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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus
GA 24

Internationale Wirtschaft und dreigliedriger sozialer Organismus

[ 1 ] Eine der bedeutsamsten Tatsachen in der neuesten Entwickelungsgeschichte der Menschheit ist der Widerspruch, der sich allmählich herausgebildet hat zwischen den Aufgaben, die sich die Staaten gegeben haben, und der Tendenz, die das Wirtschaftsleben angenommen hat. Die Staaten strebten darnach, in den Kreis ihrer Obliegenheiten die Ordnung des Wirtschaftslebens innerhalb ihrer Grenzen aufzunehmen. Die Personen und Personengruppen, welche das Wirtschaftsleben besorgen, suchen in der staatlichen Macht eine Stütze für ihre Betätigung. Ein Staat steht dem andern gegenüber nicht nur als geistiges und politisch-rechtliches Kulturgebiet, sondern auch als Träger der innerhalb dieses Gebietes sich geltend machenden wirtschaftlichen Interessen.

[ 2 ] Die aus dem Marxismus hervorgehende sozialistische Denkungsart möchte diese Bestrebungen der Staaten nicht nur fortsetzen, sondern sogar bis zum Extrem ausbilden. Sie möchte die privatkapitalistische Wirtschaftsform durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel in eine genossenschaftliche überleiten und dabei sich der Rahmen der gegenwärtigen Staaten bedienen. Die in diesen befindlichen Betriebe sollen zusammengefaßt werden zu wirtschaftlichen Organismen, in denen planmäßig gemäß den vorhandenen Bedürfnissen produziert und die Verteilung der Produkte an die im Staate wohnenden Menschen besorgt wird.

[ 3 ] Diesem Streben steht gegenüber die Entwickelung, welche das Wirtschaftsleben in der neuesten Zeit genommen hat. Dieses hat die Tendenz, ohne Berücksichtigung der gegebenen Staatsgrenzen, sich zur einheitlichen Weltwirtschaft zu entwickeln. Die Menschheit über die ganze Erde hin will eine einzige Wirtschaftsgemeinschaft werden. In dieser stehen die Staaten darinnen so, daß die in ihnen lebenden Menschen nach Interessen zusammengehalten werden, die in weitem Umfange den wirtschaftlichen Beziehungen, die sich entfalten wollen, widersprechen. Das Wirtschaftsleben will hinauswachsen über die Staatsgebilde, die aus geschichtlichen Bedingungen erstanden sind, die keineswegs den wirtschaftlichen Interessen immer angepaßt waren.

[ 4 ] Die Weltkriegskatastrophe hat das Mißverhältnis der historisch gewordenen Staatsgebilde und der Weltwirtschaftsinteressen zur Offenbarung gebracht. Ein großer Teil der Kriegsursachen wird darin gesucht werden müssen, daß die Staaten das Wirtschaftsleben zur Verstärkung ihrer Macht ausnützten, oder daß die wirtschaftenden Menschen durch die Staaten die Förderung ihrer wirtschaftlichen Interessen suchten. Die nationalen Wirtschaften stellten sich störend in die nach Einheit strebende Weltwirtschaft hinein. Sie suchten wirtschaftend für sich als Gewinne einzuheimsen, was nur in dem allgemeinen Wirtschaftsleben zirkulieren sollte.

[ 5 ] In den Staaten verbinden sich die geistigen und politisch-rechtlichen Interessen mit den wirtschaftlichen. So, wie sie im Laufe des geschichtlichen Werdens die Staatsgrenzen ergeben haben, wird innerhalb ihrer die beste Art, das Geistige oder Politisch-Rechtliche zu besorgen, nicht zusammenfallen mit der vorteilhaftesten Betätigung auf wirtschaftlichem Gebiete. Und wenn ernst gemacht wird mit den berechtigten Forderungen der neueren Menschheit nach Freiheit im geistigen Leben, nach Demokratisierung des Staatslebens und Sozialisierung des Wirtschaftswesens, dann kann gar nicht daran gedacht werden, daß die Verwaltungen des Geistigen und der Rechtsverhältnisse auch maßgebend sein sollen für die Ordnung des Wirtschaftslebens. Denn es müßten die internationalen geistigen und Rechtsbeziehungen sklavisch den Wirtschaftsverhältnissen sich anpassen, die in ihrer Art etwas Zwingendes für ihre Gestaltung haben.

[ 6 ] Der marxistische Sozialismus kommt theoretisch über das gekennzeichnete Bedenken allerdings leicht hinweg. Er gibt sich der Meinung hin, daß die geistigen Errungenschaften und die rechtlichen Maßnahmen ideologische Ergebnisse der wirtschaftlichen Tatsachen sind. Er glaubt daher, daß er sich zunächst um die Gestaltung des Geistigen und des Rechtlichen nicht zu sorgen hat. Er will abgeschlossene Großwirtschaften schaffen und ist der Ansicht, innerhalb dieser werden geistige und rechtliche Lebensverhältnisse entstehen, deren internationale Beziehungen « von selbst » sich einstellen werden, wenn die Großwirtschaften miteinander in Verkehr treten werden. Dieser Sozialismus hat eine Wahrheit durchschaut; aber diese Wahrheit ist eine einseitige. Er hat erkannt, daß in den bisherigen Staaten Produktionszweige geleitet und Waren verwaltet werden und daß diese Leitung und diese Verwaltung vereinigt ist mit einer Regierung über Menschen, die der Freiheit des Geisteslebens und der vollkommenen Gestaltung des Rechtslebens nicht entspricht. Er zieht aus dieser Erkenntnis die Folgerung, daß in der Zukunft von dem sozialen Organismus nur mehr Waren verwaltet und Produktionszweige geleitet werden sollen. Weil er meint, daß daraus das Geistige und das Politisch-Rechtliche sich « von selbst » ergibt, so übersieht er, daß in dem Maße, in dem aufgehört wird, mit der Ordnung der Produktionszweige zugleich die in diesen betätigten Menschen zu regieren, diese Regierung durch etwas anderes ersetzt werden muß.

[ 7 ] Die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus trägt dem Rechnung, was der marxistische Sozialismus übersieht. Sie macht Ernst damit, das Wirtschafsleben nur von den Gesichtspunkten aus zu verwalten, die sich aus ihm selbst ergeben. Aber durch sie wird auch erkannt, daß die geistigen Bedürfnisse und die rechtlichen Forderungen der Menschen in besonderen Verwaltungen geordnet werden müssen. Dadurch aber werden auch die internationalen geistigen Beziehungen und die Rechtsverhältnisse unabhängig von dem Weltwirtschafsleben, das seine eigenen Wege gehen muß.

[ 8 ] Dadurch werden Konflikte, die sich auf einem Lebensgebiete ergeben, ausgeglichen von einem andern aus. Zwei Staaten oder Staatenbündnisse, die in einem wirtschaftlichen Konflikte sind, ziehen ihre geistigen und rechtlichen Interessen in den Konflikt mit hinein, wenn sie Einheitsstaaten in dem Sinne sind, daß in ihren Verwaltungen geistige, rechtliche und wirtschaftliche Regelungen verbunden sind. Bei sozialen Organismen, die für jedes dieser drei Lebensgebiete eine eigene Verwaltung haben, wird zum Beispiele auf widerstreitende geistige Interessen die wirtschaftliche Interessenbeziehung ausgleichend wirken können.

[ 9 ] In dem südöstlichen Winkel Europas, von dem die Weltkriegskatastrophe ihren Ausgang genommen hat, konnte man beobachten, wie die Vermengung der drei Lebensgebiete durch die Einheitsstaaten wirkte. Der geistige Gegensatz zwischen Slawentum und Germanentum lag dem Geschehen im allgemeinen zugrunde. Zu ihm kam ein politisches Element des öffentlichen Rechts. In der Türkei traten die demokratisch denkenden Jungtürken an die Stelle der alten reaktionären Regierung. Als Folge dieser politischen Umgestaltung trat die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Österreich ein, das nicht zusehen wollte, wie durch die türkische Demokratie die Bewohner dieser Länder in deren Parlamentarismus einbezogen wurden, obgleich sie trotz ihrer seit dem Berliner Kongreß schon bestehenden Okkupation rechtlich zur Türkei gehörten. Als drittes ergab sich ein wirtschaftliches Streben Österreichs. Dieses beabsichtigte, eine Bahnlinie von Sarajevo nach Mitrowitza auszubauen und auf diese Weise eine in seinem Interesse liegende Handelsverbindung mit dem Ägäischen Meere zu begründen. Aus diesen drei Momenten ergaben sich wichtige Teilglieder der Kriegsursachen. Würden Bahnlinien nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus von Wirtschaftsverwaltungen gebaut, so könnten sie nicht in die Konfliktskräfte aufgenommen werden, die zwischen Staaten aus anderen Untergründen vorhanden sind.

[ 10 ] Deutlich ist auch an den Verhandlungen über das Bagdadproblem zu ersehen, wie da fortwährend national-geistige und politisch-rechtliche Interessen sich gegenüber den wirtschaftlichen Gesichtspunkten geltend machten. Die wirtschaftlichen Vorteile einer solchen Bahn würden ganz vom Gesichtspunkte der Weltwirtschaft ins Auge gefaßt werden können, wenn an den Verhandlungen nur Wirtschaftsverwaltungen beteiligt wären, die nicht in ihren Entschlüssen durch ihren Zusammenhang mit andern, staatlichen Interessen bestimmt werden könnten.

[ 11 ] Man kann selbstverständlich einwenden, daß auch in älteren Zeiten Konflikte zwischen den Staaten durch solche Vermengung der wirtschaftlichen Interessen mit den geistigen und den politisch-rechtlichen entstanden sind. Aber dieser Einwand sollte nicht gegen die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus gemacht werden. Denn diese Idee wird aus dem Gegenwartsbewußtsein der Menschheit heraus geformt, dem Katastrophen, die in der geschichtlichen Art entstehen, unerträglich sind, während sie von den Menschen früherer Zeitepochen anders empfunden worden sind. Menschen, die nicht wie die gegenwärtigen die Freiheit des Geisteslebens, die Demokratisierung der politischen Verhältnisse und die Sozialisierung des Wirtschaftens anstrebten, konnten nicht einen sozialen Organismus in Aussicht nehmen, der allein ernst mit diesem Streben macht. Für die Art, wie sie sich den sozialen Organismus als ihnen angemessen instinktiv dachten, waren die entsprechenden internationalen Konflikte auch etwas, das sie wie eine Naturnotwendigkeit hinnehmen mußten.

[ 12 ] Die Erweiterung der nationalen Wirtschaften zur einheitlichen Weltwirtschaft kann nicht verwirklicht werden, wenn nicht in den einzelnen sozialen Organismen das Wirtschaftsleben von dem geistigen und dem politisch-rechtlichen abgegliedert wird. Es gibt solche Menschen, die der Idee der Dreigliederung im allgemeinen sympathisch gegenüberstehen, weil sie deren Berechtigung aus den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft einsehen, die ihr aber doch nicht ernstlich nähertreten wollen, weil sie der Meinung sind, ein einzelner Staat könne mit ihrer Verwirklichung nicht den Anfang machen. Denn die anderen Staaten, die den Einheitscharakter beibehalten, würden durch ihre wirtschaftlichen Maßnahmen dem dreigegliederten sozialen Organismus das Leben unmöglich machen. Ein solcher Einwand ist berechtigt gegen die Gestaltung eines Staates im Sinne des marxistischen Sozialismus. Die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus kann er nicht treffen. Eine in den Rahmen einer gegenwärtigen Staatsverwaltung gezwängte Groß-Wirtschaftsgenossenschaft könnte ökonomisch vorteilhafte Beziehungen zu dem privatkapitalistisch-wirtschaftlichen Auslande nicht ausgestalten. Wirtschaftliche Betriebe, zentralistisch verwaltet, sind in ihrer freien Entfaltung, die in den Auslandsbeziehungen herrschen muß, gehemmt. Die freie Initiative und die Schnelligkeit, die für die Entschlüsse innerhalb solcher Beziehungen notwendig sind, lassen sich nur erreichen, wenn Inlandsbetrieb und Auslandsmarkt sowie Auslandsbetrieb und Inlandsmarkt in unmittelbarem durch die beteiligten Personen allein vermittelten Verkehr stehen. Wer dies betont gegenüber den Groß-Wirtschaftsgenossenschaften, die zentralistisch verwaltet werden sollen, wird immer recht behalten, auch wenn die Befürworter solcher Genossenschaften den Betriebsleitern eine weitgehende Selbständigkeit zugestehen wollen. In der Praxis würde zum Beispiel die Beschaffung von Rohstoffen, an der allerlei Verwaltungsinstanzen beteiligt sein müßten, einen Geschäftsgang ergeben, der mit der Art, wie Auslandsforderungen befriedigt werden müssen, nicht in Einklang gebracht werden könnte. Ähnliche Schwierigkeiten müßten sich ergeben, wenn Bestellungen im Auslande gemacht werden sollten.

[ 13 ] Die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus will das Wirtschaftsleben auf seinen eigenen Boden stellen. Der marxistische Sozialismus macht den Staat zur wirtschaftlichen Organisation. Die Dreigliederung löst das Wirtschaftsleben vom Staate los. Sie kann daher nicht andere Maßnahmen ins Auge fassen als solche, die sich aus den Anforderungen des Wirtschaftslebens selbst ergeben. Dieses aber wird ertötet, wenn es auf eine zentralistisch orientierte Verwaltung aufgebaut wird; es muß hinsichtlich der Anordnung und Verrichtung der für die Produktion zu leistenden Arbeit auf der freien Initiative wirtschaftender Menschen beruhen. Verbunden mit dieser freien Initiative kann sein, daß die Früchte des Produzierens innerhalb des sozialen Organismus in der Art durch sozial gerechtfertigte Preise dem Konsumentenbedürfnisse entsprechen, wie dies in meinem vorigen Artikel gekennzeichnet ist. Die Wahrung der freien Initiative der Betriebsleitungen ist nur möglich, wenn diese nicht in eine Zentralverwaltung eingespannt sind, sondern wenn sie sich in Assoziationen zusammenschließen. Dadurch wird erreicht, daß nicht eine zentralistische Verwaltung maßgebend ist für dasjenige, was in den Betrieben geschieht; sondern es bleibt den Betrieben ihre volle Freiheit, und die soziale Orientierung des Wirtschaftskörpers geht aus den Abmachungen der selbständigen Betriebe hervor. Eine Betriebsleitung, die für den Export arbeitet, wird in dem Verkehr mit dem Auslande aus völlig freier Initiative handeln können; und sie wird im Inlande Beziehungen zu solchen Assoziationen unterhalten, die ihr in der Belieferung von Rohstoffen und ähnlichem am förderlichsten bei der Befriedigung der Auslandsforderungen sind. Ein gleiches wird auch für einen Importbetrieb möglich sein. Notwendig allerdings wird sein, daß durch den Verkehr mit dem Auslande nicht Produkte in das Inland gebracht werden, deren Herstellungskosten oder Kaufpreis die Lebenshaltung der Bevölkerung beeinträchtigen. Ebensowenig werden durch die Beziehungen zum Auslande im Inlande notwendige Produktionszweige zerstört werden dürfen dadurch, daß in ihnen wegen der Billigkeit der entsprechenden Auslandsware nicht gearbeitet werden kann. Aber alles dieses kann durch die Wirkung der Assoziationseinrichtungen verhindert werden. Würde ein Betrieb oder eine Handelsgesellschaft in der angedeuteten Art zum Schaden des Inlandes arbeiten wollen, so würden sie durch die entsprechenden Assoziationen, von denen sie sich nicht ausschließen können, ohne ihre Arbeit unmöglich zu machen, verhindert werden können. Allerdings kann die Notwendigkeit eintreten, daß man für gewisse Produkte, die man aus diesen oder jenen Gründen vom Auslande beziehen muß, zu hohe Preise zahlen muß. Für diese Notwendigkeit wird in Betracht kommen, was Seite 126 meiner « Kernpunkte der sozialen Frage » gesagt ist: « Auch wird eine Verwaltung, die es nur zu tun hat mit dem Kreislauf des Wirtschaftslebens, zu Ausgleichen führen können, die etwa aus diesem Kreislauf heraus als notwendig sich ergeben. Sollte zum Beispiel ein Betrieb nicht in der Lage sein, seinen Darleihern ihre Arbeitsersparnisse zu verzinsen, so wird, wenn er doch als einem Bedürfnis entsprechend anerkannt wird, aus anderen Wirtschaftsbetrieben nach freier Übereinkunft mit allen an den letzteren beteiligten Personen das Fehlende zugeschossen werden können. » So wird auch der zu hohe Preis einer Auslandsware durch Zuschüsse ausgeglichen werden können, die aus Betrieben herrühren, welche gegenüber den Bedürfnissen der in ihnen Arbeitenden zu hohe Erträgnisse liefern können.

[ 14 ] Neben allen solchen Vorkehrungen, durch die ein dreigliedriger sozialer Organismus die Schäden ausgleichen kann, die ihm aus dem wirtschaftlichen Verkehr mit Staaten erwachsen, die von der Dreigliederung nichts wissen wollen, können allerdings noch andere notwendig sein, die dem Prinzip des Schutzzolles entsprechen. Es ist leicht einzusehen, daß durch die Verselbständigung des Wirtschaftslebens solchen Maßnahmen andere Grundlagen geschaffen werden, als sie vorhanden sind, wenn die Behandlung der Ein- und Ausfuhr abhängig ist von Mehrheitsbeschlüssen, die zustande kommen durch die Rechts- und geistigen Interessen sich zusammenschließender Menschengruppen. Denn die Tätigkeit der aus sachlichen Gründen zusammenwirkenden Wirtschafsorganisationen wird (im Sinne der Seite 216 geltend gemachten Prinzipien) abzielen auf die sozial wirkende Preisbildung und wird nicht hervorgehen können aus den Gewinninteressen einzelner wirtschaftlicher Gruppen. Daher wird ein Wirtschafsleben sozial dreigliedriger Organismen dem Ideal des Freihandels zustreben. Dieser wird bei einem einheitlichen Weltwirtschaftsgebiet die günstigste Grundlage dafür bieten, daß nicht in einzelnen Erdgebieten zu teuer oder zu billig produziert wird. Ein von nicht sozial dreigliedrigen Organismen umgebener Gesellschaftskörper mit selbständiger Wirtschafsverwaltung wird allerdings genötigt sein, gewisse Produktionszweige vor einer wirtschaftlich unmöglichen Verbilligung dadurch zu schützen, daß er Zölle erhebt, deren Verwaltung damit betraute Assoziationen innerhalb des Kreises des Wirtschaftslebens zugunsten gemeinnütziger Werke besorgen.

[ 15 ] Es wird sich, wenn Nachteile auf die angedeutete Art abgehalten werden, für den einzelstehenden dreigliedrigen Organismus ergeben, daß er gegenüber dem Auslande als ein umfassendes Wirtschaftsgebilde wirkt, dessen innere Struktur im Verkehr mit ungegliederten Staaten für ihn selbst keine Bedeutung hat, weil dieser Verkehr auf der freien Initiative der wirtschaftenden Menschen und nicht auf der inneren Struktur beruht. Dagegen wird der Fortgang zur Dreigliederung bei einem einzelnen Staate im hohen Grade vorbildlich auf die anderen wirken. Und dies nicht nur in moralischer Art durch die sozial gestaltete Lebenshaltung der Bewohner des dreigliedrigen Organismus, sondern auch durch das Auftreten von rein wirtschaftlichen Interessen. Solche werden sich dadurch ergeben, daß für die ungegliederten Staaten der dreigliedrige in deutlich bemerkbarer Art sich weniger profitabel erweist, wenn Sie bei ihrer Einheitsstruktur bleiben, als wenn sie auch zur Dreigliederung übergehen würden. So kann gerade ein einzelner dreigliedriger sozialer Organismus den Anstoß dazu geben, die Hindernisse der Ausgestaltung einer einheitlichen Weltwirtschaft aus dem Wege zu schaffen. Daß er selbst keine Schäden erleidet als einzelner Wirtschaftskörper, das kann er durch seine auf freien Assoziationen beruhende Struktur bewirken; daß die Störung, die er für die Einheitsstaaten bewirkt, nicht zur Boykottierung seiner Wirtschaft führt, kann er dadurch erzielen, daß er durch rationelle Gliederung seiner Arbeit gewisse Produkte erzeugt, die das Ausland nur bei ihm am besten beziehen kann; daß er eine Oase bildet innerhalb des Gebietes, in dem er mit den nationalen Wirtschaften zusammenliegt, wird für diese ein Beweis werden, daß der Übergang zur Dreigliederung ein wirtschaftlicher und ein allgemeiner Menschheitsfortschritt ist.

[ 16 ] Es wird heute - und mit Recht - von vielen Seiten betont, daß die Rettung der Weltwirtschaft durch die Erhöhung der unter der Weltkatastrophe im höchsten Maße zurückgegangenen Arbeitsbereitschaft kommen müsse. Wer die Menschennatur kennt, kann wissen, daß diese Arbeitsbereitschaft nur kommen kann, wenn die Überzeugung sich verbreitet, daß die Arbeit in der Zukunft unter sozialen Verhältnissen stehen wird, die den Menschen ein menschliches Dasein sichern. Daß die alten sozialen Verhältnisse dieses noch weiter bringen können, dieser Glaube ist in weitesten Kreisen erschüttert. Und innerhalb gewisser Gebiete hat ihn die Weltkriegskatastrophe völlig vernichtet. Die Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus wird eine überzeugende Kraft in der angedeuteten Richtung haben. Sie wird durch die Ausblicke, die sie in die soziale Menschenzukunft eröffnet, Antriebe zur Arbeit erzeugen. Sie so zu verbreiten, daß sie verständnisvoll aufgenommen werden kann und die entgegenstehenden Bedenken zum Schweigen bringt, erscheint als ein wesentlicher Teil der Aufgabe, die in der Gegenwart für das soziale Problem erstanden ist.

International economy and tripartite social organism

[ 1 ] One of the most significant facts in the recent history of human development is the contradiction that has gradually emerged between the tasks that states have set themselves and the tendency that economic life has assumed. States have endeavored to include in the circle of their duties the organization of economic life within their borders. The persons and groups of persons who are responsible for economic life seek a support for their activities in the power of the state. One state stands opposite the other not only as an intellectual and political-legal cultural area, but also as the bearer of the economic interests asserting themselves within this area.

[ 2 ] The socialist way of thinking that emerges from Marxism not only wants to continue these endeavors of the states, but even develop them to the extreme. It wants to transform the private capitalist form of economy into a cooperative one by socializing the means of production, using the framework of the present states. The enterprises located in these states are to be combined to form economic organizations in which production is planned according to the existing needs and the distribution of the products to the people living in the state is taken care of.

[ 3 ] This aspiration stands in contrast to the development that economic life has undergone in recent times. This has the tendency to develop into a uniform world economy, regardless of the existing national borders. Mankind throughout the world wants to become a single economic community. In this community the states within it are so situated that the people living in them are held together by interests which to a great extent contradict the economic relations that want to develop. Economic life wants to grow beyond the state formations that have arisen from historical conditions that were by no means always adapted to economic interests.

[ 4 ] The catastrophe of the world war revealed the disproportion between the historical state structures and the interests of the world economy. A large part of the causes of the war must be sought in the fact that the states exploited economic life to strengthen their power, or that the economic people sought to promote their economic interests through the states. The national economies interfered with the world economy, which was striving for unity. They sought to take for themselves as profits what should only circulate in the general economic life.

[ 5 ] In the states, intellectual and political-legal interests are combined with economic interests. The way in which state borders have developed in the course of history means that the best way of dealing with spiritual or political-legal matters will not coincide with the most advantageous activities in the economic sphere. And if the justified demands of modern mankind for freedom in spiritual life, for democratization of state life and socialization of the economic system are taken seriously, then it cannot be thought that the administration of spiritual and legal relations should also be decisive for the ordering of economic life. For the international spiritual and legal relations would have to slavishly adapt themselves to the economic relations, which in their nature have something compelling for their organization.

[ 6 ] Theoretically, however, Marxist socialism easily overcomes the concerns outlined above. It is of the opinion that intellectual achievements and legal measures are ideological results of economic facts. It therefore believes that it does not have to worry about the organization of the spiritual and the legal. It wants to create self-contained large economies and believes that within them spiritual and legal living conditions will arise whose international relations will "come about of their own accord" when the large economies come into contact with each other. This socialism has seen through a truth; but this truth is a one-sided one. It has recognized that in the existing states branches of production are managed and commodities administered, and that this management and this administration are united with a government over men which does not correspond to the freedom of spiritual life and the perfect organization of legal life. From this realization he draws the conclusion that in the future the social organism should only administer commodities and manage branches of production. Because he thinks that the spiritual and the political-legal will result from this "by itself", he overlooks the fact that to the extent that the order of the branches of production ceases to govern the people working in them, this government must be replaced by something else.

[ 7 ] The idea of the tripartite organization of the social organism takes account of what Marxist socialism overlooks. It is serious about managing economic life only from the points of view that arise from it. But it also recognizes that the spiritual needs and legal demands of the people must be organized in special administrations. In this way, however, international spiritual relations and legal relations also become independent of world economic life, which must go its own way.

[ 8 ] Thus, conflicts that arise in one area of life will be balanced from another. Two states or confederations of states in economic conflict involve their spiritual and legal interests in the conflict if they are unitary states in the sense that spiritual, legal and economic regulations are combined in their administrations. In social organisms that have a separate administration for each of these three areas of life, the relationship of economic interests can have a balancing effect on conflicting spiritual interests, for example.

[ 9 ] In the south-eastern corner of Europe, where the catastrophe of the world war began, it was possible to observe the effect of the merging of the three spheres of life through the unified states. The spiritual contrast between Slavism and Germanism was generally at the root of the events. It was joined by a political element of public law. In Turkey, the democratically-minded Young Turks replaced the old reactionary government. As a result of this political transformation, Bosnia and Herzegovina were annexed by Austria, which did not want to see the inhabitants of these countries incorporated into the Turkish parliamentary system through Turkish democracy, even though they had been legally part of Turkey since the Congress of Berlin. Thirdly, there was Austria's economic ambition. It intended to extend a railroad line from Sarajevo to Mitrovitsa and thus establish a trade connection with the Aegean Sea, which was in its interest. These three factors resulted in important elements of the causes of the war. If railroad lines were only built by economic administrations from an economic point of view, they could not be included in the forces of conflict that existed between states from other backgrounds.

[ 10 ] The negotiations on the Baghdad problem also clearly show how national-spiritual and political-legal interests continually asserted themselves over economic considerations. The economic advantages of such a railroad could be considered entirely from the point of view of the world economy if only economic administrations were involved in the negotiations, whose decisions could not be determined by their connection with other state interests.

[ 11 ] Of course, one can object that conflicts between states have also arisen in older times as a result of such intermingling of economic interests with spiritual and political-legal interests. But this objection should not be made against the idea of the tripartite organization of the social organism. For this idea is formed out of the present consciousness of mankind, for whom catastrophes arising in the historical way are intolerable, whereas they were felt differently by the people of earlier epochs. People who did not strive for the freedom of intellectual life, the democratization of political relations and the socialization of the economy as we do today could not envisage a social organism that alone would take these aspirations seriously. For the way they instinctively thought of the social organism as appropriate to them, the corresponding international conflicts were also something they had to accept as a natural necessity.

[ 12 ] The expansion of national economies into a unified world economy cannot be realized if economic life is not separated from spiritual and political-legal life in the individual social organisms. There are those who are generally sympathetic to the idea of threefolding because they see its justification in the vital necessities of the present and the future, but who do not want to approach it seriously because they are of the opinion that a single state cannot make a start on its realization. For the other states, which retain the unitary character, would make life impossible for the tripartite social organism through their economic measures. Such an objection is justified against the organization of a state in the sense of Marxist socialism. It cannot affect the idea of the tripartite organization of the social organism. A large economic cooperative forced into the framework of a present state administration could not develop economically advantageous relations with the private capitalist-economic foreign countries. Economic enterprises, administered centrally, are inhibited in their free development, which must prevail in foreign relations. The free initiative and the speed necessary for decisions within such relations can only be achieved if the domestic enterprise and the foreign market, as well as the foreign enterprise and the domestic market, are in direct contact, mediated solely by the persons involved. Those who emphasize this in relation to large-scale economic cooperatives, which are to be managed centrally, will always be right, even if the proponents of such cooperatives want to grant the company managers a high degree of independence. In practice, for example, the procurement of raw materials, in which all kinds of administrative bodies would have to be involved, would result in a course of business that could not be reconciled with the way in which foreign claims have to be satisfied. Similar difficulties would arise if orders were to be placed abroad.

[ 13 ] The idea of the threefold organization of the social organism aims to place economic life on its own ground. Marxist socialism turns the state into an economic organization. Threefolding detaches economic life from the state. It cannot therefore envisage any other measures than those which arise from the requirements of economic life itself. This, however, will be destroyed if it is based on a centralized administration; it must be based on the free initiative of economic people with regard to the arrangement and execution of the work to be done for production. Connected with this free initiative can be that the fruits of production within the social organism correspond to consumer needs through socially justified prices, as characterized in my previous article. It is only possible to preserve the free initiative of the management if they are not tied into a central administration, but if they join together in associations. This ensures that a centralized administration does not determine what happens in the factories; instead, the factories retain their full freedom, and the social orientation of the economic body emerges from the agreements of the independent factories. A company management that works for export will be able to act on its own initiative in its dealings with foreign countries; and it will maintain relations at home with such associations as are most conducive to it in the supply of raw materials and the like for the satisfaction of foreign demands. The same will also be possible for an import company. It will be necessary, however, that through trade with foreign countries products are not brought into the country whose production costs or purchase price adversely affect the standard of living of the population. Nor will relations with foreign countries be allowed to destroy necessary branches of production in the home country because they cannot be worked in because of the cheapness of the corresponding foreign goods. But all this can be prevented by the effect of the association institutions. If a firm or a trading company were to wish to work in the manner indicated to the detriment of the home country, they could be prevented by the corresponding associations, from which they cannot exclude themselves without making their work impossible. It may, however, be necessary to pay too high prices for certain products which, for one reason or another, must be obtained from abroad. For this necessity, what is said on page 126 of my " Key Points of the Social Question " will come into consideration: " An administration which has to do only with the circulation of economic life will also be able to lead to compensations which arise as necessary from this circulation. If, for example, a business is not in a position to pay its borrowers interest on their labor savings, then, if it is recognized as meeting a need, it will be possible to make up the shortfall from other businesses by free agreement with all those involved in the latter. " In the same way, the excessively high price of a foreign commodity can be compensated for by subsidies that come from businesses that can deliver excessively high yields compared to the needs of those working in them.

[ 14 ] In addition to all such precautions by which a tripartite social organism can compensate for the damage it suffers from economic intercourse with states that do not want to know about tripartism, others may be necessary that correspond to the principle of protective tariffs. It is easy to see that the independence of economic life creates a different basis for such measures than exists when the treatment of imports and exports is dependent on majority decisions based on the legal and intellectual interests of united groups of people. For the activity of economic organizations cooperating for objective reasons will (in the sense of the principles asserted) aim at socially effective price formation and will not be able to emerge from the profit interests of individual economic groups. Therefore, an economic life of socially tripartite organisms will strive towards the ideal of free trade. In a unified world economic area, this will provide the most favorable basis for ensuring that production is not too expensive or too cheap in individual regions of the world. A social body surrounded by non-socially tripartite organisms with an independent economic administration will, however, be compelled to protect certain branches of production from an economically impossible cheapening by levying customs duties, the administration of which will be entrusted to associations within the circle of economic life for the benefit of charitable works.

[ 15 ] If disadvantages are prevented in the manner indicated, it will result for the single tripartite organism that it will act vis-à-vis foreign countries as a comprehensive economic entity whose internal structure has no significance for itself in its dealings with unorganized states, because these dealings are based on the free initiative of the economic people and not on the internal structure. On the other hand, the progress towards a threefold structure in an individual state will have a highly exemplary effect on the others. And this not only in a moral way through the socially organized way of life of the inhabitants of the tripartite organism, but also through the emergence of purely economic interests. Such interests will result from the fact that the tripartite organism will prove less profitable for the unorganized states if they remain with their unitary structure than if they were to switch to a tripartite structure. Thus a single tripartite social organism can provide the impetus to remove the obstacles to the development of a unified world economy. That it itself suffers no damage as an individual economic body, it can bring about by its structure based on free association; that the disturbance it causes for the unitary states does not lead to a boycott of its economy, it can achieve by producing certain products through rational organization of its work, which foreign countries can best obtain only from it; The fact that it forms an oasis within the area in which it lies together with the national economies will be proof for them that the transition to tripartism is an economic and a general progress of mankind.

[ 16 ] It is emphasized today - and rightly so - from many sides that the salvation of the world economy must come through the increase of the willingness to work, which has declined to the highest degree under the world catastrophe. Anyone who knows human nature can know that this willingness to work can only come if the conviction spreads that work in the future will be under social conditions that ensure a human existence for people. The belief that the old social conditions can still bring this about has been shaken in the widest circles. And within certain areas it was completely destroyed by the catastrophe of the world war. The idea of the threefold structure of the social organism will have a convincing force in the direction indicated. It will generate impulses for work through the prospects it opens up for the social future of mankind. Spreading it in such a way that it can be received with understanding and silences the opposing reservations appears to be an essential part of the task that has arisen for the social problem in the present.