aus der finsteren und stummen Welt erheben sieh Bildungen, die sieh immer weiter vermannigfaltigen und zuletzt zu Organen werden, dureh deren Funktion z. B. die «finstern Ätherwellen» in Licht umgesetzt werden. Doch damit ist nicht etwas gesagt, das durch die hier gegebene Darstellung nicht betroffen würde. In dem Bilde der «finstern Welt» ist das Auge verzeichnet; aber durch kein Auge kann als wahrnehmbar gedacht werden, was durch seine eigene Wesenheit als unwahrnehmbar gedacht werden muß. - Man könnte vielleicht auch meinen, diese Darstellung berücksichtige nicht, daß das neueste naturwissenschaftliche Weltbild nicht mehr auf dem Boden stehe, auf dem noch z. B. Du BoisReymond gestanden hat. Man erwarte nicht mehr so viel wie dieser und seine wissenschaftlichen Gesinnungsgenossen von einer «Mechanik der Atome», von einer Zurückführung «aller Naturerscheinungen auf Bewegungen kleinster Materieteile» usw. In den Anschauungen von E. Mach, dem Physiker Max Planck und anderen seien diese älteren Theorien überwunden. Doch das in dieser Schrift Gesagte gilt auch von diesen neuesten Anschauungen. Daß z. B. Mach das Feld der Naturforschung auf die Sinnesempfindung aufbauen will, zwingt ihn gerade, in sein Weltbild nur dasjenige von der Natur aufzunehmen, was seinem Wesen nach niemals als wahrnehmbar gedacht werden kann. Er geht von der Sinnesempfindung zwar aus, kann aber nicht wieder mit seinen Ausführungen in einer wirklichkeitgemäßen Art zu ihr zurückkommen. Wenn Mach von Empfindung spricht, deutet er auf dasjenige, was empfunden wird; aber er muß, indem er den Gegenstand der Empfindung denkt, ihn vom «Ich» absondern. Er bemerkt nun nicht, daß er eben dadurch etwas denkt, was nicht mehr empfunden werden kann. Er zeigt dies dadurch, daß in seiner Empfindungswelt der Ich-Begriff völlig zerflattert. Das «Ich» wird bei Mach zum mythischen Begriff. Er verliert das «Ich». Weil er, trotzdem er sich dessen nicht bewußt ist, doch unbewußt gezwungen ist, seine Empfindungswelt unempfindbar zu denken, wirft sie ihm das Empfindende - das Ich - aus sich heraus. Dadurch wird gerade Machs Ansicht zu einem Beweis für das hier Angeführte. Und Max Plancks, des Physiktheoretikers Ansichten, sind das beste Beispiel für die Richtigkeit der obigen Darstellung. Es darf sogar gesagt werden, daß die neuesten Gedanken über Mechanik und Elektrodynamik sich immer mehr noch der Richtung zubewegen, die hier als notwendig bezeichnet wird: aus der Wahrnehmungswelt heraus ein Bild einer Welt zu zeichnen, die nicht wahrnehmbar ist.

[ 4 ] Was hier vorliegt, ist in einem weltgeschichtlichen Augenblicke der Geistesentwickelung zutage getreten: damals, als Goethe aus der in seiner ganzen Natur gelegenen Weltanschauung des deutschen Idealismus heraus die Farbenlehre Newtons ablehnte. (Der Verfasser dieser Schrift sucht seit fast drei Jahrzehnten in verschiedenen Schriften auf diesen entscheidenden Punkt in der Beurteilung von Goethes Farbenlehre hinzuweisen. Allein es gilt auch gegenwärtig noch, was er in einem 1893 im Frankfurter «Freien deutschen Hochstifte » gehaltenen Vortrage sagte: «Die Zeit wird kommen, in der auch für diese Frage die wissenschaftlichen Voraussetzungen zu einer Verständigung der Forscher vorhanden sein werden. Gegenwärtig bewegen sich gerade die physikalischen Untersuchungen in einer Richtung, die zu Goetheschem Denken nicht führen kann.») - Goethe verstand, daß Newtons Farbenlehre nur ein Bild einer Welt liefern könne, die nicht leuchtet und nicht in Farben erstrahlt. Da er auf die Bedingungen eines rein naturwissenschaftlichen Weltbildes sich nicht einließ, so ist seine tatsächliche Gegnerschaft gegen Newton an manchen Stellen schief geraten. Die Hauptsache aber ist, daß er ein rechtes Gefühl von dem hatte, was zugrunde liegt. Wenn der Mensch durch das Licht Farben beobachtet, so steht er einer anderen Welt gegenüber als die ist, welche Newton allein zu beschreiben vermag. Und Goethe beobachtete die wirkliche Welt der Farben. Betritt man aber ein solches Gebiet, sei es das der Farben oder anderer Naturerscheinungen, so bedarf man anderer Ideen als diejenigen sind, die in die «finstere und stumme Welt» des Bildes der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart gezeichnet sind. Mit diesem Bilde ist keine Wirklichkeit gezeichnet, die wahrgenommen werden kann». Die wirkliche Natur enthält eben einfach schon in sich, was in dieses Bild nicht aufgenommen werden kann». Die «finstere Welt» des Physikers könnte von keinem Auge wahrgenommen werden; das Licht ist schon geistig. Im Sinnlichen waltet das Geistige.2Dasjenige, was man gegenwärtig Relativitätstheorie nennt, muß an Vorstellungen dieser Art orientiert werden; sonst kommt es nicht aus dem Logisch-Theoretischen zu wirklichkeitsgemäßen Ideen, in dem Sinne, wie in dieser Schrift der Begriff des «Wirklichkeitsgemäßen» bei Schilderung von Plancks Ansichten charakterisiert worden ist.

Dieses Geistige mit den Mitteln der Naturforschung ergreifen zu wollen, hieße in demselben Irrtum leben, wie wenn man als Maler von sich verlangen wollte, einen Menschen zu malen, der in der Welt umhergeht. Goethe bewegte sich auch als Physiker auf dem Boden des Geistigen: Die Weltanschauung, für die er das Wort «geistgemäß» angewendet hat, machte es ihm unmöglich, in Newtons Farbenlehre etwas von Ideen über wirkliches Licht und wirkliche Farben zu finden. Aber man findet nicht mit der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart den Geist in der Sinneswelt. Daß die Weltanschauung des deutschen Idealismus dafür eine richtige Empfindung hatte, ist eines ihrer wesentlichen Kennzeichen. Möge das, was die eine oder die andere Persönlichkeit aus dieser Empfindung heraus gesprochen hat, auch erst ein Keim sein für eine vollständige Pflanze: der Keim ist vorhanden und hat in sich die Kraft seiner Entfaltung.

[ 5 ] Doch muß zu der Einsicht, daß in der Sinneswelt Geist ist, der nicht durch die naturwissenschaftliche Vorstellungsart zu ergreifen ist, noch eine andere hinzukommen. Diejenige nämlich, daß die neuere Naturwissenschaft die Abhängigkeit des gewöhnlichen, in der Sinneswelt verlaufenden menschlichen Seelenlebens von den Werkzeugen des Leibes entweder schon gezeigt hat, oder auf dem Wege ist, sie zu zeigen. Man betritt da ein Gebiet, auf dem man, wie mit ganz selbstverständlichen Einwänden, scheinbar vernichtend widerlegt werden kann, wenn man sich zu dem Dasein einer selbständigen geistigen Welt bekennt. Denn was könnte einleuchtender sein, als daß das Seelenleben des Menschen sich von Kindheit auf so entfaltet, wie sich die physischen Organe heranbilden, daß es verfällt in dem Maße, in dem die Organe altern. Was ist einleuchtender, als daß die Lähmung gewisser Gehirnpartien auch den Wegfall gewisser geistiger Fähigkeiten bedingt. Was scheint also einleuchtender zu sein, als daß alles Seelisch-Geistige an die Materie gebunden sei und ohne dieselbe keinen Bestand haben kann, wenigstens keinen solchen, von dem der Mensch wissen könne. Man braucht nicht einmal die glänzenden Ergebnisse der neueren Naturwissenschaft zu Rate zu ziehen; das Selbstverständliche dieser Behauptung hat schon in genügend richtiger Art De la Mettrie 1746 in «Der Mensch, eine Maschine» (L'homme machine) ausgesprochen. Dieser französische Denker sagt: «Wenn es einem Schwachsinnigen, wie man gewöhnlich beobachten kann, nicht an Gehirn fehlt, so wird die schlechte Beschaffenheit dieses Eingeweides, z. B. seine zu große Weichheit, daran schuld sein. Dasselbe gilt von Narren; die Fehler ihres Gehirns bleiben unseren Nachforschungen nicht immer verborgen; wenn aber die Ursachen des Schwachsinns und der Narrheit und so weiter nicht immer erkennbar sind, wo soll man da die Ursachen der Verschiedenheit aller Geister suchen? Sie würden Luchs- und Argusaugen entgehen. Ein Nichts, eine kleine Faser, ein Ding, das auch die feinste Anatomie nicht entdecken kann, würde aus Erasmus und Fontenelle zwei Toren gemacht haben, eine Bemerkung, die letzterer selbst in einem seiner besten Dialoge macht» (nach der deutschen Übersetzung von Max Brahn). Nun, der Bekenner einer geistgemäßen Weltanschauung würde wenig Einsicht verraten, wenn er das Schlagende, das Selbstverständliche einer solchen Behauptung nicht zugäbe. Er kann sogar diese Behauptung noch verschärfen und sagen: hätte die Welt jemals bekommen, was der Geist des Erasmus bewirkt hat, wenn seinen Leib irgend jemand erschlagen hätte, da Erasmus noch ein Knabe war? - Wenn eine geistgemäße Weltanschauung darauf angewiesen wäre, solch selbstverständliche Tatsachen nicht anzuerkennen, oder ihre Bedeutung auch nur abzuschwächen, so wäre es schlecht um sie bestellt. Aber es kann eine solche Weltanschauung in Gründen wurzeln, die ihr von keinem materialistischen Einwand entzogen werden können.

[ 6 ] Zunächst ist das seelische Erleben des Menschen, wie es sich im Denken, Fühlen und Wollen offenbart, an die leiblichen Werkzeuge gebunden. Und es gestaltet sich so, wie es durch diese Werkzeuge bedingt ist. Wer aber meint, er sehe das wirkliche Seelenleben, wenn er die Äußerungen der Seele durch den Leib beobachtet, der ist in demselben Fehler befangen, wie einer, der glaubt, seine Gestalt werde von dem Spiegel hervorgebracht, vor dem er steht, weil der Spiegel die notwendigen Bedingungen enthalte, durch die sein Bild erscheint. Dieses Bild ist sogar in gewissen Grenzen als Bild von der Form des Spiegels und so weiter abhangig; was es aber darstellt, das hat mit dem Spiegel nichts zu tun. Das menschliche Seelenleben muß, um innerhalb der Sinneswelt sein Wesen voll zu erfüllen, ein Bild seines Wesens haben. Dieses Bild muß es im Bewufistein haben; sonst würde es zwar ein Dasein haben; aber von diesem Dasein keine Vorstellung, kein Wissen. Dieses Bild, das im gewöhnlichen Bewußtsein der Seele lebt, ist nun völlig bedingt durch die leiblichen Werkzeuge. Ohne diese würde es nicht da sein, wie das Spiegelbild nicht ohne den Spiegel. Was aber durch dieses Bild erscheint, das Seelische selbst, ist seinem Wesen nach von den Leibeswerkzeugen nicht abhängiger als der vor dem Spiegel stehende Beschauer von dem Spiegel. Nicht die Seele ist von den Leibeswerkzeugen abhängig, sondern allein das gewöhnliche Bewußtsein der Seele. Die materialistische Ansicht von der menschlichen Seele verfällt einer Täuschung, die dadurch bewirkt wird, daß das gewöhnliche Bewußtsein, das nur durch die Leibeswerkzeuge da ist, mit der Seele selbst verwechselt wird. Das Wesen der Seele fließt so wenig in dieses gewöhnliche Bewußtsein hinein, wie mein Wesen in ein Spiegelbild hineinfließt. Dieses Wesen der Seele kann also auch nicht in dem gewöhnlichen Bewußtsein gefunden werden; es muß außerhalb dieses Bewußtseins erlebt werden. Und es kann erlebt werden, denn der Mensch kann noch ein anderes Bewußtsein in sich entwickeln als dasjenige, das durch die Leibeswerkzeuge bedingt ist.

[ 7 ] Der aus der Weltanschauung des deutschen Idealismus hervorgegangene Denker Eduard von Hartmann hat nun klar erkannt, daß das gewöhnliche Bewußtsein ein Ergebnis der Leibeswerkzeuge ist und daß die Seele selbst in diesem Bewußtsein nicht enthalten ist. Er hat aber nicht erkannt, daß die Seele ein anderes von den Leibeswerkzeugen unabhängiges Bewußtsein entwickeln kann, durch das sie sich selbst erlebt. Daher meinte er, dieses Seelenwesen läge in einem Unbewußten, über das man sich nur Vorstellungen machen könne, wenn man von dem gewöhnlichen Bewußtsein aus Schlüsse auf ein eigentlich unbekannt bleibendes «Ding an sich» der Seele ziehe. Aber damit ist Hartmann, wie mancher seiner Vorgänger, auch vor der Schwelle stehen geblieben, die überschritten werden muß, wenn eine Erkenntnis der geistigen Welt mit einer sicheren Grundlage erreicht werden soll. Man kommt eben nicht über diese Schwelle, wenn man davor zurückschreckt, den Seelenkräften eine ganz andere Richtung zu geben, als sie unter dem Einfluß des gewöhnlichen Bewußtseins haben. Die Seele erlebt ihr eigenes Wesen innerhalb dieses Bewußtseins nur in den Bildern, die ihr von den Leibeswerkzeugen erzeugt werden. Könnte sie nur so erleben, so wäre sie in einer Lage, die sich vergleichen ließe mit der eines Wesens, das vor einem Spiegel steht und nur sein Bild sehen, von sich selbst aber nichts erleben kann. In dem Augenblicke aber, in dem dieses Wesen sich selber lebendig-offenbar würde, träte es in ein ganz anderes Verhältnis zum Spiegelbilde als sein voriges war. - Wer sich nicht entschließen kann, in seinem Seelenleben etwas anderes zu entdecken, als ihm durch das gewöhnliche Bewußtsein geboten wird, der wird entweder in Abrede stellen, daß das Wesen der Seele erkennbar ist, oder er wird geradezu erklären, dieses Wesen sei vom Leibe erzeugt. - Man steht hier vor einer anderen Schranke, welche die naturwissenschaftliche Vorstellungsart aus ihren durchaus berechtigten Forderungen heraus aufrichten muß. Die erste ergab sich dadurch, daß diese Forderungen das Bild einer Welt zeichnen müssen, die niemals durch eine Wahrnehmung in ein Bewußtsein eintreten könnte. Die zweite entsteht, weil das naturwissenschaftliche Denken mit Recht von den Erlebnissen des gewöhnlichen Bewußtseins behaupten muß, daß sie durch die Leibeswerkzeuge zustande kommen, also in Wirklichkeit nichts von einer Seele enthalten. Es ist durchaus begreiflich, daß sich das neuere Denken zwischen diese zwei Schranken gestellt fühlt, und aus wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit heraus an der Möglichkeit zweifelt, zu einer Erkenntnis der wirklichen geistigen Welt zu kommen, die weder durch das Bild einer «stummen und finsteren» Natur, noch durch die vom Leibe abhängigen Erscheinungen des gewöhnlichen Bewußtseins erreicht werden kann. Und wer nur aus einem dunklen Gefühle heraus, oder aus verschwommenem Mystizismus für sich von dem Dasein einer geistigen Welt glaubt überzeugt sein zu können, der sollte eher die schwierige Lage des neueren Denkers kennenlernen, als über die «rohen, plumpen» Vorstellungen der Naturwissenschaft wettern.

[ 8 ] Über dasjenige, was die naturwissenschaftliche Vorstellungsart geben kann, kommt man nur hinaus, wenn man im inneren Seelenleben die Erfahrung macht, daß es ein Erwachen aus dem gewöhnlichen Bewußtsein gibt; ein Erwachen zu einer Art und Richtung des seelischen Erlebens, die sich zu der Welt des gewöhnlichen Bewußtseins verhalten, wie dieses zu der Bilderwelt des Traumes. Goethe spricht in seiner Art von dem Erwachen aus dem gewöhnlichen Bewußtsein und nennt die Seelenfähigkeit, die dadurch erlangt wird, «anschauende Urteilskraft». Diese anschauende Urteilskraft verleiht der Seele, nach Goethes Ansicht, die Fähigkeit, das zu schauen, was sich als die höhere Wirklichkeit der Dinge dem Erkennen des gewöhnlichen Bewußtseins verbirgt. Goethe hatte sich mit dem Bekenntnis zu einer solchen Fähigkeit des Menschen in Gegensatz gestellt zu Kant, der dem Menschen eine «anschauende Urteilskraft» abgesprochen hat. Goethe aber wußte aus der Erfahrung des eigenen Seelenlebens heraus, daß ein Erwachen des gewöhnlichen Bewußtseins zu einem solchen mit anschauender Urteilskraft möglich ist. Kant hatte geglaubt, ein solches Erwachen als «Abenteuer der Vernunft » bezeichnen zu sollen. Goethe erwidert darauf ironisch: «Hatte ich doch erst unbewußt und aus innerem Trieb auf jenes Urbildliche, Typische rastlos gedrungen, war es mir sogar geglückt, eine naturgemäße Darstellung aufzubauen, so konnte mich nunmehr nichts weiter verhindern, das Abenteuer der Vernunft, wie es der Alte vom Königsberge nennt, mutig zu bestehen. » (Der « Alte vom Königsberge» ist Kant. Vergleiche über Goethes Ansicht darüber meine Ausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften. Band I in Kürschners Deutscher National-Literatur.) Es wird in dem Folgenden das erwachte Bewußtsein als schauendes Bewußtsein bezeichnet werden. Ein solches Erwachen kann nur eintreten, wenn man zur Welt der Gedanken und des Willens ein anderes Verhältnis ausbildet als im gewöhnlichen Bewußtsein erlebt wird. Es ist durchaus begreiflich, daß der Bedeutung eines solchen Erwachens gegenwärtig Mißtrauen entgegengebracht wird. Denn was die naturwissenschaftliche Vorstellungsart groß gemacht hat, ist, daß sie sich den Ansprüchen eines dunklen Mystizismus widersetzt hat. Und während Berechtigung als geisteswissenschaftliche Forschungsart nur ein solches Erwachen im Bewußtsein haben kann, das in Ideengebiete von mathematischer Klarheit und Geschlossenheit führt, verwechseln Menschen, die auf leichte Art zu Überzeugungen über die höchsten Fragen des Weltdaseins kommen wollen, dieses Erwachen mit ihren mystischen Verworrenheiten, für die sie sich auf wahre Geistesforschung berufen. Aus der Furcht heraus, daß alles Hinweisen auf ein «Erwachen der Seele» zu solch mystischer Verworrenheit führen könne und durch den Anblick, den die Erkenntnisse solch «mystisch Erleuchteter» oft bieten, halten sich die mit den Forderungen der neueren naturwissenschaftlichen Vorstellungsart Vertrauten von aller Forschung fern, die durch Inanspruchnahme eines «erwachten Bewußtseins » in die geistige Welt eintreten will.3Wem es um eine wirkliche Erkenntnis der geistigen Welt zu tun ist, der hat eine große Befriedigung, wenn ein geistreicher Künstler wie Hermann Bahr in seiner glänzenden Komödie «Der Meister» die Lebenskomödien darstellt, die sich oft so aufdringlich an die Bestrebungen anhängen, welche nach einer Wissenschaft des Geistigen suchen.

Nun aber ist ein solches Erwachen durchaus möglich dadurch, daß man in innerem (seelischen) Erleben eine gewisse, von der gewöhnlichen abweichende Betätigung der Käfte des Seelenwesens (Gedanken- und Willenserlebnisse) entwickelt. Der Hinweis darauf, daß mit der Idee von dem erwachten Bewußtsein in der Richtung weitergegangen wird, in der Goethes Weltanschauung sich bewegt, kann zeigen, daß das hier Vorgebrachte nichts mit Vorstellungen eines verworrenen Mystizismus zu tun haben will. Man kann sich in innerer Erkraftung so aus dem Zustand des gewöhnlichen Bewußtseins herausheben, daß man dabei ein ähnliches Erlebnis hat, wie beim Übergange vom Träumen zum wachen Vorstellen. Wer vom Träumen zum Wachen übergeht, der erfährt, wie der Wille eindringt in den Ablauf seiner Vorstellungen, während er im Träumen willenlos dem Ablauf der Bilder hingegeben ist. Was da durch unbewußte Vorgänge geschieht, kann auf einer anderen Stufe durch die bewußte Seelenverrichtung bewirkt werden. Der Mensch kann in das gewöhnliche bewußte Denken eine stärkere Willensentfaltung einführen, als in diesem im gewöhnlichen Erleben der physischen Welt vorhanden ist. Er kann dadurch vom Denken zum Erleben des Denkens übergehen. Im gewöhnlichen Bewußtsein wird nicht das Denken erlebt, sondern durch das Denken dasjenige, was gedacht wird. Es gibt nun eine innere Seelenarbeit, welche es allmählich dazu bringt, nicht in dem, was gedacht wird, sondern in der Tätigkeit des Denkens selbst zu leben. Ein Gedanke, der nicht einfach hingenommen wird aus dem gewöhnlichen Verlauf des Lebens, sondern der mit Willen in das Bewußtsein gerückt wird, um ihn in seiner Wesenheit als Gedanke zu erleben, löst in der Seele andere Kräfte los, als ein solcher, der durch auftretende äußere Eindrücke oder durch den gewöhnlichen Verlauf des Seelenlebens hervorgerufen wird. Und wenn die Seele in sich die im gewöhnlichen Leben doch nur in geringem Maße geübte Hingabe an den Gedanken als solchen immer erneut bewirkt - sich auf den Gedanken als Gedanken konzentriert -: dann entdeckt sie in sich Kräfte, die im gewöhnlichen Leben nicht angewendet werden, sondern gleichsam schlummernd (latent) bleiben. Es sind Kräfte, die nur im bewußten Anwenden entdeckt werden. Sie stimmen aber die Seele zu einem ohne ihre Entdeckung nicht vorhandenen Erleben. Die Gedanken erfüllen sich mit einem ihnen eigentümlichen Leben, das der Denkende (der Meditierende) verbunden fühlt mit seinem eigenen Seelenwesen. (Das hier gemeinte schauende Bewußtsein entsteht aus dem gewöhnlichen Wach-Bewußtsein nicht durch körperliche [physiologische] Vorgänge, wie das gewöhnliche Wachbewußtsein aus dem Traumbewußtsein. Beim Erwachen aus diesem in das Tagesbewußtsein hat man es mit einer sich verändernden Einstellung des Leibes im Verhältnis zur Wirklichkeit zu tun. Beim Erwachen aus dem gewöhnlichen Bewußtsein zum schauenden Bewußtsein mit einer sich verändernden Einstellung der geistig-seelischen Vorstellungsart im Verhältnis zu einer geistigen Welt.)

[ 9 ] Es ist aber zu diesem Entdecken des Gedankenlebens die Aufwendung bewußten Willens notwendig. Das kann aber auch nicht ohne weiteres der Wille sein, der im gewöhnlichen Bewußtsein zutage tritt. Auch der Wille muß in anderer Art und in anderer Richtung gewissermaßen eingestellt werden, als er eingestellt ist für das Erleben in dem bloßen Sinnesdasein. Im gewöhnlichen Leben fühlt man sich selbst im Mittelpunkte dessen, was man will, oder was man wünscht. Denn auch im Wünschen ist ein gleichsam angehaltener Wille wirksam. Der Wille strömt von dem Ich aus und taucht in das Begehren, in die Leibesbewegung, in die Handlung unter. Ein Wille in dieser Richtung ist unwirksam für das Erwachen der Seele aus dem gewöhnlichen Bewußtsein. Es gibt aber auch eine Willensrichtung, die in einem gewissen Sinne dieser entgegengesetzt ist. Es ist diejenige, welche wirksam ist, wenn man, ohne unmittelbaren Hinblick auf ein äußeres Ergebnis, das eigene Ich zu lenken sucht. In den Bemühungen, die man macht, um sein Denken zu einem sinngemäßen zu gestalten, sein Fühlen zu vervollkommnen, in allen Impulsen der Selbsterziehung äußert sich diese Willensrichtung. In einer allmählichen Steigerung der in dieser Richtung vorhandenen Willenskräfte liegt, was man braucht, um aus dem gewöhnlichen Bewußtsein heraus zu erwachen. Eine besondere Hilfe leistet man sich in der Verfolgung dieses Zieles dadurch, daß man mit innigerem Gemütsanteil das Leben in der Natur betrachtet. Man sucht zum Beispiel eine Pflanze so anzuschauen, daß man nicht nur ihre Form in den Gedanken aufnimmt, sondern gewissermaßen mitfühlt das innere Leben, das sich in dem Stengel nach oben streckt, in den Blättern nach der Breite entfaltet, in der Blüte das Innere dem Außeren öffnet und so weiter. In solchem Denken schwingt der Wille leise mit; und er ist da ein in Hingabe entwickelter Wille, der die Seele lenkt; der nicht aus ihr den Ursprung nimmt, sondern auf sie seine Wirkung richtet. Man wird naturgemäß zunächst glauben, daß er seinen Ursprung in der Seele habe. Im Erleben des Vorgangs selbst aber erkennt man, daß durch diese Umkehrung des Willens ein außerseelisches Geistiges von der Seele ergriffen wird.

[ 10 ] Wenn ein Wille nach dieser Richtung erstarkt ist und das Gedankenleben in der angedeuteten Art ergreift, so wird in der Tat aus dem Umkreise des gewöhnlichen Bewußtseins ein anderes herausgehoben, das sich zu dem gewöhnlichen verhält wie dieses zu dem Weben in den Traumbildern. Und ein solches schauendes Bewußtsein ist m der Lage, die geistige Welt erlebend zu erkennen. (Der Verfasser dieser Schrift hat in einer Reihe von Schriften in ausführlicher Art dargestellt, was hier gewissermaßen wie eine Mitteilung in Kürze angedeutet ist. Es kann in solch kurzer Darstellung nicht auf Einwände, Bedenken und so weiter eingegangen werden; in den anderen Schriften ist dies geschehen; und man kann dort manches vorgebracht finden, was dem hier Dargestellten seine tiefere Begründung gibt. Die Titel meiner diesbezüglichen Schriften findet man am Schlusse dieser Schrift angegeben.) - Ein Wille, der nicht in der angegebenen Richtung liegt, sondern in derjenigen des alltäglichen Begehrens, Wünschens und so weiter, kann, wenn er auf das Gedankenleben in der beschriebenen Art angewendet wird, nicht zu dem Erwachen eines schauenden Bewußtseins aus dem gewöhnlichen, sondern nur zu einer Herabstimmung dieses gewöhnlichen führen, zu wachendem Träumen, Phantasterei, visionsgleichen Zuständen und ähnlichem. - Die Vorgänge, die zu dem hier gemeinten schauenden Bewußtsein führen, sind ganz geistig-seelischer Art; und ihre einfache Beschreibung müßte schon davor behüten, das durch sie Erreichte mit pathologischen Zuständen (Vision, Mediumismus, Ekstase und so weiter) zu verwechseln. Alle diese pathologischen Zustände drücken das Bewußtsein unter den Stand herab, den es im wachenden Menschen einnimmt, der seine gesunden physischen Seelenorgane voll brauchen kann.4Daß, was hier gemeint ist, nicht mit der Seelenverfassung verwechselt werden sollte, die dem alt-indischen Erkenntnisstreben zugrunde liegt, darauf wird in dem Folgenden noch gedeutet. (Vergleiche auch oben S. 84)

[ 11 ] Es ist in dieser Schrift öfter darauf hingewiesen worden, wie die unter dem Einflusse der neueren naturwissenschaftlichen Vorstellungsart entwickelte Seelenwissenschaft von den bedeutungsvollen Fragen des Seelenlebens ganz abgekommen ist. Eduard von Hartmann hat ein Buch «Die moderne Psychologie» geschrieben, in dem er eine Geschichte der Seelenwissenschaft in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gibt. Er sagt darin: «Das Freiheitsproblem lassen die heutigen Psychologen entweder ganz beiseite oder sie beschäftigen sich doch nur soweit mit ihm, als nötig ist, um zu zeigen, daß auf streng deterministischem Boden dasjenige Maß von praktischer Freiheit zustande komme, welches für die juridische und sittliche Verantwortlichkeit ausreicht. Nur in der ersten Hälfte des zu besprechenden Zeitraumes halten noch einige theistische Philosophen, wie an der Unsterblichkeit einer selbstbewußten Seelensubstanz, so auch an einem Rest indeterministischer Freiheit fest, begnügen sich dann aber meistens damit, die wissenschaftliche Möglichkeit dieser Herzenswünsche begründen zu wollen.» Nun kann vom Gesichtspunkte naturwissenschaftlicher Vorstellungsart wirklich weder von wahrer Freiheit der Menschenseele, noch über die Unsterblichkeitsfrage gesprochen werden. Bezüglich der letzteren darf noch einmal an die Worte des bedeutenden Seelenforschers Franz Brentano erinnert werden: «Für die Hoffnungen eines Platon und Aristoteles über das Fortleben unseres besseren Teiles nach der Auflösung des Leibes Sicherheit zu gewinnen, würden dagegen die Gesetze der Assoziation von Vorstellungen, der Entwickelung von Überzeugungen und Meinungen und des Keimens von Lust und Liebe alles andere, nur nicht eine wahre Entschädigung sein. ... Und wenn wirklich» die neue naturwissenschaftliche Denkweise «den Ausschluß der Frage nach der Unsterblichkeit besagte, so wäre er für die Psychologie ein überaus bedeutender zu nennen». Nun liegt für die naturwissenschaftliche Denkart nur das gewöhnliche Bewußtsein vor. Dieses ist aber in seinem ganzen Umfange abhängig von den Leibesorganen. Fallen diese mit dem Tode weg, so fällt auch die gewöhnliche Bewußtseinsart weg. Das aus diesem gewöhnlichen Bewußtsein heraus erwachte schauende Bewußtsein kann an die Unsterblichkeitsfrage herantreten. So sonderbar dies auch für die bloß im Naturwissenschaftlichen bleiben wollende Vorstellungsart erscheint: dieses schauende Bewußtsein erlebt sich in einer geistigen Welt, in welcher die Seele ein Dasein außerhalb des Leibes hat. So wie das Aufwachen aus dem Traume das Bewußtsein gibt: Man ist nun nicht mehr dem Ablauf von Bildern willenlos hingegeben, sondern man steht durch seine Sinne mit einer wirklichen Außenwelt in Verbindung, so gibt das Erwachen in das schauende Bewußtsein hinein die unmittelbare Erfahrungsgewißheit: Man steht mit seinem Wesen in einer geistigen Welt; man erlebt erkennend sich selbst in dem, was vom Leibe unabhängig ist, und was wirklich der von Immanuel Hermann Fichte erschlossene Seelenorganismus ist, der einer geistigen Welt angehört und angehören muß nach der Zerstörung des Leibes. - Und da man in dem schauenden Bewußtsein ein anderes als das gewöhnliche, ein in der geistigen Welt wurzelndes Bewußtsein kennenlernt, so kann man auch nicht mehr der Meinung verfallen, mit der Zerstörung des Leibes müsse jedes Bewußtsein aufhören, weil doch die gewöhnliche Bewußtseinsart mit ihrem Leibeswerkzeuge dahinfallen muß. In einer Geisteswissenschaft, die in dem schauenden Bewußtsein eine Erkenntnisquelle sieht, verwirklicht sich, was aus dem deutschen Weltanschauungs-Idealismus heraus der Schuldirektor von Bromberg (vergleiche S. 63 ff. dieser Schrift), Johann Heinrich Deinhardt, geahnt hat: daß es möglich ist, zu erkennen, wie die Seele «schon in diesem Leben» den «neuen Leib ... ausarbeite», den sie dann über die Schwelle des Todes in die geistige Welt trägt. (Wenn man von «Leib» in diesem Zusammenhange spricht, so ist dies gewiß eine materialistisch klingende Bezeichnung; denn gemeint ist natürlich gerade das leibfreie Geistig-Seelische; doch ist man in solchen Fällen genötigt, vom Sinnlichen hergenommene Namen für Geistiges zu gebrauchen, um scharf darauf hinzudeuten, daß man ein wirkliches Geistiges, nicht eine begriffliche Abstraktion meine.)

[ 12 ] Bei der Frage nach der menschlichen Freiheit zeigt sich ein eigentümlicher Konflikt der Seelenerkenntnis. Das gewöhnliche Bewußtsein kennt den freien Entschluß als eine innerlich erlebte Tatsache. Und diesem Erlebnis gegenüber kann es sich eigentlich die Freiheit nicht hinweglehren lassen. Und doch scheint es, als ob die naturwissenschaftliche Vorstellungsart dieses Erlebnis nicht anerkennen könnte. Sie sucht zu jeder Wirkung die Ursachen. Was ich in diesem Augenblicke tue, erscheint ihr abhängig von den Eindrücken, die ich jetzt habe, von meinen Erinnerungen, von den mir angeborenen oder anerzogenen Neigungen und so weiter. Es wirkt vieles zusammen; ich kann es nicht überschauen, daher erscheine ich mir frei. Aber in Wahrheit bin ich durch die zusammenwirkenden Ursachen zu meinem Handeln bestimmt. Freiheit erschiene somit als eine Illusion. Man kommt aus diesem Konflikt nicht heraus, solange man nicht vom Standpunkte des schauenden Bewußtseins in dem gewöhnlichen Bewußtsein nur eine durch die Leibesorganisation bewirkte Spiegelung der wahren Seelenvorgänge erblickt, und in der Seele eine in der Geisteswelt wurzelnde, vom Leibe unabhängige Wesenheit. Was bloß Bild ist, kann durch sich selbst nichts bewirken. Wenn durch ein Bild etwas bewirkt wird, so muß dies durch ein Wesen geschehen, das sich durch das Bild bestimmen läßt. In diesem Falle aber ist die menschliche Seele, wenn sie etwas tut, wozu ihr bloß Anlaß ein im gewöhnlichen Bewußtsein vorhandener Gedanke ist. Mein Bild, das ich im Spiegel sehe, bewirkt nichts, was nicht ich aus Anlaß des Bildes bewirke. Anders ist die Sache, wenn der Mensch nicht durch einen bewußten Gedanken sich bestimmt, sondern, wenn er durch einen Affekt, durch den [mpuls einer Leidenschaft mehr oder weniger unbewußt getrieben wird, und die bewußte Vorstellung nur dem blinden Zusammenhang der Triebkräfte gleichsam zusieht.—Sind es so die bewußten Gedanken im gewöhnlichen Bewußtsein, welche den Menschen frei handeln lassen, so könnte doch dieser durch das gewöhnliche Bewußtsein von seiner Freiheit nichts wissen. Er würde nur auf das Bild selien, das ihn bestimmt, und müßte diesem die Kraft der Ursächlichkeit zuschreiben. Er tut dies nicht, weil instinktiv im Erleben der Freiheit die wahre Wesenheit der Seele in das gewöhnliche Bewußtsein hereinleuchtet. (Der Verfasser dieser Schrift hat die Freiheitsfrage in seinem Buche «Philosophie der Freiheit» ausführlich aus der Beobachtung der menschlichen Seelenerlebnisse zu beleuchten gesucht.) Die Geisteswissenschaft sucht vom Gesichtspunkte des schauenden Bewußtseins in dasjenige Gebiet des wahren Seelenlebens hineinzuleuchten, aus dem heraus in das gewöhnliche Bewußtsein die instinktive Gewißheit von der Freiheit strahlt.

[ 13 ] Die Bilderwelt des Traumes erlebt der Mensch dadurch, daß der Lebensstand, den er in der Sinneswelt inne hat, herabgestimmt ist. Der gesund denkende Mensch wird sich nicht vom Traumbewußtsein aufklären lassen über das wache Bewußtsein; sondern er wird das wache Bewußtsein zum Beurteiler der Traumbilderwelt machen. In ähnlicher Art denkt über das Verhältnis des schauenden Bewußtseins zum gewöhnlichen Bewußtsein eine Geisteswissenschaft, die sich auf den Gesichtspunkt des ersteren stellt. Durch eine solche Geisteswissenschaft erkennt man, daß die Welt des Materiellen und ihrer Vorgänge in Wahrheit nur ein Glied in einer umfassenden geistigen Welt ist; einer geistigen Welt, die hinter der Sinneswelt so liegt, wie die Welt der sinnenfälligen materiellen Vorgänge und Stoffe hinter der Bilderwelt des Traumes. Und man erkennt, wie der Mensch zu seinem Sinnesdasein aus einer geistigen Welt herabsteigt; wie aber dieses Sinnesdasein selbst eine Offenbarung geistigen Wesens und geistiger Vorgänge ist. Es ist begreiflich, daß viele Menschen aus ihren Denkgewohnheiten heraus eine solche Weltanschauung verpönen, weil sie ihnen wirklichkeitsfremd dünkt, und weil sie glauben, daß sie sie lebensuntüchtig mache. Für solche Menschen wirkt es abschreckend, wenn einer höheren Wirklichkeit gegenüber die gewöhnliche Wirklichkeit etwas Traumähnliches genannt wird. Aber verändert sich denn im Traumbewußtsein dadurch etwas, daß man seinen Wirklichkeitscharakter vom wachen Bewußtsein aus zu verstehen sucht? Wer in Aberglauben zu seinen Traumbildern steht, der kann sich dadurch sein Urteil im wachen Bewußtsein trüben. Nie aber wird das wache Urteil den Traum verderben können. So kann auch eine Weltanschauung, die zur geistigen Welt keinen Zugang gewinnen will, das Urteil trüben über diese . nicht aber kann echte Einsicht in die geistige Welt die wahre Bewertung der physischen stören. In keiner Art wird daher das schauende Bewußtsein störend in das Leben des gewöhnlichen Bewußtseins eingreifen können; es wird nur klärend für dasselbe wirken können.

[ 14 ] Erst eine Weltansicht, die den Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins anerkennt, wird ein gleiches Verständnis entgegenbringen können sowohl der neueren naturwissenschaftlichen Vorstellungsart wie auch den Erkenntniszielen des neueren Weltanschauungs-Idealismus, der in der Richtung wirkt, das Wesen der Welt als geistiges zu erkennen. (Eine weitere Ausführung über Erkenntnisse der geistigen Welt ist in dem Rahmen dieser Schrift nicht möglich. Der Verfasser muß dafür auf seine anderen Schriften verweisen. Hier sollte nur der Grundcharakter einer Weltanschauung, die den Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins anerkennt, soweit dargestellt werden, als nötig ist, um den Lebenswert des deutschen WeltanschauungsIdealismus zu kennzeichnen.)

[ 15 ] Die naturwissenschaftliche Vorstellungsart hat ihre Berechtigung gerade dadurch, daß der Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins seine Geltung hat. Der naturwissenschaftliche Forscher und Denker baut seine Erkenntnisarbeit auf der Voraussetzung der Möglichkeit dieses Gesichtspunktes auch dann auf, wenn er dies als theoretischer Betrachter seines Weltbildes nicht zugibt. Nur die Theoretiker, welche das Weltbild der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart für das einzig und allein in einer Weltanschauung berechtigte erklären, durchschauen diese Sachlage nicht. Es können natürlich auch Theoretiker und Naturforscher in einer Person vereinigt sein. Für das schauende Bewußtsein erfahren nämlich die sinnlichen Wahrnehmungen ein Ahnliches wie die Traumbilder beim Erwachen. Die Kräftewirkungen, die im Traume die Bilderwelt zustande bringen, müssen beim Erwachen denjenigen Kräftewirkungen weichen, durch welche der Mensch sich Bilder, Vorstellungen macht, von denen er weiß, daß sie durch die ihn umgebende Wirklichkeit bedingt sind. Erwacht das schauende Bewußtsein, so hört der Mensch auf, seine Vorstellungen im Sinne dieser Wirklichkeit zu denken; er weiß jetzt, daß er vorstellt im Sinne einer ihn umgebenden Geistwelt. So wie das Traumbewußtsein seine Bilderwelt für Wirklichkeit hält und von der Umgebung des Wachbewußtseins nichts weiß, so hält das gewöhnliche Bewußtsein die materielle Welt für Wirklichkeit und weiß nichts von der geistigen Welt. Der Naturforscher aber sucht ein Bild derjenigen Welt, welche in den Vorstellungen des gewöhnlichen Bewußtseins sich offenbart. Diese Welt kann in den Vorstellungen des gewöhnlichen Bewußtseins nicht enthalten sein. Sie darinnen zu suchen, wäre ein Ahnliches, als ob man erwarten wollte, daß man einmal träumen werde, was der Traum seinem Wesen nach ist. (An der Klippe, auf die hier gedeutet ist, scheiterten in der Tat solche Denker wie Ernst Mach und andere.) Der Naturforscher wird, sobald er beginnt, seine eigene Forschungsart zu verstehen, nicht meinen können, daß mit der Welt, die er zeichnet, das gewöhnliche Bewußtsein ein Verhältnis eingehen könne. In Wirklichkeit geht ein solches Verhältnis das schauende Bewußtsein ein. Aber dieses Verhältnis ist ein geistiges. Und die sinnliche Wahrnehmung des gewöhnlichen Bewußtseins ist die Offenbarung eines geistigen Verhältnisses, das jenseits dieses gewöhnlichen Bewußtseins sich abspielt zwischen der Seele und derjenigen Welt, welche der Naturforscher zeichnet. Geschaut werden kann dieses Verhältnis erst durch das schauende Bewußtsein. Wird die Welt, welche die naturwissenschaftliche Vorstellungsart zeichnet, materiell gedacht, so bleibt sie unverständlich; wird sie so gedacht, daß in ihr ein Geistiges lebt, das als Geistiges zum Menschengeiste spricht, in einer Art, die erst von dem schauenden Bewußtsein erkannt wird, so wird dies Weltbild in seiner Berechtigung verständlich. Eine Art Gegenbild zur naturwissenschaftlichen Vorstellungsart ist die altindische Mystik. Zeichnet jene eine Welt, die unwahrnehmbar ist, so diese eine solche, in welcher der Erkennende zwar Geistiges erleben, aber dieses Erleben nicht bis zu der Kraft steigern will, wahrzunehmen. Der Erkennende sucht da nicht durch die Kraft der Seelenerlebnisse aus dem gewöhnlichen Bewußtsein heraus zu einem schauenden Bewußtsein zu erwachen, sondern er zieht sich von aller Wirklichkeit zurück, um mit dem Erkennen allein zu sein. Er glaubt so die ihn störende Wirklichkeit überwunden zu haben, während er nur sein Bewußtsein von ihr zurückgezogen hat und sie gewissermaßen mit ihren Schwierigkeiten und Rätseln außer sich stehen läßt. Auch glaubt er von dem «Ich » frei geworden und in einer selbstlosen Hingabe an die Geistwelt mit dieser eins geworden zu sein. In Wahrheit hat er nur sein Bewußtsein vom «Ich »verdunkelt und lebt unbewußt gerade ganz im «Ich». Statt aus dem gewöhnlichen Bewußtsein zu erwachen, fällt er in ein träumerisches Bewußtsein zurück. Er meint die Rätsel des Seins gelöst zu haben, während er nur den Seelenblick von ihnen abgewendet hält. Er hat das Wohlgefühl der Erkenntnis, weil er die Erkenntnisrätsel nicht mehr auf sich lasten fühlt. Was erkennendes «Wahrnehmen » ist, kann nur im Erkennen der Sinneswelt erlebt werden. Ist es da erlebt, dann kann es weiter für geistiges Wahrnehmen gebildet werden. Zieht man sich von dieser Art des Wahrnehmens zurück, so beraubt man sich des Wahrnehmungserlebnisses ganz und bringt sich auf eine Stufe des Seelenerlebens zurück, die weniger wirklich ist als die Sinneswahrnehmung. Man sieht im Nichterkennen eine Art Erlösung vom Erkennen und glaubt gerade dadurch in einem höheren Geisteszustand zu leben. Man verfällt dem bloßen Leben im « Ich und meint, das Ich überwunden zu haben, weil man das Bewußtsein dafür gedämpft hat, daß man ganz im Ich webt. Nur das Finden des Ich kann den Menschen von dem Verstricktsein vom Ich befreien. (Vergleiche auch die Ausführungen auf S. 138 ff. dieser Schrift.) Man kann wahrlich dies alles sagen müssen 174 und deshalb doch nicht weniger Verständnis und Bewunderung für die herrliche Schöpfung der Bhagavad-Gita und ähnlicher Erzeugnisse indischer Mystik haben wie jemand, der, was hier gesagt ist, als Beweis ansieht, daß der Sprechende «eben kein Organ» habe für die Erhabenheit echter Mystik. Man sollte nicht glauben, daß nur ein unbedingter Bekenner einer Weltanschauung diese zu schätzen wisse. (Ich schreibe dies, trotzdem ich mir bewußt bin, nicht weniger mit der indischen Mystik erleben zu können, als irgend einer ihrer unbedingten Bekenner.)

[ 16 ] Nach den Erkenntnissen hin, die sich in der hier gekennzeichneten Art zur Welt stellen, richtet sich, was Johann Gottlieb Fichte zum Ausdrucke bringt. In der Art, wie er das Bild vom Traum aussprechen muß, um die Welt des gewöhnlichen Bewußtseins zu charakterisieren, zeigt sich dies. «Bilder sind - sagt er - sie sind das einzige, was da ist, und sie wissen von sich, nach Weise der Bilder; - Bilder, die vorüberschweben, ohne daß etwas sei, dem sie vorüberschweben: die durch Bilder von Bildern zusammenhängen... . Alle Realität verwandelt sich in einen wunderbaren Traum, ohne ein Leben, von welchem geträumt wird, und ohne einen Geist, der da träumt; in einen Traum, der in einem Traume von sich zusammenhängt. »Das ist die Schilderung der Welt des gewöhnlichen Bewußtseins; und es ist der Ausgangspunkt zur Anerkennung des schauenden Bewußtseins, welches das Erwachen aus dem Traum der physischen zur Wirklichkeit der geistigen Welt bringt.—

[ 17 ] Schelling will die Natur als eine Stufe in der Entwickelung des Geistes betrachten. Er fordert, daß sie erkannt werde durch eine intellektuelle Anschauung. Er nimmt also die Richtung, deren Ziel nur von dem Gesichtspunkte des schauenden Bewußtseins aus ins Auge gefaßt werden kann. Er bemerkt den Punkt, wo im Bewußtsein der Freiheit das schauende Bewußtsein in das gewöhnliche Bewußtsein hineinstrahlt. Er sucht endlich über den bloßen Idealismus in seiner «Philosophie der Offenbarung » hinauszukommen, indem er anerkennt, daß die Ideen selbst nur Bilder dessen sein können, was aus einer geistigen Welt heraus mit der Menschenseele im Verhältnis steht.

[ 18 ] Hegel empfindet, daß in der Gedankenwelt des Menschen etwas liegt, durch das der Mensch nicht nur ausspricht, was er an der Natur erlebt, sondern was in ihm und durch ihn der Geist der Natur selbst erlebt. Er fühlt, daß der Mensch geistiger Zuschauer werden kann eines Weltenvorganges, der sich in ihm abspielt. Die Heraufhebung dessen, was er so empfindet und fühlt, zum Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins erhebt auch das Weltbild, das bei ihm nur ein Nachdenken der Vorgänge ist, die sich in der physischen Welt vollziehen, zur Anschauung einer wirklichen geistigen Welt.

[ 18 ] Karl Christian Planck erkennt, daß der Gedanke des gewöhnlichen Bewußtseins nicht selbst am Weltgeschehen beteiligt ist, weil er, richtig gesehen, Bild eines Lebens, nicht selbst dieses Leben ist. Deshalb ist Planck der Ansicht, daß eben derjenige, der diese Bildnatur des Denkens richtig durchschaut, die Wirklichkeit finden könne. Indem das Denken selbst nichts sein will, aber von etwas spricht, das ist, weist es auf eine wahre Wirklichkeit.

[ 19 ] Denker wie Troxler, Immanuel Hermann Fichte nehmen in sich die Kräfte des deutschen Weltanschauungs-Idealismus auf, ohne sich zu beschränken in den Ansichten, die er in Johann Gottlieb Fichte, Schelling und Hegel hervorgebracht hat. Sie deuten bereits auf einen «inneren Menschen» im «äußeren Menschen», also auf den geistig-seelischen Menschen, den der Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins als eine Wirklichkeit anerkennt, die erlebt werden kann.

[ 20 ] Besonders an der Weltanschauungsströmung, die sich als neuere Entwickelungslehre von Lamarck, über Lyell und andere bis zu Darwin und den gegenwärtigen Ansichten von den Lebenstatsachen zieht, kann die Bedeutung eingesehen werden, welche der Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins hat. Diese Entwickelungslehre sucht das Aufsteigen der höheren Lebensformen aus den niederen darzustellen. Sie erfüllt damit eine Aufgabe, die grundsätzlich in sich berechtigt ist. Allein sie muß dabei so verfahren, wie die Menschenseele im Traumbewußtsein mit den Traumerlebnissen verfährt; sie läßt das Folgende aus dem Früheren hervorgehen. In Wirklichkeit sind aber die treibenden Kräfte, die ein folgendes Traumbild aus dem früheren hervorzaubern, in dem Träumenden und nicht in den Traumbildern zu suchen. Dies zu empfinden, ist erst das wachende Bewußtsein in der Lage. Das schauende Bewußtsein kann sich nun ebensowenig zufrieden geben, in einer niederen Lebensform die wirksamen Kräfte zu suchen für das Entstehen einer höheren, wie sich das Wachbewußtsein dazu hergeben kann, einen Folgetraum aus einem vorhergehenden Traum wirklich hervorgehen zu lassen, ohne auf den Träumenden zu sehen. Das in der wahren Wirklichkeit sich erlebende Seelenwesen schaut das Seelisch-Geistige, das es wirksam in der gegenwärtigen Menschennatur findet, auch schon wirksam in den Entwickelungsformen, welche zu dem gegenwärtigen Menschen geführt haben. Es wird nicht anthropomorphistisch in die Naturerscheinungen die gegenwärtige Menschenwesenheit hineinträumen; aber es wird das Geistig-Seelische, das durch schauendes Bewußtsein im gegenwärtigen Menschen erlebt wird, wirksam wissen in allem Naturgeschehen, das zum Menschen geführt hat. Es wird so erkennen, daß die dem Menschen offenbar werdende Geistwelt den Ursprung enthält auch der Naturbildungen, die dem Menschen vorangegangen sind. Dadurch findet seine rechte Ausgestaltung, was aus den treibenden Kräften des deutschen Idealismus heraus Wilhelm Heinrich Preuß angestrebt hat mit seiner Lehre, die «den Artbegriff nach tatsächlicher Möglichkeit rettet, aber zugleich den von Darwin aufgestellten Begriff der Entwickelung hinübernimmt auf ihr Gebiet und fruchtbar zu machen sucht». Vom Gesichtspunkte des schauenden Bewußtseins aus wird zwar nicht gesagt werden können, was Preuß sagte: «Der Mittelpunkt dieser neuen Lehre nun ist der Mensch, die nur einmal auf unserem Planeten wiederkehrende Spezies: Homo sapiens»; sondern der Mittelpunkt einer die menschliche Wirklichkeit umfassenden Weltanschauung ist die sich im Menschen offenbarende Geistwelt. Und so gesehen - wird wahr erscheinen, was Preuß meint: «Merkwürdig, daß die älteren Beobachter bei den Naturgegenständen anfingen und sich dann dermaßen verirrten, daß sie den Weg zum Menschen nicht fanden, was ja auch Darwin nur in kümmerlichster und durchaus unbefriedigender Weise gelang, indem er den Stammvater des Herrn der Schöpfung unter den Tieren suchte, - während der Naturforscher bei sich als Menschen anfangen müßte, um so fortschreitend durch das ganze Gebiet des Seins und Denkens zur Menschheit zurückzukehren ... »—Zu einem anthropomorphistischen Ausdeuten der Naturerscheinungen kann der Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins nicht führen, denn er anerkennt eine geistige Wirklichkeit, von der das im Menschen Erscheinende die Offenbarung ebenso ist wie das in der Natur Erscheinende. Dieses anthropomorphische Hineinträumen der Menschenwesenheit in die Natur war das Schreckgespenst Feuerbachs und der Feuerbachianer. Für sie wurde dieses Schreckgespenst das Hindernis der Anerkennung einer geistigen Wirklichkeit.

[ 21 ] Auch in Carneris Denkertätigkeit wirkte dieses Schreckgespenst nach. Es schlich sich störend ein, wenn er das Verhältnis. suchte seiner auf die seelische Wesenheit des Menschen gestützten ethischen Lebensansicht zur darwinistisch gefärbten Naturanschauung. Aber die treibenden Kräfte des deutschen Weltanschauungs-Idealismus übertönten diese Störung bei ihm, und so tritt in Wirklichkeit bei ihm ein, daß er bei dem als ethisch veranlagten Geistig-Seelischen im Menschen beginnt und fortschreitend durch das ganze Gebiet des Seins und Denkens zur ethisch sich vervollkommnenden Menschheit zurückkehrt.

[ 22 ] Die Richtung, welche der deutsche Weltanschauungs-Idealismus genommen hat, kann nicht einlaufen in die Anerkennung einer Lehre, die in die Entwickelung von den niederen zu den höheren Daseinsformen ungeistige Triebkräfte hineinträumt. Aus diesem Grunde mußte schon Hegel sagen: «Solcher nebuloser, im Grunde sinnlicher Vorstellungen, wie insbesondere das sogenannte Hervorgehen z. B. der Pflanzen und Tiere aus dem Wasser und dann das Hervorgehen der entwickelteren Tierorganisationen aus den niedrigeren und so weiter ist, muß sich die denkende Betrachtung entschlagen » (Vergleiche Hegels Werke, VolIst. Ausg., 2. Aufl. Berlin 1847, Bd. 7a, S. 33).— Und aus diesem Weltanschauungs-Idealismus heraus sind die Empfindungen geboren, mit denen Herman Grimm dem naturwissenschaftlichen Weltbilde seine Stellung in der Gesamtweltanschauung zuweist. Herman Grimm, der geistvolle Kunstbetrachter, der anregende Darsteller großer Zusammenhänge in der Menschheitsgeschichte, sprach sich über Weltanschauungsfragen nicht gerne aus; er überließ dies Gebiet lieber anderen. Wenn er sich aber doch über diese Dinge äußerte, dann tat er es aus der unmittelbaren Empfindung seiner Persönlichkeit heraus. Er fühlte sich mit solchen Urteilen geborgen in dem Urteilsfelde, das die deutsche idealistische Weltanschauung umfaßte und auf dem er sich stehend wußte. Und aus solchem Untergrunde seiner Seele kamen die Worte, die er in seiner dreiundzwanzigsten Vorlesung über Goethe ausgesprochen hat: «Längst hatte, in seinen (Goethes) Jugendzeiten schon, die große Laplace-Kantsche Phantasie von der Entstehung und dem einstigen Untergange der Erdkugel Platz gegriffen. Aus dem in sich rotierenden Weltnebel - die Kinder bringen es bereits aus der Schule mit - formt sich der zentrale Gastropfen, aus dem hernach die Erde wird, und macht, als erstarrende Kugel, in unfaßbaren Zeiträumen alle Phasen, die Episode der Bewohnung durch das Menschengeschlecht mit einbegriffen, durch, um endlich als ausgebrannte Schlacke in die Sonne zurückzustürzen; ein langer, aber dem Publikum völlig begreiflicher Prozeß, für dessen Zustandekommen es nun weiter keines äußeren Eingreifens bedarf, als die Bemühung irgendeiner außenstehenden Kraft, die Sonne in gleicher Heiztemperatur zu erhalten. - Es kann keine fruchtlosere Perspektive für die Zukunft gedacht werden, als die, welche uns in dieser Erwartung als wissenschaftlich notwendig heute aufgedrängt werden soll. Ein Aasknochen, um den ein hungriger Hund einen Umweg machte, wäre ein erfrischendes appetitliches Stück im Vergleich zu diesem letzten Schöpfungsexkrement, als welches unsere Erde schließlich der Sonne wieder anheimfiele, und es ist die Wißbegier, mit der unsere Generation dergleichen aufnimmt und zu glauben vermeint, ein Zeichen kranker Phantasie, die als ein historisches Zeitphänomen zu erklären, die Gelehrten zukünftiger Epochen einmal viel Scharfsinn aufwenden werden. - Niemals hat Goethe solchen Trostlosigkeiten Einlaß gewährt... . Goethe würde sich wohl gehütet haben, die Folgerungen der Schule Darwins aus dem abzuleiten, was in dieser Richtung er zuerst der Natur abgelauscht und ausgesprochen hatte...» (Über Goethes Verhältnis zur naturwissenschaftlichen Vorstellungsart vergleiche meine Einleitungen zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften in Kürschners «Deutscher National-Literatur » und mein Buch: « Goethes Weltanschauung».)


[ 23 ] Auch Robert Hamerlings Sinnen bewegt sich in einer Richtung, die im Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins ihre Rechtfertigung findet. Von dem menschlichen Ich aus, das sich denkt, lenkt er die Betrachtung auf das Ich, das sich denkend erlebt; von dem Willen aus, der im Menschen wirkt, auf den Weltenwillen. Doch das sich erlebende Ich kann nur geschaut werden, wenn im seelischen Erleben ein Erwachen in der geistigen Wirklichkeit eintritt; und der Weltenwille dringt nur in die Erkenntnis ein, wenn das menschliche Ich erlebend ein Wollen ergreift, in dem es nicht sich zum Ausgangspunkte, sondern zum Zielpunkte macht, in dem es sich auf die Entfaltung dessen richtet, was in der Welt des Innenlebens vorgeht. Dann lebt die Seele sich ein in die geistige Wirklichkeit, in welcher die treibenden Kräfte der Naturentwickelung in ihrer Wesenheit miterlebt werden können. Wie Hamerlings Sinnen zu einer Empfindung davon führt, daß von solchem Erwachen des in der Geisteswelt sich wissenden Ich zu sprechen berechtigt ist, das zeigen Stellen seiner «Atomistik des Willens» wie diese: «Im Dämmerschein kühner Mystik und im Lichte freier Spekulation deutet und erfaßt dieses Rätsel, dies Wunder, dies geheimnisvolle Ich sich als eine der ungezählten Erscheinungsformen, in welchen das unendliche Sein zur Wirklichkeit gelangt, und ohne welche es nur ein Nichts, ein Schatten wäre» (Atomistik des Willens 2. Bd. S. 166). Und: «Den Gedanken im menschlichen Gehirn aus der Tätigkeit schlechterdings lebloser Stoffatome herleiten zu wollen, bleibt für alle Zeit ein vergebliches und törichtes Unterfangen. Stoffatome könnten niemals Träger eines Gedankens werden, wenn nicht in ihnen selbst schon etwas läge, was wesensgleich mit dem Gedanken ist. Und eben dies Ursprüngliche, mit dem lebendigen Denken Wesensverwandte, ist ohne Zweifel auch ihr wahrer Kern, ihr wahres Selbst, ihr wahres Sein » (Atomistik des Willens 1. Bd. S. 279 f.). Hamerling steht mit diesem Gedanken allerdings erst bloß ahnend vor dem Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins. Die Gedanken des menschlichen Gehirnes aus der Tätigkeit der Stoffatome herleiten zu wollen, bleibt gewiß «ein für alle Zeiten vergebliches und törichtes Unterfangen» . Denn es ist dies nicht besser, als das Spiegelbild eines Menschen bloß aus der Tätigkeit des Spiegeis herleiten zu wollen. Aber im gewöhnlichen Bewußtsein erscheinen die Gedanken doch als die von dem Stofflichen des Gehirns bedingte Widerspiegelung des Lebendig-Wesenhaften, das in ihnen als für dies gewöhnliche Bewußtsein unbewußt kraftet. Dieses Lebendig-Wesenhafte wird erst vom Gesichtspunkte des schauenden Bewußtseins verständlich. Es ist das Wirkliche, in dem das schauende Bewußtsein sich erlebt, und zu dem sich auch das Stoffliche des Gehirns verhält wie ein Bild zu dem verbildlichten Wesen. Der Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins sucht den «Dämmerschein kühner Mystik» einerseits zu überwinden durch die Klarheit eines in sich folgerichtigen, sich voll durchschauenden Denkens, andererseits aber auch das unwirkliche (abstrakte) Denken der philosophischen «Spekulation» durch ein Erkennen, das denkend zugleich Erleben eines Wirklichen ist.


[ 24 ] Verständnis für die Erfahrungen, welche die Menschenseele durch eine Vorstellungsart macht, wie sie sich in der Denkerreihe von Fichte bis Hamerling offenbart, wird verhindern, daß eine Weltanschauung, die den Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins als einen berechtigten anerkennt, zurückfällt in Seelenstimmungen, welche ähnlich wie die alte indische eher durch eine Herabdämpfung als durch eine Steigerung des gewöhnlichen Bewußtseins das Erwachen in der geistigen Wirklichkeit suchen. (Der Verfasser dieser Schrift hat in seinen Büchern und Vorträgen immer wieder darauf hingewiesen, daß die Meinung, man könne gegenwärtig in einer Wiederbelebung solch älterer Weltanschauungsrichtungen wie der indischen einen Gewinn für Geisterkenntnis ziehen, auf Irrwegen wandelt. Was allerdings nicht gehindert hat, daß die von ihm vertretene geisteswissenschaftliche Weltanschauung immer wieder mit solchen fruchtlosen und geschichtsfeindlichen Wiederbelebungsversuchen verwechselt wird.) - Der deutsche Weltanschauungs-Idealismus strebt nicht nach Herabdämpfung des Bewußtseins, sondern sucht innerhalb dieses Bewußtseins nach den Wurzeln derjenigen Seelenkräfte, die stark genug sind, um mit vollem Ich-Erlebnis in die geistige Wirklichkeit einzudringen. In ihm hat die Geistesentwickelung der Menschheit das Streben in sich aufgenommen, durch Erstarkung der Bewußtseinskräfte zur Erkenntnis der Weltenrätsel zu kommen. Die naturwissenschaftliche Vorstellungsart, die manchen über die Tragkraft dieser Weltanschauungsströmung in Irrtum gebracht hat, kann aber auch die Unbefangenheit erwerben, anzuerkennen, welche Wege zur Erkenntnis der wirklichen Welt in den Richtungen liegen, die von dieser idealistischen Weltansicht gesucht werden. Man wird sowohl die Gesichtspunkte des deutschen Weltanschauungs-Idealismus wie auch denjenigen des schauenden Bewußtseins verkennen, wenn man durch sie hofft eine sogenannte «Erkenntnis» zu erlangen, die durch eine Summe von Vorstellungen die Seele über alle weiteren Fragen und Rätsel hinweghebt und sie in den Besitz einer «Weltanschauung» bringt, in dem sie sich von allem Suchen ausruhen kann. Der Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins bringt die Erkenntnisfragen aber nicht zum Stillstande; im Gegenteile, er bewegt sie weiter, und er vergrößert in einem gewissen Sinne sowohl ihre Zahl als auch ihre Lebhaftigkeit. Aber er hebt diese Fragen in einen Wirklichkeitskreis hinein, in dem sie denjenigen Sinn erhalten, nach dem das Erkennen schon unbewußt sucht, bevor es ihn noch entdeckt hat. Und in diesem unbewußten Suchen erzeugt sich das Unbefriedigende der Weltanschauungsstandpunkte, die das schauende Bewußtsein nicht gelten lassen wollen. Es kommt in diesem unbewußten Suchen auch die sich sokratisch dünkende, aber in Wirklichkeit sophistische Ansicht zustande, daß diejenige Erkenntnis die höchste sei, die nur die eine Wahrheit kennt, daß es keine Wahrheit gäbe. - Es finden sich Menschen, welche ängstlich werden, wenn sie daran denken, der Mensch könne den Antrieb zum Erkenntnisfortschritt verlieren, sobald er sich ausgerüstet glaubt mit einer Lösung der Welträtsel. Diese Sorge braucht gegenüber dem deutschen Idealismus wie auch gegenüber dem Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins niemand zu haben.5In der Beurteilung von Weltanschauungsfragen durch manche Menschen wirkt ganz besonders verwirrend das Eingenommensein von Worten, mit denen man glaubt Gedanken zu haben, während man sich nur in einer gedanklichen Unbestimmtheit beruhigt. Viel ist gewonnen, wenn man sich darüber nicht im unklaren ist, daß Worte wie Gebärden sind, die auf ihren Gegenstand bloß hindeuten können, deren eigentlicher Inhalt aber mit dem Gedanken selbst nichts zu tun hat. (Ebensowenig wie das Wort «Tisch» mit einem wirklichen Tisch.) Eindringlich in vieler Beziehung spricht darüber eine kleine eben erschienene Schrift « Kultur-Aberglaube von Alexander von Gleichen-Rußwurm (1916, Forum-Verlag, München).—Wer den Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins gelten läßt, wird ganz besonders nötig haben, voll anzuerkennen, was die naturwissenschaftliche Vorstellungsart über die Seelenerscheinungen zu sagen hat. Eine von einem gewissen Gesichtspunkte aus hervorragende «Seelenkunde» in naturwissenschaftlicher Vorstellungsart hat der bedeutende Wiener Anthropologe Moritz Benedict geschrieben (1894). Man kann in dieser «Seelenkunde» wegen des gesunden Wirklichkeitssinnes des Verfassers in der Beurteilung des seelischen Lebens ein in mancher Hinsicht geradezu klassisches Werk sehen. Und man kann diesem Buche gegenüber diese Ansicht haben, selbst wenn man sich sagen muß, daß der in dieser Schrift charakterisierte Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins von dem Verfasser dieser «Seelenkunde» wohl entschieden abgelehnt werden würde. Die so denken wie dieser Naturforscher, werden diese Ablehnung aber nicht immer haben müssen.

[ 25 ] Auch von anderen Seiten kann eine rechte Würdigung des neuen Weltanschauungs-Idealismus zur Austilgung von Mißverständnissen führen, die ihm entgegengebracht werden. Es ist allerdings nicht in Abrede zu stellen, daß manche Bekenner dieses Weltanschauungs-Idealismus durch ihr eigenes Mißverstehen des von ihnen Anerkannten ebenso zu Gegnerschaften Veranlassung gegeben haben, wie Bekenner der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart dadurch, daß sie die Tragkraft ihrer Anschauungen für die Erkenntnis der Wirklichkeit überschätzen, unberechtigte Ablehnungen dieser Anschauungen selbst hervorrufen. Der bedeutende österreichische Philosoph (und katholische Priester), Laurenz Müllner, hat in einem Aufsatz über Adolf Friedrich Graf von Schack in eindringlicher Art sich vom Standpunkte des Christentums über den Entwickelungsgedanken der neueren Naturwissenschaft ausgesprochen. Er weist die Behauptungen Schacks zurück, die in den Worten gipfeln: «Die gegen die Deszendenztheorie gemachten Einwendungen rühren alle von Oberflächlichkeit her.» Und nach dieser Zurückweisung sagt er: «Das positive Christentum hat keinen Grund, sich gegen den Entwickelungsgedanken als solchen ablehnend zu verhalten, wenn der Naturprozeß nicht lediglich als von Ewigkeit auf sich gestellter kausaler Mechanismus gefaßt und wenn der Mensch nicht als Produkt desselben hingestellt wird.» Diese Worte gingen aus demselben christlichen Geiste hervor, aus dem heraus Laurenz Müllner beim Antritte des Rektorats an der Wiener Universität in seiner bedeutungsvollen Rede über Galilei gesagt hat: «So kam die neue Weltanschauung (gemeint ist die Kopernikanisch-Galileische) vielfach in den Schein eines Gegensatzes zu Meinungen, die in sehr fraglichem Rechte ihre Abfolge aus den Lehren des Christentums behaupteten. Es handelte sich vielmehr um den Gegensatz des erweiterten Weltbewußtseins einer neuen Zeit zu dem enger geschlossenen der Antike, um einen Gegensatz zur griechischen, nicht aber zur richtig verstandenen christlichen Weltanschauung, die in den neu entdeckten Sternenwelten nur neue Wunder göttlicher Weisheit hätte sehen dürfen, wodurch die auf Erden vollzogenen Wunder göttlicher Liebe nur höhere Bedeutung gewinnen können.» Wie bei Müllner eine schöne Unbefangenheit des christlichen Denkers gegenüber der naturwissenschaftlichen Vorstellungsart vorliegt, so ist eine solche gewiß auch möglich gegenüber dem deutschen Weltanschauungs-Idealismus. Solche Unbefangenheit würde sagen: Das positive Christentum hat keinen Grund, sich gegen den Gedanken eines Geisterlebnisses in der Seele als solchen ablehnend zu verhalten, wenn das Geisterlehnis nicht zur Ertötung des religiösen Andacht- und Erbauungs-Erlebnisses führt und wenn die Seele nicht vergottet wird. - Und die anderen Worte Laurenz Müllners könnten für einen unbefangenen christlichen Denker die Form annehmen: Die Weltanschauung des deutschen Idealismus kam vielfach in den Schein eines Gegensatzes zu Meinungen, die in sehr fraglichem Rechte ihre Abfolge aus den Lehren des Christentums behaupten. Es handelt sich vielmehr um den Gegensatz einer Weltanschauung, welche die Geistwesenheit der Seele anerkennt, zu einer solchen, welche zu dieser Geistwesenheit keinen Zugang finden kann, um einen Gegensatz zur mißverstandenen naturwissenschaftlichen Vorstellungsart, nicht aber zur richtig verstandenen christlichen Weltanschauung, die in den rechten Geisterlebnissen der menschlichen Seele nur Offenbarungen göttlicher Macht und Weisheit sehen dürfte, wodurch die Erlebnisse der religiösen Andacht und Erbauung, sowie die Kräfte zu liebegetragener Menschenpflicht eine weitere Verstärkung gewinnen können.


[ 26 ] Robert Hamerling empfand die Kraft zum Weltanschauungs-Idealismus als eine Grundkraft im Wesen des deutschen Volkstums. Die Art, wie er sein Erkenntnis-suchen in seiner «Atomistik des Willens » dargestellt hat, zeigt, daß er für seine Zeit nicht an eine Wiederbelebung alter indischer Weltanschauungsströmung denkt. Aber so denkt er über den deutschen Idealismus, daß dieser ihm im Sinne der Forderungen einer neuen Zeit aus dem Wesen seines Volkstums heraus zu den geistigen Wirklichkeiten zu streben scheint, die in abgelebten Zeitaltern durch die damals stärksten Seelenkräfte der asiatischen Menschheit gesucht wurden. Und daß das Erkenntnisstreben dieses Weltanschauungs-Idealismus mit seiner Richtung nach den geistigen Wirklichkeiten den Aufblick des Menschen zu göttlichen Höhen nicht stumpft, sondern erstarkt, davon ist er durchdrungen, weil er dieses Erkenntnisstreben selbst als mit den Wurzeln religiöser Gesinnung verwachsen erblickt. Mit Gedanken über die Aufgabe seines Volkes, die Ausdruck dieses Wesenszuges ist, ist Robert Hamerling erfüllt, als er 1864 seinen «Germanenzug» dichtet. Wie die Schilderung einer Vision ist diese Dichtung. Von Asien herüber ziehen in uralter Zeit die Germanen nach Europa. Am Kaukasus ist Rast des wandernden Volkes.

Der Abend sinkt herab. Als goldne Mäler
Im letzten Dämmerschein erglühn die Kuppen
Des Kaukasus und wie aus fernen Welten
Schaun sie bedeutsam nieder auf die Gruppen
Des Volks, das rastend rings erfüllt die Täler
Mit seinen Waffen, Rossen und Gezeiten.
Zuletzt als Phönix aus den Opfergluten
Der Sonne steigt der Mond, hoch überm Plane
Des Orients mit voller Scheibe schwebend.
Nun aber ruhn die Völker. Wach geblieben
Ist Teut, der Jüngling, königlichen Blicks,
Das blonde Haupt in Sinnen tief versunken,
Und wie, aus kurzem Traum erwacht, nach oben
Sein Aug' sich wendet und ein Licht, ein klares,
Herniedertauet, sieh, da wollt' ihn deuchten,
Als ob hoch über ihm die goldnen Globen
Des Himmels sich vereinten ihre Leuchten
Im Schimmer eines Augensternenpaares:
Als ob ein wunderbares
Mildernstes Antlitz sich herunterneigte,
Als ob vor seinen stolzen Sonnenflügen
Urmutter Asia mit hehren Zügen
Sich Aug' in Aug' dem mut'gen Sohne zeigte—

[ 27 ] Und Urmutter Asia offenbart Teut seines Volkes Zukunft; sie spricht nicht bloß Lobeshymnen; sie spricht ernst von des Volkes Schatten- und Lichtseiten. Aber sie spricht auch von dem Wesenszug des Volkes, der das Erkenntnisstreben in voller Einheit mit dem Aufblick zum Göttlichen zeigt:

Fortleben wird in dir die traumesfrohe
Gottrunkenheit, die sel'ge Herzenswärme
Des alten asiat'schen Heimatlandes.
Geruhigen Bestandes
Wird dieser heil'ge Strahl, ein Tempelfeuer
Der Menschheit, frei von Rauch, mit reiner Flamme
Fortglühn in deiner Brust und Seelenamme
Dir bleiben und Pilote deinem Steuer!
Du strebst nur, weil du liebst: dein kühnstes Denken
Wird Andacht sein, die sich in Gott will senken.

[ 28 ] Durch die Anführung dieser Worte Robert Hamerlings soll nicht angedeutet werden, daß der WeltanschauungsIdealismus, der in dieser Schrift charakterisiert ist, oder die Ansicht, welche den Gesichtspunkt des schauenden Bewußtseins geltend macht, irgendwie an die Stelle der religiösen Weltanschauung treten oder diese gar ersetzen könnten. Beide würden sich selbst ganz mißverstehen, wenn sie religion- oder sektenbildend sein, oder störend in das religiöse Bekenntnis eines Menschen eingreifen wollten.

Outlooks

[ 1 ] This paper is intended to point to the germs of development that are heralded in the world views of a series of thinkers from Fichte to Hamerling. The contemplation of these germs evokes the feeling that these thinkers draw from a wellspring of spiritual experience from which much can still flow that they have not yet extracted. It seems less important to agree or disagree with what they have expressed than to understand the kind of their quest for knowledge, the direction of their path. One can then gain the view that there is something in this way, in this direction, which is more a promise than a fulfillment. But a promise which, through its inherent power, carries the guarantee of its fulfillment. - From this one gains a relationship to these thinkers which is not that of an avowal of the dogmas of their world-view; but one which leads to the realization that on the paths on which they walked lie living forces of the search for knowledge which have not worked themselves out in what they acknowledged, but can lead beyond it. - This need not lead to the opinion that one must go back to Fichte, back to Hegel and so on in the hope that, if one takes a more correct path from their starting points than they did, one will thereby arrive at better results. - No, the important thing is not to be "inspired" by these thinkers in this way, but to gain access to the sources from which they drew and to recognize what is still hidden in these sources themselves, despite the work of these thinkers.

[ 2 ] A look at the spirit of the newer scientific way of thinking can make us feel to what extent the worldview idealism living in the characterized thinkers is a "promise" that points to fulfilment. - Through its results, this scientific way of thinking has proven in a certain direction the viability of the means of knowledge it employs. One can find this mode of conception already prefigured in its essence by a thinker who was active at the beginning of its development, Galilei. (The significance of Galileo was discussed most beautifully by Laurenz Müliner, the Austrian philosopher and Catholic priest, in his 1894 rector's speech at the University of Vienna). What has already been hinted at in Galileo is developed in the research directions of the newer scientific way of thinking. It has attained its significance by allowing the phenomena of the world, which occur in the field of sense observation, to speak purely for themselves in their lawful connections, and by not allowing anything of what the human soul experiences in these phenomena to flow into what it allows for knowledge. Whatever opinion one may have of the scientific view of the world, which is already possible or achieved today in fulfillment of this demand for knowledge, this cannot prevent one from recognizing the validity of this demand for a justified picture of the existence of nature. If the adherent of an idealistic or spiritual-scientific world-view currently rejects this demand, he thereby reveals either that he does not understand the meaning of it, or that there is something wrong with his view itself, which takes account of the spirit. In the face of a true world view in accordance with the spirit, however, the advocates of the scientific way of thinking usually indulge in the misunderstanding that such a world view calls into question something of what is the result of natural science.

[ 3 ] It becomes apparent to those who penetrate the true meaning of the newer natural science that it does not undermine the knowledge of the spiritual world, but rather supports and secures this knowledge. One cannot arrive at this view by fantasizing oneself into an opponent of knowledge of the spiritual world on the basis of all kinds of theoretical considerations, but rather by directing one's gaze to what makes the scientific world view plausible and meaningful. The scientific conception excludes from everything it observes that which is experienced in the observed object through the inner being of the human soul. It investigates how things and processes are interrelated. What the soul can experience of things through its inner being only serves to reveal how things are, apart from the inner experiences. This gives rise to the image of purely natural events. In fact, this image will fulfill its task all the better the more successful the exclusion of the inner life. However, we must now look at the characteristic features of this image. What is presented in this way as a picture of nature cannot, precisely when it fulfills the ideal of scientific knowledge, carry anything in it that could ever be perceived by a human being - or any other spiritual being. The scientific way of imagining must provide a world view that explains the context of natural facts, but whose content would have to remain imperceptible. If the world were as pure natural science must present it, then this world could never appear within a consciousness as a conceptual content. Hamerling says: "Certain air vibrations produce sound in our ear. Sound therefore does not exist without an ear. So the shotgun blast would not bang if nobody heard it." Hamerling is wrong because he does not see through the conditions of the scientific world view. If he did see through them, he would say: when a sound occurs, natural science must imagine something that would not sound even if an ear were prepared to hear it. And natural science is right to do so. The natural scientist Du Bois-Reymond expresses this quite aptly (1872) in his lecture "On the Limits of the Knowledge of Nature": "Mute and dark in itself, i.e. The world is "mute and dark in itself, i.e. devoid of properties" for the view gained through scientific observation, which "instead of sound and light only knows vibrations of a property-less primordial substance that there has become weighable, here imponderable matter", but he concludes with the words: "The Mosaic: Let there be light, is physiologically false. Light only became light when the first red eye-dot of an infusorium distinguished light and dark for the first time. Without sight and without hearing, this colorful, glowing, sounding world around us would be dark and mute." No, this second sentence cannot be said by anyone who knows the full implications of the first. For the world, the image of which natural science rightly sketches, would remain "mute and dark" even if it were confronted with a visual or auditory substance. One is only mistaken about this because the real world, from which one has gained the image of the "mute and dark", does not remain mute and dark when one perceives in it. But I should not expect this picture to correspond to the real world any more than I can expect the picture of my friend, painted by a painter, to reveal the friend to me. Just look at the matter impartially from all sides; you will find that if the world were as natural science depicts it, no being would ever experience anything of this world. The world of the scientific mode of conception is, however, in reality to a certain extent where man perceives his sensory world; but it is presented without anything by which it could be perceptible to any being. What this mode of conception must take as the basis of light, sound and warmth does not shine, does not sound, does not warm. One only knows from experience that one has taken the ideas of this way of thinking from the luminous, the sounding, the warming; therefore one lives in the belief that the imagined is also a luminous, sounding, warming thing. The illusion is most difficult for the sense of touch to see through. It seems to suffice that the material is extended as material in order to arouse tactile perception through resistance. However, even an extended material can only push; but the push cannot be perceived. The appearance is most deceptive here. However, we are only dealing with an appearance. Even that which underlies the tactile sensations is not palpable. It should also be expressly emphasized that it is not merely said here that the world lying behind sense perception is different from what the senses make of it; rather, it is emphasized that this world must be conceived by the scientific mode of conception in such a way that the senses could make nothing of it if it were in reality what it is conceived to be. Out of observation, natural science takes a view of the world that cannot be observed at all through its own essence.1If someone wanted to counter the above account with the objection that it does not take into account the results of sense-physiology, he would only show that he does not properly evaluate the scope of this account. Such a person could say: out of the dark and mute world arise formations that continue to multiply and ultimately become organs through whose function, for example, the "dark ether waves" are converted into light. But this is not to say anything that would not be affected by the description given here. In the image of the "dark world" the eye is recorded; but through no eye can be thought as perceptible what must be thought as imperceptible through its own essence. - One could perhaps also think that this presentation does not take into account that the latest scientific world view no longer stands on the ground on which, for example, Du Bois-Reymond still stood. One no longer expects as much as he and his scientific contemporaries from a "mechanics of atoms", from a reduction of "all natural phenomena to movements of the smallest particles of matter", etc. In the views of E. Mach, the physicist Max Planck and others, these older theories had been overcome. But what is said in this paper also applies to these latest views. The fact that Mach, for example, wants to base the field of natural research on sensory perception forces him to include in his world view only that aspect of nature which, by its very nature, can never be thought of as perceptible. Although he starts from sense perception, he cannot return to it with his explanations in a realistic way. When Mach speaks of sensation, he points to that which is sensed; but in thinking the object of sensation, he must separate it from the "I". He does not realize that he is thinking something that can no longer be felt. He shows this by the fact that in his world of sensation the concept of "I" completely flutters apart. For Mach, the "I" becomes a mythical concept. He loses the "I". Because, although he is not aware of it, he is unconsciously forced to think his world of sensation insentiently, it throws the sentient - the ego - out of itself. This makes Mach's view a proof of the above. And Max Planck's views, the views of the physics theorist, are the best example of the correctness of the above description. It may even be said that the latest thoughts on mechanics and electrodynamics are moving more and more in the direction described here as necessary: drawing a picture of a world that is not perceptible from the world of perception.

[ 4 ] What we have here came to light at a world-historical moment in the development of the spirit: at the time when Goethe rejected Newton's theory of color out of the world view of German idealism, which was inherent in his very nature. (The author of this essay has been trying to point out this decisive point in the assessment of Goethe's color theory in various writings for almost three decades. However, what he said in a lecture given in 1893 at the "Freie deutsche Hochstifte" in Frankfurt is still true today: "The time will come when the scientific prerequisites for an understanding between researchers will also exist for this question. At present, physical investigations are moving in a direction that cannot lead to Goethean thinking.") - Goethe understood that Newton's theory of color could only provide a picture of a world that does not glow and does not shine in color. Since he did not accept the conditions of a purely scientific view of the world, his actual opposition to Newton was at times skewed. The main thing, however, is that he had a real sense of what lies at the heart of the matter. When man observes colors through light, he is confronted with a world other than that which Newton alone is able to describe. And Goethe observed the real world of colors. But if one enters such a realm, be it that of colors or other natural phenomena, one needs other ideas than those that are drawn into the "dark and silent world" of the image of the scientific mode of imagination. With this image, no reality is drawn that can be perceived". Real nature simply already contains within itself what cannot be included in this image". The "dark world" of the physicist could not be perceived by any eye; the light is already spiritual. The spiritual reigns in the sensual.2What is currently called the theory of relativity must be oriented towards ideas of this kind; otherwise it will not come from the logical-theoretical to realistic ideas, in the sense in which the concept of the "realistic" has been characterized in this paper when describing Planck's views. To want to grasp this spiritual with the means of natural research would be to live in the same error as if one wanted to demand of oneself as a painter to paint a person walking around in the world. As a physicist, Goethe also moved on the ground of the spiritual: The world view to which he applied the word "spiritual" made it impossible for him to find anything of ideas about real light and real colors in Newton's theory of colors. But you cannot find the spirit in the sensory world with the scientific way of thinking. That the world view of German idealism had a correct perception of this is one of its essential characteristics. Even if what one or the other personality has spoken out of this feeling is only a seed for a complete plant: the seed is present and has within itself the power of its development.

[ 5 ] However, in addition to the insight that there is spirit in the sensory world that cannot be grasped through the scientific mode of conception, another must be added. Namely, that the newer natural science has either already shown, or is on the way to showing, the dependence of the ordinary life of the human soul, which takes place in the sense world, on the tools of the body. We are entering an area in which we can be refuted in a seemingly devastating way, as if with quite self-evident objections, if we profess the existence of an independent spiritual world. For what could be more plausible than that the soul life of man develops from childhood onwards in the same way as the physical organs develop, that it decays to the same extent as the organs age. What could be more obvious than that the paralysis of certain parts of the brain also causes the loss of certain mental faculties? What could be more plausible than that everything mental and spiritual is bound to matter and cannot exist without it, at least not one that man can know about? It is not even necessary to consult the brilliant results of recent natural science; De la Mettrie already expressed the self-evident nature of this assertion in a sufficiently correct manner in "Man, a Machine" (L'homme machine) in 1746. This French thinker says: "If an imbecile, as one can usually observe, does not lack brains, then the bad constitution of this viscera, e.g. its excessive softness, will be to blame. The same is true of fools; the defects of their brains do not always remain hidden from our inquiries; but if the causes of imbecility and folly and so on are not always recognizable, where are we to look for the causes of the diversity of all minds? They would escape the eyes of lynxes and Argus. A nothing, a small fiber, a thing that even the finest anatomy cannot discover, would have made two fools out of Erasmus and Fontenelle, a remark that the latter himself makes in one of his best dialogues" (according to the German translation by Max Brahn). Now, the confessor of a spiritual worldview would betray little insight if he did not admit the striking, the self-evident nature of such an assertion. He can even intensify this assertion and say: would the world ever have received what the spirit of Erasmus brought about if someone had slain his body when Erasmus was still a boy? - If a spiritual worldview were dependent on not acknowledging such self-evident facts, or even just weakening their significance, it would be in a bad way. But such a worldview can be rooted in reasons that cannot be withdrawn from it by any materialistic objection.

[ 6 ] First of all, the spiritual experience of man, as it manifests itself in thinking, feeling and willing, is bound to the bodily tools. And it takes shape in the way it is conditioned by these tools. But he who thinks that he sees the real life of the soul when he observes the expressions of the soul through the body is caught in the same error as one who believes that his form is produced by the mirror before which he stands, because the mirror contains the necessary conditions through which his image appears. This image is even, within certain limits, dependent as an image on the form of the mirror and so on; what it represents, however, has nothing to do with the mirror. In order to fully fulfill its essence within the sensory world, the human soul life must have an image of its essence. It must have this image in its being; otherwise it would have an existence, but no idea, no knowledge of this existence. This image, which lives in the ordinary consciousness of the soul, is now completely conditioned by the bodily tools. Without these it would not exist, just as the reflection would not exist without the mirror. But what appears through this image, the soul itself, is by its nature no more dependent on the tools of the body than the observer standing in front of the mirror is dependent on the mirror. It is not the soul that is dependent on the tools of the body, but only the ordinary consciousness of the soul. The materialistic view of the human soul falls prey to a deception caused by the fact that the ordinary consciousness, which is only present through the bodily instruments, is confused with the soul itself. The essence of the soul flows into this ordinary consciousness as little as my essence flows into a mirror image. This essence of the soul can therefore also not be found in the ordinary consciousness; it must be experienced outside this consciousness. And it can be experienced, for man can still develop another consciousness within himself than that which is conditioned by the bodily instruments.

[ 7 ] The thinker Eduard von Hartmann, who emerged from the world view of German idealism, has now clearly recognized that ordinary consciousness is a result of the bodily tools and that the soul itself is not contained in this consciousness. However, he did not recognize that the soul can develop another consciousness independent of the body's tools, through which it experiences itself. He therefore thought that this soul being lay in an unconscious, about which one could only form ideas if one drew conclusions from the ordinary consciousness about a "thing in itself" of the soul that actually remained unknown. But with this, Hartmann, like many of his predecessors, has also stopped before the threshold that must be crossed if a knowledge of the spiritual world is to be achieved with a secure foundation. One does not cross this threshold if one shrinks from giving the soul forces a completely different direction than they have under the influence of ordinary consciousness. The soul experiences its own being within this consciousness only in the images which are produced for it by the tools of the body. If it could only experience itself in this way, it would be in a situation that could be compared to that of a being standing in front of a mirror and only seeing its image, but being unable to experience anything of itself. However, at the moment when this being would become alive-revealing itself, it would enter into a completely different relationship with the mirror image than its previous one. - He who cannot make up his mind to discover something different in the life of his soul than is offered to him by ordinary consciousness will either deny that the essence of the soul is recognizable, or he will outright declare that this essence is produced by the body. - Here we are confronted with another barrier which the scientific mode of conception must erect out of its quite justified demands. The first arises from the fact that these demands must draw the picture of a world that could never enter consciousness through perception. The second arises because scientific thinking must rightly assert of the experiences of ordinary consciousness that they come about through the body's instruments, and thus in reality contain nothing of a soul. It is quite understandable that the newer thinking feels itself placed between these two barriers, and doubts out of scientific conscientiousness the possibility of arriving at a knowledge of the real spiritual world, which can be achieved neither through the image of a "dumb and dark" nature, nor through the body-dependent phenomena of ordinary consciousness. And anyone who believes that he can only be convinced of the existence of a spiritual world out of a dark feeling, or out of vague mysticism, should get to know the difficult situation of the newer thinker rather than rail against the "crude, clumsy" ideas of natural science.

[ 8 ] One can only get beyond what the scientific mode of conception can give if one experiences in the inner life of the soul that there is an awakening from ordinary consciousness; an awakening to a kind and direction of mental experience that relates to the world of ordinary consciousness as it relates to the world of images in dreams. Goethe speaks in his way of the awakening from ordinary consciousness and calls the soul faculty that is thereby attained "contemplative power of judgment". In Goethe's view, this contemplative power of judgment gives the soul the ability to see that which, as the higher reality of things, is hidden from the cognition of ordinary consciousness. By professing such a human ability, Goethe had placed himself in opposition to Kant, who denied man a "contemplative power of judgment". Goethe, however, knew from the experience of his own soul life that an awakening of the ordinary consciousness to one with viewing power of judgment is possible. Kant believed that such an awakening should be described as an "adventure of reason". Goethe replied ironically: "If I had first unconsciously and from an inner drive restlessly pressed for that archetypal, typical thing, if I had even succeeded in building up a natural representation, nothing else could now prevent me from courageously passing the adventure of reason, as the Old Man from Königsberg calls it. " (The "Old Man from Königsberg" is Kant. Compare my edition of Goethe's scientific writings on Goethe's view of this. Volume I in Kürschner's German National Literature). In what follows, the awakened consciousness will be referred to as seeing consciousness. Such an awakening can only occur if one develops a different relationship to the world of thought and will than is experienced in ordinary consciousness. It is quite understandable that the significance of such an awakening is currently mistrusted. For what has made the scientific conception great is that it has resisted the claims of a dark mysticism. And while justification as a spiritual-scientific mode of research can only have such an awakening in consciousness that leads to realms of ideas of mathematical clarity and coherence, people who want to arrive at convictions about the highest questions of world existence in an easy way confuse this awakening with their mystical confusions, for which they invoke true spiritual research. Out of the fear that all references to an "awakening of the soul" could lead to such mystical confusion and due to the sight that the insights of such "mystically enlightened" people often offer, those familiar with the demands of the newer scientific way of thinking keep away from all research that wants to enter the spiritual world by claiming an "awakened consciousness". 3Whoever is interested in a real knowledge of the spiritual world will find great satisfaction when a witty artist like Hermann Bahr depicts in his brilliant comedy "The Master" the comedies of life that often cling so insistently to the endeavors that seek a science of the spiritual. But such an awakening is quite possible by developing a certain activity of the powers of the soul being (experiences of thought and will) in inner (spiritual) experience that deviates from the usual. The reference to the fact that the idea of the awakened consciousness continues in the direction in which Goethe's world view moves can show that what is presented here has nothing to do with ideas of confused mysticism. One can lift oneself out of the state of ordinary consciousness in inner enlightenment in such a way that one has an experience similar to that of the transition from dreaming to waking imagination. He who passes from dreaming to waking experiences how the will penetrates into the course of his imagination, while in dreaming he is given over without will to the course of the images. What happens through unconscious processes can be brought about on another level through the conscious activity of the soul. Man can introduce into ordinary conscious thinking a stronger development of will than is present in it in the ordinary experience of the physical world. He can thereby pass from thinking to the experience of thinking. In ordinary consciousness it is not thinking that is experienced, but through thinking that which is thought. There is now an inner work of the soul which gradually brings it to live not in what is thought, but in the activity of thinking itself. A thought that is not simply accepted in the ordinary course of life, but that is brought into consciousness with will in order to experience it in its essence as a thought, releases different forces in the soul than one that is evoked by external impressions that arise or by the ordinary course of the soul's life. And when the soul again and again brings about in itself the devotion to the thought as such, which is only practiced to a small extent in ordinary life - concentrates on the thought as thought -: then it discovers powers in itself, which are not used in ordinary life, but remain as it were dormant (latent). These are powers that are only discovered in conscious application. However, they attune the soul to an experience that would not exist without their discovery. The thoughts are filled with a life peculiar to them, which the thinker (the meditator) feels connected with his own soul being. (The seeing consciousness meant here does not arise from ordinary waking consciousness through physical [physiological] processes, as ordinary waking consciousness arises from dream consciousness. On awakening from this into day consciousness, one has to deal with a changing attitude of the body in relation to reality. When awakening from ordinary consciousness to seeing consciousness, one is dealing with a changing attitude of the spiritual-soul mode of perception in relation to a spiritual world.)

[ 9 ] But the expenditure of conscious will is necessary for this discovery of the life of thought. However, this cannot simply be the will that emerges in ordinary consciousness. The will must also be adjusted in a different way and in a different direction than it is adjusted for the experience in the mere sense existence. In ordinary life one feels oneself to be at the center of what one wants, or what one desires. For even in wishing there is a will that is, as it were, suspended. The will emanates from the ego and immerses itself in desire, in bodily movement, in action. A will in this direction is ineffective for the awakening of the soul from ordinary consciousness. But there is also a direction of will which in a certain sense is opposite to this. It is that which is effective when one seeks to direct one's own ego without immediate regard to an external result. This direction of the will expresses itself in the efforts one makes to shape one's thinking into a meaningful one, to perfect one's feeling, in all impulses of self-education. In a gradual increase of the will-powers existing in this direction lies what is needed to awaken out of ordinary consciousness. A special help in the pursuit of this goal is given by observing life in nature with a more intimate part of the mind. For example, one tries to look at a plant in such a way that one not only absorbs its form in one's thoughts, but in a sense feels the inner life that stretches upwards in the stem, unfolds in the leaves according to the width, opens the inside to the outside in the blossom, and so on. In such thinking the will quietly resonates; and it is there a will developed in devotion, which directs the soul; which does not take its origin from it, but directs its effect upon it. One will naturally believe at first that it has its origin in the soul. In the experience of the process itself, however, one recognizes that through this reversal of the will an extra-soul spiritual is seized by the soul.

[ 10 ] When a will is strengthened in this direction and takes hold of the thought life in the manner indicated, another is indeed lifted out of the circle of ordinary consciousness, which relates to the ordinary one as the latter relates to the weaving in the dream images. And such a seeing consciousness is capable of experiencing and recognizing the spiritual world. (The author of this writing has described in detail in a series of writings what is indicated here, as it were, as a brief communication. It is not possible to deal with objections, doubts and so on in such a short presentation; this has been done in the other writings; and one can find there many things that give the deeper justification to what is presented here. The titles of my writings on this subject are given at the end of this book). - A will which does not lie in the direction indicated, but in that of everyday desires, wishes and so on, cannot, when applied to the life of thought in the manner described, lead to the awakening of a seeing consciousness from the ordinary, but only to a down-tuning of this ordinary, to waking dreams, phantasms, vision-like states and the like. - The processes that lead to the seeing consciousness meant here are entirely of a spiritual-soul nature; and their simple description should already guard against confusing what is achieved through them with pathological states (vision, mediumism, ecstasy and so on). All these pathological states push the consciousness below the state it occupies in the waking man, who can fully use his healthy physical soul organs.4The fact that what is meant here should not be confused with the state of soul that underlies the ancient Indian striving for knowledge will be pointed out in the following. (See also p. 84 above)

[ 11 ] It has often been pointed out in this paper how the science of the soul, developed under the influence of the newer scientific way of thinking, has completely abandoned the meaningful questions of the life of the soul. Eduard von Hartmann has written a book entitled "Modern Psychology" in which he gives a history of the science of the soul in the second half of the nineteenth century. In it he says: "Today's psychologists either leave the problem of freedom completely aside or they deal with it only to the extent necessary to show that on a strictly deterministic basis that degree of practical freedom can be achieved which is sufficient for legal and moral responsibility. Only in the first half of the period under discussion do some theistic philosophers still hold fast to the immortality of a self-conscious soul substance, as well as to a remnant of indeterministic freedom, but they are then mostly content with trying to justify the scientific possibility of these desires of the heart." Now, from the point of view of scientific conception, it is really not possible to speak of the true freedom of the human soul, nor of the question of immortality. With regard to the latter, we may once again recall the words of the eminent spiritual scientist Franz Brentano: "For the hopes of Plato and Aristotle to gain certainty about the survival of our better part after the dissolution of the body, the laws of the association of ideas, the development of convictions and opinions and the germination of desire and love would be anything but a true compensation. ... And if the new scientific way of thinking "really" meant "the exclusion of the question of immortality, it would be an extremely important one for psychology". Now for the scientific way of thinking only the ordinary consciousness is available. But this is dependent in its entirety on the bodily organs. If these cease to exist at death, the ordinary mode of consciousness also ceases to exist. The seeing consciousness awakened from this ordinary consciousness can approach the question of immortality. As strange as this may seem to the way of thinking that wants to remain purely scientific, this seeing consciousness experiences itself in a spiritual world in which the soul has an existence outside the body. Just as waking up from a dream gives consciousness: One is now no longer will-lessly devoted to the flow of images, but is in contact with a real external world through one's senses, so awakening into the looking consciousness gives the immediate certainty of experience: one stands with one's being in a spiritual world; one experiences oneself recognizing in that which is independent of the body, and which is really the soul organism opened up by Immanuel Hermann Fichte, which belongs and must belong to a spiritual world after the destruction of the body. - And since in the seeing consciousness one comes to know a consciousness other than the ordinary one, a consciousness rooted in the spiritual world, one can also no longer fall prey to the opinion that with the destruction of the body every consciousness must cease, because the ordinary kind of consciousness must after all fall away with its bodily instruments. In a spiritual science that sees a source of knowledge in the observing consciousness, what the principal of Bromberg (see p. 63 ff. of this book), Johann Heinrich Deinhardt, sensed from the German worldview idealism is realized: that it is possible to recognize how the soul "already in this life" "works out the new body ... ...", which it then carries over the threshold of death into the spiritual world. (If one speaks of "body" in this context, then this is certainly a materialistic-sounding designation; for what is meant, of course, is precisely the body-free spiritual-soul; but in such cases one is compelled to use names for the spiritual taken from the sensual in order to indicate clearly that one means a real spiritual, not a conceptual abstraction.

[ 12 ] When it comes to the question of human freedom, a peculiar conflict in the knowledge of the soul becomes apparent. Ordinary consciousness knows the free decision as an inwardly experienced fact. And in the face of this experience it cannot actually allow itself to be taught freedom. And yet it seems as if the scientific way of thinking could not recognize this experience. It looks for the causes of every effect. What I do at this moment seems to it to depend on the impressions I have now, on my memories, on my innate or acquired inclinations and so on. Many things work together; I cannot oversee them, so I appear to be free. But in truth, I am determined to act by the interacting causes. Freedom therefore appears to be an illusion. One cannot get out of this conflict unless, from the point of view of the observing consciousness, one sees in the ordinary consciousness only a reflection of the true processes of the soul brought about by the organization of the body, and in the soul an entity rooted in the spiritual world and independent of the body. What is merely an image cannot bring about anything through itself. If something is brought about by an image, then this must be done by a being that can be determined by the image. In this case, however, the human soul is when it does something for which it is merely prompted by a thought present in ordinary consciousness. My image, which I see in the mirror, does not cause anything that I do not cause on the occasion of the image. The case is different when man is not determined by a conscious thought, but when he is driven more or less unconsciously by an affect, by the impulse of a passion, and the conscious imagination only watches, as it were, the blind connection of the driving forces.-If it is thus the conscious thoughts in the ordinary consciousness that make man act freely, he could know nothing of his freedom through the ordinary consciousness. He would only look at the image that determines him and would have to attribute to it the power of causality. He does not do this because instinctively, in the experience of freedom, the true essence of the soul shines into ordinary consciousness. (The author of this essay has attempted to illuminate the question of freedom in detail in his book "Philosophy of Freedom" from the observation of human soul experiences). Spiritual science seeks to illuminate, from the point of view of the observing consciousness, that area of the true life of the soul from which the instinctive certainty of freedom radiates into the ordinary consciousness.

[ 13 ] The imagery of the dream is experienced by man because the state of life he has in the sensory world is down-tuned. The healthy thinking person will not allow the dream consciousness to enlighten him about the waking consciousness; rather he will make the waking consciousness the judge of the dream imagery. Spiritual science, which takes the point of view of the former, thinks in a similar way about the relationship of the seeing consciousness to the ordinary consciousness. Through such a spiritual science one recognizes that the world of the material and its processes is in truth only a link in a comprehensive spiritual world; a spiritual world that lies behind the sense world in the same way as the world of the sensuous material processes and substances lies behind the picture world of the dream. And one recognizes how man descends to his sensory existence from a spiritual world; but how this sensory existence itself is a revelation of spiritual essence and spiritual processes. It is understandable that many people frown upon such a world view because it seems unrealistic to them and because they believe that it makes them unfit for life. For such people it has a deterrent effect when ordinary reality is called something dream-like in comparison with a higher reality. But does anything change in the dream consciousness by trying to understand its reality character from the waking consciousness? He who stands by his dream images in superstition can thereby cloud his judgment in waking consciousness. But the waking judgment will never be able to spoil the dream. In the same way, a world view that does not want to gain access to the spiritual world can cloud the judgment of the spiritual world, but genuine insight into the spiritual world cannot disturb the true evaluation of the physical world. In no way, therefore, can the seeing consciousness interfere with the life of the ordinary consciousness; it can only have a clarifying effect on it.

[ 14 ] Only a world view that recognizes the point of view of the looking consciousness will be able to bring an equal understanding to both the newer scientific mode of conception and the cognitive goals of the newer worldview idealism, which works in the direction of recognizing the essence of the world as spiritual. (Further elaboration on knowledge of the spiritual world is not possible within the scope of this paper. The author must refer to his other writings. Here, only the basic character of a worldview that recognizes the point of view of seeing consciousness should be presented to the extent necessary to characterize the vital value of German worldview idealism.

[ 15 ] The scientific mode of conception is justified precisely by the fact that the point of view of the observing consciousness is valid. The scientific researcher and thinker builds his cognitive work on the assumption that this point of view is possible, even if he does not admit this as a theoretical observer of his world view. Only the theorists who declare the world view of the scientific way of thinking to be the only one justified in a world view do not see through this situation. Theorists and natural scientists can of course also be united in one person. For the observing consciousness experiences sensory perceptions in a similar way to dream images on awakening. The effects of forces which bring about the world of images in dreams must give way on awakening to those effects of forces through which man creates images, conceptions, which he knows to be conditioned by the reality surrounding him. When the seeing consciousness awakens, man ceases to think of his ideas in terms of this reality; he now knows that he is imagining in terms of a spirit world surrounding him. Just as the dream consciousness considers its world of images to be reality and knows nothing of the surroundings of the waking consciousness, so the ordinary consciousness considers the material world to be reality and knows nothing of the spiritual world. The natural scientist, however, seeks an image of that world which is revealed in the ideas of the ordinary consciousness. This world cannot be contained in the ideas of ordinary consciousness. To seek it therein would be akin to expecting to dream what the dream is in its essence. (Indeed, thinkers such as Ernst Mach and others failed at the cliff that is pointed to here). The natural scientist, as soon as he begins to understand his own mode of research, will not be able to think that ordinary consciousness can enter into a relationship with the world he draws. In reality, such a relationship is entered into by the observing consciousness. But this relationship is a spiritual one. And the sensory perception of the ordinary consciousness is the revelation of a spiritual relationship that takes place beyond this ordinary consciousness between the soul and the world that the naturalist draws. This relationship can only be seen through the seeing consciousness. If the world which the natural scientist's way of conceiving is conceived materially, it remains incomprehensible; if it is conceived in such a way that a spiritual being lives in it, which speaks to the human spirit as a spiritual being, in a way that is only recognized by the observing consciousness, then this world picture becomes comprehensible in its justification. Ancient Indian mysticism is a kind of counter-image to the scientific conception. If the latter depicts a world that is imperceptible, the latter depicts a world in which the cognizer experiences spiritual things, but does not want to increase this experience to the point of being able to perceive. The cognizer does not seek to awaken from ordinary consciousness to a seeing consciousness through the power of soul experiences, but withdraws from all reality in order to be alone with cognition. He believes that he has overcome the reality that disturbs him, while he has only withdrawn his consciousness from it and, as it were, leaves it with its difficulties and riddles outside of him. He also believes to have become free of the "I" and to have become one with the spirit world in a selfless devotion to it. In truth, he has only obscured his consciousness from the "I" and lives unconsciously completely in the "I". Instead of awakening from ordinary consciousness, he falls back into a dreamy consciousness. He thinks he has solved the riddles of existence, while he only keeps his soul's gaze averted from them. He has the sense of well-being of cognition because he no longer feels the riddles of cognition weighing on him. What cognitive "perception" is can only be experienced in the cognition of the sensory world. If it is experienced there, then it can be further formed for spiritual perception. If one withdraws from this kind of perception, one deprives oneself of the perceptual experience completely and returns to a level of soul experience that is less real than sense perception. One sees in non-recognition a kind of release from cognition and believes precisely because of this that one is living in a higher spiritual state. One falls prey to merely living in the "I" and believes that one has overcome the "I" because one has dampened one's awareness of the fact that one weaves entirely in the "I". Only by finding the ego can man free himself from being entangled in the ego. (Compare also the remarks on pp. 138 ff. of this paper.) One can truly have to say all this 174 and yet have no less understanding and admiration for the glorious creation of the Bhagavad-Gita and similar products of Indian mysticism than someone who regards what is said here as proof that the speaker has "just no organ" for the sublimity of genuine mysticism. One should not believe that only an unconditional confessor of a world view can appreciate it. (I write this even though I am aware that I can experience no less with Indian mysticism than any of its unconditional confessors.)

[ 16 ] What Johann Gottlieb Fichte expresses is based on the insights that present themselves to the world in the way described here. This can be seen in the way he has to express the image of the dream in order to characterize the world of ordinary consciousness. "Images are - he says - they are the only thing that is there, and they know of themselves in the manner of images; - images that float before, without there being anything to which they float before: that are connected by images of images.... . All reality is transformed into a marvelous dream, without a life that is dreamed of, and without a spirit that dreams; into a dream that is connected in a dream of itself. "This is the description of the world of ordinary consciousness; and it is the starting point for the recognition of the looking consciousness, which brings the awakening from the dream of the physical to the reality of the spiritual world."-

[ 17 ] Schelling wants to regard nature as a stage in the development of the spirit. He demands that it be recognized through an intellectual view. He thus takes the direction whose goal can only be envisaged from the point of view of the observing consciousness. He notices the point where, in the consciousness of freedom, the seeing consciousness shines into the ordinary consciousness. He finally seeks to go beyond pure idealism in his "Philosophy of Revelation" by recognizing that the ideas themselves can only be images of what stands in relation to the human soul from a spiritual world.

[ 18 ] Hegel feels that there is something in man's world of thought through which man not only expresses what he experiences in nature, but what in him and through him the spirit of nature itself experiences. He feels that man can become a spiritual spectator of a world process that takes place within him. The elevation of what he thus senses and feels to the point of view of the observing consciousness also raises the world view, which for him is only a reflection of the processes that take place in the physical world, to the view of a real spiritual world.

[ 18 ] Karl Christian Planck recognizes that the thought of ordinary consciousness is not itself involved in world events because, properly speaking, it is a picture of a life, not this life itself. This is why Planck is of the opinion that precisely the person who correctly sees through this pictorial nature of thought can find reality. In that thinking itself does not want to be anything, but speaks of something that is, it points to a true reality.

[ 19 ] Thinkers such as Troxler, Immanuel Hermann Fichte absorb the forces of German worldview idealism without limiting themselves in the views that it produced in Johann Gottlieb Fichte, Schelling and Hegel. They already point to an "inner man" in the "outer man", i.e. to the spiritual-soul man, which the point of view of looking consciousness recognizes as a reality that can be experienced.

[ 20 ] The significance of the point of view of looking consciousness can be seen in particular in the world view current that runs from Lamarck, via Lyell and others, to Darwin and the current views of the facts of life. This theory of development seeks to depict the ascent of the higher forms of life from the lower. It thus fulfills a task that is fundamentally justified in itself. But it must proceed in the same way as the human soul proceeds with dream experiences in dream consciousness; it allows the following to emerge from the earlier. In reality, however, the driving forces that conjure up a subsequent dream image from the earlier one are to be sought in the dreamer and not in the dream images. Only the waking consciousness is able to feel this. The seeing consciousness can no more be content to seek in a lower form of life the effective forces for the emergence of a higher one than the waking consciousness can be content to allow a subsequent dream to really emerge from a previous dream without looking at the dreamer. The soul being experiencing itself in true reality sees the soul-spiritual, which it finds effective in the present human nature, also already effective in the forms of development which have led to the present human being. It will not anthropomorphically dream the present human entity into the phenomena of nature; but it will know that the spiritual-mental, which is experienced in the present human being through seeing consciousness, is effective in all natural events that have led to the human being. In this way it will recognize that the spiritual world revealed to man also contains the origin of the natural formations that preceded man. In this way, what Wilhelm Heinrich Preuß strove for from the driving forces of German idealism with his doctrine, which "rescues the concept of species according to actual possibility, but at the same time takes over the concept of development established by Darwin into its field and seeks to make it fruitful", finds its proper form. From the point of view of the observing consciousness, it will not be possible to say what Preuß said: "The center of this new doctrine is now man, the species that returns only once on our planet: Homo sapiens"; but the center of a world view that encompasses human reality is the spirit world that reveals itself in man. And seen in this light - what Preuß says will appear to be true: "It is strange that the older observers began with the objects of nature and then lost their way to such an extent that they did not find their way to man, which Darwin also only succeeded in doing in the most miserable and thoroughly unsatisfactory way by searching for the progenitor of the Lord of Creation among the animals, - while the natural scientist would have to begin with himself as man in order to return to mankind by progressing through the whole field of being and thinking ... "-The point of view of observing consciousness cannot lead to an anthropomorphic interpretation of natural phenomena, for it recognizes a spiritual reality of which that which appears in man is the revelation just as much as that which appears in nature. This anthropomorphic dreaming of the human being into nature was the spectre of Feuerbach and the Feuerbachians. For them, this spectre became the obstacle to the recognition of a spiritual reality.

[ 21 ] This spectre also lingered in Carneri's thinking. It crept in disruptively when he sought the relationship between his ethical view of life, based on the spiritual essence of man, and his Darwinian view of nature. But the driving forces of German worldview idealism drowned out this disturbance in him, and so in reality he begins with the ethically inclined spiritual-soul in man and progressively returns through the whole area of being and thinking to ethically perfecting humanity.

[ 22 ] The direction taken by German worldview idealism cannot lead to the recognition of a doctrine that dreams unspiritual driving forces into the development from the lower to the higher forms of existence. For this reason Hegel already had to say: "Such nebulous, essentially sensual ideas, such as in particular the so-called emergence, for example, of plants and animals from water and then the emergence of the more developed animal organizations from the lower ones and so on, must be rejected by thinking contemplation" (Compare Hegel's Works, vol. ed, 2nd ed. Berlin 1847, vol. 7a, p. 33).- And out of this worldview idealism are born the sentiments with which Herman Grimm assigns the scientific worldview its place in the overall worldview. Herman Grimm, the intellectual observer of art, the stimulating portrayer of great connections in the history of mankind, did not like to talk about worldview issues; he preferred to leave this area to others. But when he did speak about these matters, he did so out of the direct feeling of his personality. With such judgments he felt secure in the field of judgment that encompassed the German idealistic world view and on which he knew himself to be standing. And the words he uttered in his twenty-third lecture on Goethe came from such a foundation of his soul: "In his (Goethe's) youth, the great Laplace-Kantian fantasy of the origin and former demise of the globe had long since taken hold. From the rotating world nebula - the children already bring it home from school - the central gas drop is formed, which subsequently becomes the earth, and, as a solidifying sphere, goes through all the phases in incomprehensible periods of time, including the episode of habitation by the human race, before finally crashing back into the sun as a burnt-out cinder; a long process, but one that is completely comprehensible to the public, for which no external intervention is required other than the efforts of some outside force to keep the sun at the same heating temperature. - No more fruitless perspective for the future can be imagined than the one which, in this expectation, is to be imposed on us today as scientifically necessary. A carrion bone, around which a hungry dog made a detour, would be a refreshingly appetizing piece in comparison to this last excrement of creation, as which our earth would finally fall to the sun again, and it is the eagerness with which our generation receives and believes such things, a sign of sick imagination, which the scholars of future epochs will one day expend much ingenuity to explain as a historical phenomenon of time. - Goethe has never granted admission to such desolation... . Goethe would have been careful not to deduce the conclusions of Darwin's school from what he had first eavesdropped on and expressed in this direction from nature..." (On Goethe's relationship to the scientific way of thinking, see my introductions to Goethe's scientific writings in Kürschner's "German National Literature" and my book: "Goethe's Weltanschauung".)


[ 23 ] Robert Hamerling's senses also move in a direction that finds its justification in the point of view of looking consciousness. From the human ego, which thinks itself, he directs the observation to the ego, which experiences itself thinking; from the will, which works in man, to the will of the world. But the experiencing ego can only be seen when an awakening in spiritual reality occurs in the soul's experience; and the will of the world only penetrates into cognition when the human ego, experiencing, grasps a will in which it does not make itself the starting point but the goal, in which it directs itself towards the unfolding of what is going on in the world of inner life. Then the soul settles into the spiritual reality in which the driving forces of natural development can be experienced in their essence. How Hamerling's senses lead to a feeling that it is justified to speak of such an awakening of the ego knowing itself in the spiritual world is shown by passages of his "Atomistics of the Will" such as this: "In the twilight of bold mysticism and in the light of free speculation, this enigma, this wonder, this mysterious I interprets and grasps itself as one of the countless manifestations in which the infinite being arrives at reality, and without which it would only be a nothing, a shadow" (Atomistik des Willens 2. Vol. p. 166). And: "To want to derive thought in the human brain from the activity of absolutely lifeless material atoms remains for all time a futile and foolish endeavor. Substance atoms could never become carriers of a thought if there were not already something in them that is essentially identical with the thought. And it is precisely this primordial thing, related in essence to living thought, that is without doubt also their true core, their true self, their true being" (Atomistik des Willens 1st vol. p. 279 f.). With this thought, however, Hamerling is only suspecting the point of view of looking consciousness. To want to derive the thoughts of the human brain from the activity of the atoms of matter certainly remains "a futile and foolish endeavor for all time". For this is no better than trying to deduce the mirror image of a human being merely from the activity of the mirror egg. But in ordinary consciousness thoughts do appear as the reflection of the living-essence conditioned by the material of the brain, which forces itself in them as unconscious for this ordinary consciousness. This living entity only becomes comprehensible from the point of view of the seeing consciousness. It is the real in which the looking consciousness experiences itself, and to which the material of the brain also relates like an image to the visualized being. The point of view of the looking consciousness seeks to overcome the "twilight of bold mysticism" on the one hand through the clarity of a thinking that is logical in itself and fully understands itself, but on the other hand also overcomes the unreal (abstract) thinking of philosophical "speculation" through a recognition that is at the same time the experience of something real through thinking.


[ 24 ] Understanding for the experiences which the human soul makes through a mode of conception, as it is revealed in the series of thinkers from Fichte to Hamerling, will prevent a world view which recognizes the point of view of the looking consciousness as a justified one from falling back into moods of soul which, like the old Indian, seek awakening in spiritual reality rather through a diminution than through an increase of the ordinary consciousness. (The author of this essay has repeatedly pointed out in his books and lectures that the opinion that one can presently gain spiritual knowledge from a revival of such older worldviews as the Indian one is misguided. This, however, has not prevented the spiritual-scientific worldview he represents from being repeatedly confused with such fruitless and anti-historical attempts at revival). - German worldview idealism does not strive for the attenuation of consciousness, but searches within this consciousness for the roots of those soul forces that are strong enough to penetrate spiritual reality with full ego experience. In him the spiritual development of mankind has taken up the striving to come to the realization of the mysteries of the world through the strengthening of the powers of consciousness. The scientific way of thinking, which has misled some about the viability of this world view, can also acquire the impartiality to recognize which paths to knowledge of the real world lie in the directions sought by this idealistic world view. One will misjudge both the points of view of German world-view idealism and that of the looking consciousness if one hopes through them to attain a so-called "knowledge" which, through a sum of ideas, lifts the soul above all further questions and riddles and brings it into possession of a "world-view" in which it can rest from all searching. The point of view of the seeing consciousness does not, however, bring the questions of knowledge to a standstill; on the contrary, it moves them on, and in a certain sense increases both their number and their liveliness. But it lifts these questions into a circle of reality in which they receive the meaning that cognition is already unconsciously searching for before it has yet discovered it. And it is in this unconscious search that the unsatisfactory aspects of worldviews are created, which the observing consciousness does not want to accept. This unconscious search also gives rise to the Socratic, but in reality sophistical view that the highest knowledge is that which knows only the one truth, that there is no truth. - There are people who become anxious when they think that man could lose the drive to progress in knowledge as soon as he believes himself equipped with a solution to the riddles of the world. No one need have this concern about German idealism or about the point of view of the looking consciousness.5In some people's assessment of questions of worldview, it is particularly confusing to be taken in by words with which one believes to have thoughts, while one is only reassuring oneself in a mental indeterminacy. Much is gained if one is not unaware that words are like gestures that can merely indicate their object, but whose actual content has nothing to do with the thought itself. (Just as little as the word "table" has anything to do with a real table.) In many respects, a small, recently published book, "Kultur-Aberglaube" by Alexander von Gleichen-Rußwurm (1916, Forum-Verlag, Munich), speaks about this: "Whoever accepts the point of view of the looking consciousness will especially need to fully recognize what the scientific way of thinking has to say about the phenomena of the soul. The important Viennese anthropologist Moritz Benedict (1894) has written an excellent "Seelenkunde" from a certain point of view in a scientific way. Because of the author's healthy sense of reality in his assessment of mental life, this "Seelenkunde" can be seen as an almost classical work in many respects. And one can have this view of this book, even if one has to say that the point of view of the observing consciousness characterized in this writing would probably be decisively rejected by the author of this "Seelenkunde". Those who think like this natural scientist, however, will not always have to have this rejection.

[ 25 ] A proper appreciation of the new worldview idealism from other sides can also lead to the eradication of misunderstandings that are held against it. However, it cannot be denied that some advocates of this worldview idealism have given rise to opposition through their own misunderstanding of what they recognize, just as advocates of the scientific way of thinking have themselves provoked unjustified rejections of these views by overestimating the power of their views for the knowledge of reality. In an essay on Adolf Friedrich Graf von Schack, the important Austrian philosopher (and Catholic priest), Laurenz Müllner, has spoken out forcefully from the standpoint of Christianity about the developmental ideas of modern natural science. He rejects Schack's assertions, which culminate in the words: "The objections raised against the theory of descent all stem from superficiality." And after this rejection he says: "Positive Christianity has no reason to reject the idea of development as such if the natural process is not merely conceived as a causal mechanism set up from eternity and if man is not presented as a product of it." These words emerged from the same Christian spirit from which Laurenz Müllner said in his significant speech on Galileo when he took up the rectorship of the University of Vienna: "Thus the new world view (meaning the Copernican-Galilean world view) often appeared to be in opposition to opinions that claimed their succession from the teachings of Christianity in a very questionable right. It was rather a matter of the contrast of the expanded world-consciousness of a new time to the more narrowly closed one of ancient times, a contrast to the Greek, but not to the correctly understood Christian world-view, which should have seen in the newly discovered starry worlds only new miracles of divine wisdom, whereby the miracles of divine love performed on earth could only gain higher significance." Just as Müllner shows a beautiful impartiality of the Christian thinker towards the scientific way of thinking, such an impartiality is certainly also possible towards German worldview idealism. Such impartiality would say: Positive Christianity has no reason to reject the idea of a spirit experience in the soul as such, if the rejection of spirits does not lead to the killing of the religious experience of devotion and edification and if the soul is not deified. - And Laurenz Müllner's other words could take the form of an unbiased Christian thinker: 'The world-view of German idealism often came to appear in opposition to opinions which, in very questionable rights, claim their succession from the teachings of Christianity. It is rather the opposition of a world view that recognizes the spiritual essence of the soul to one that cannot find access to this spiritual essence, an opposition to the misunderstood scientific way of thinking, but not to the correctly understood Christian world view, which should only see revelations of divine power and wisdom in the true spiritual experiences of the human soul, whereby the experiences of religious devotion and edification, as well as the powers of loving human duty, can gain further reinforcement.


[ 26 ] Robert Hamerling saw the power of worldview idealism as a fundamental force in the essence of the German nation. The way in which he presented his quest for knowledge in his "Atomistik des Willens" shows that he was not thinking of a revival of old Indian worldview currents for his time. But this is how he thinks of German idealism, that it seems to him, in the sense of the demands of a new age, to strive out of the essence of its nationality towards the spiritual realities that were sought in bygone ages by the then strongest soul forces of Asiatic humanity. And that the striving for knowledge of this world-view idealism with its direction towards spiritual realities does not blunt man's gaze towards divine heights, but strengthens it, is something he is imbued with, because he sees this striving for knowledge itself as intergrown with the roots of religious sentiment. Robert Hamerling was filled with thoughts about the task of his people, which is an expression of this trait, when he wrote his "Germanenzug" in 1864. This poem is like the description of a vision. In ancient times, the Germanic tribes migrated from Asia to Europe. The Caucasus is the resting place of the wandering people.

The evening descends. As golden mals
In the last twilight glow the peaks
Of the Caucasus and as if from distant worlds
They look down meaningfully on the groups
Of the people who rest around the valleys
With their weapons, steeds and tides.
At last as a phoenix from the sacrificial embers
The moon rises from the sun, high above the canvas
Of the Orient with full disk floating.
But now the nations rest. Remained awake
Teut, the youth, with a royal look,
The blond head sunk deep in thought,
And how, awakened from a short dream, upwards
His eyes turn and a light, a clear one,
Shone down, behold, it seemed to him,
As if high above him the golden globes
Of the heavens united their lights
In the gleam of a pair of eye stars:
As if a marvelous
Most mellow countenance bent down,
As if before its proud solar flights
Primordial mother Asia with noble features
Showed herself eye to eye to the courageous son-

[ 27 ] And Mother Asia reveals to Teut his people's future; she does not merely speak hymns of praise; she speaks earnestly of the people's shadow and light sides. But she also speaks of the essential trait of the people, which shows the striving for knowledge in full unity with the gaze towards the divine:

In you will live on the dreamy
God's drunkenness, the blessed warmth of the heart
Of the old Asian homeland.
Calmly enduring
Will this holy ray, a temple fire
Of mankind, free from smoke, with pure flame
Continue to glow in your breast and soul's flame
Remain to thee and pilot to thy helm! Thou strivest only because thou lovest: thy boldest thought
Will be devotion that will sink into God.

[ 28 ] The citation of these words by Robert Hamerling is not intended to imply that the worldview idealism characterized in this writing, or the view that asserts the point of view of the looking consciousness, could somehow take the place of the religious worldview or even replace it. Both would completely misunderstand themselves if they were to form a religion or a sect, or if they were to interfere with a person's religious confession.