Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst
GA 27
VIII. Tätigkeiten im menschlichen Organismus. Diabetes mellitus
[ 1 ] Der menschliche Organismus entfaltet durch alle seine Glieder hindurch Tätigkeiten, die ihre Impulse allein in ihm selber haben können. Was er von außen aufnimmt, muß entweder bloß die Veranlassung dazu sein, daß er eine eigene Tätigkeit entwickeln kann; oder es muß so im Körper wirken, daß die Fremdtätigkeit sich nicht von einer inneren Tätigkeit des Körpers unterscheidet, sobald sie in diesen eingedrungen ist.
[ 2 ] Die notwendige Nahrung des Menschen enthält z. B. Kohlehydrate. Diese sind zum Teil stärkeähnlich. Als solche sind sie Substanzen, die ihre Tätigkeit in der Pflanze entfalten. In den menschlichen Körper gelangen sie in dem Zustande, den sie in der Pflanze erreichen können. In diesem Zustande ist die Stärke ein Fremdkörper. Der menschliche Organismus entwickelt keine Tätigkeit, die in der Richtung dessen liegt, was Stärke, in dem Zustande, in dem sie in den Körper kommt, als Tätigkeit entfalten kann. Was z. B. in der menschlichen Leber als stärkeähnlicher Stoff entwickelt wird (Glykogen), ist etwas anderes als pflanzliche Stärke. Dagegen ist der Traubenzucker eine Substanz, die Tätigkeiten erregt, welche von gleicher Art sind wie Tätigkeiten des menschlichen Organismus selbst. Stärke kann daher in diesem nicht Stärke bleiben. Soll sie eine Wirkung entfalten, die in dem Körper eine Rolle spielt, so muß sie verwandelt werden. Und sie geht, indem sie vom Ptyalin der Mundhöhle durchsetzt wird, in Zucker über. Eiweiß und Fett werden vom Ptyalin nicht verändert. Sie treten zunächst als Fremdsubstanzen in den Magen ein. In diesem werden die Eiweißstoffe durch das von ihm abgesonderte Pepsin so verwandelt, daß die Abbauprodukte bis zu den Peptonen entstehen. Sie sind Substanzen, deren Tätigkeitsimpulse mit solchen des Körpers zusammenfallen. Dagegen bleibt Fett auch im Magen unverändert. Es wird erst von dem Absonderungsprodukt der Bauchspeicheldrüse so verwandelt, daß Substanzen entstehen, die sich aus dem toten Organismus als Glycerin und Fettsäuren ergeben.
[ 3 ] Nun aber geht die Verwandlung der Stärke in Zucker durch den ganzen Verdauungsvorgang hindurch. Es findet auch eine Umwandlung der Stärke durch den Magensaft statt, wenn diese Umwandlung nicht schon durch das Ptyalin stattgefunden hat.
[ 4 ] Wenn die Umwandlung der Stärke durch das Ptyalin stattfindet, so steht der Vorgang an der Grenze dessen, was sich im Menschen im Bereich dessen abspielt, das in dem Kapitel II die Ich-Organisation genannt worden ist. In deren Bereich geht die erste Umwandlung des von außen Aufgenommenen vor sich. Traubenzucker ist eine Substanz, die im Bereich der Ich-Organisation wirken kann. Er ist dem Geschmack des Süßen entsprechend, der in der Ich-Organisation sein Dasein hat.
[ 5 ] Entsteht aus dem Stärkemehl durch den Magensaft Zucker, so bedeutet dies, daß die Ich-Organisation in den Bereich des Verdauungssystems eindringt. Für das Bewußtsein ist dann der Geschmack des Süßen nicht da; aber, was im Bewußtsein - im Bereich der Ich-Organisation - vorgeht, während «süß» empfunden wird, das dringt in die unbewußten Regionen des menschlichen Körpers, und die Ich-Organisation wird dort tätig. In den uns unbewußten Regionen hat man es nun im Sinne von Kapitel II zunächst mit dem astralischen Leib zu tun. Es ist der astralische Leib da in Wirksamkeit, wo im Magen die Stärke in Zucker verwandelt wird.
[ 6 ] Bewußt kann der Mensch nur sein durch dasjenige, was in seiner Ich-Organisation so wirkt, daß diese durch nichts übertönt oder gestört wird, so daß sie sich voll entfalten kann. Das ist innerhalb des Bereiches der Fall, in dem die Ptyalinwirkungen liegen. Im Bereich der Pepsinwirkungen übertönt der Astralleib die Ich-Organisation. Die Ich-Tätigkeit taucht unter in die astralische. Man kann also im Bereich des Materiellen die Ich-Organisation an der Anwesenheit des Zuckers verfolgen. Wo Zucker ist, da ist Ich-Organisation; wo Zucker entsteht, da tritt die Ich-Organisation auf, um die untermenschliche (vegetative, animalische) Körperlichkeit zum Menschlichen hin zu orientieren.
[ 7 ] Nun tritt der Zucker als Ausscheidungsprodukt auf bei Diabetes mellitus. Man hat es dabei mit dem Auftreten der Ich-Organisation an dem menschlichen Organismus in einer solchen Form zu tun, daß diese Organisation zerstörend wirkt. Sieht man auf jede andre Region des Wirkens der Ich-Organisation, so stellt sich heraus, daß diese untertaucht in die astralische Organisation. Zucker unmittelbar genossen ist in der Ich-Organisation. Er wird da zum Veranlasser des Süß-Geschmackes. Stärke genossen und durch das Ptyalin oder den Magensaft in Zucker verwandelt, zeigt an, daß in der Mundhöhle oder im Magen der astralische Leib mit der Ich-Organisation zusammenwirkt und die letztere übertönt.
[ 8 ] Zucker ist aber auch im Blute vorhanden. Indem das Blut Zucker enthaltend durch den ganzen Körper zirkuliert, trägt es die Ich-Organisation durch diesen. Überall da aber wird diese Ich-Organisation durch das Wirken des menschlichen Organismus in ihrem Gleichgewicht gehalten. In dem Kapitel II hat sich gezeigt, wie außer der Ich-Organisation und dem astralischen Leib in der menschlichen Wesenheit noch der ätherische und der physische Leib vorhanden sind. Auch diese nehmen die Ich-Organisation auf und halten sie in sich. So lange dies der Fall ist, sondert der Harn keinen Zucker ab. Wie die Ich-Organisation, den Zucker tragend, leben kann, das zeigt sich an den an den Zucker gebundenen Vorgängen im Organismus.
[ 9 ] Beim Gesunden kann der Zucker im Harn nur auftreten, wenn er zu reichlich, als Zucker, genossen wird, oder wenn Alkohol, der unmittelbar, mit Übergehung von Verwandlungsprodukten, in die Körpervorgänge sich hineinzieht, zu reichlich aufgenommen wird. In beiden Fällen tritt der Zuckerprozeß als selbständig, neben den sonstigen Vorgängen im Menschen auf.
[ 10 ] Bei Diabetes mellitus liegt die Tatsache vor, daß die Ich-Organisation beim Untertauchen in den astralischen und ätherischen Bereich so abgeschwächt wird, daß sie für ihre Tätigkeit an der Zuckersubstanz nicht mehr wirksam sein kann. Es geschieht dann durch die astralischen und ätherischen Regionen mit dem Zucker dasjenige, was mit ihm durch die Ich-Organisation geschehen sollte.
[ 11 ] Es befördert alles die Zuckerkrankheit, was die Ich-Organisation aus der in die Körpertätigkeit eingreifenden Wirksamkeit herausreißt: Aufregungen, die nicht vereinzelt, sondern in Wiederholungen auftreten; intellektuelle Überanstrengungen; erbliche Belastung, die eine normale Eingliederung der Ich-Organisation in den Gesamtorganismus verhindert. Das alles ist zugleich damit verbunden, daß in der Kopforganisation solche Vorgänge stattfinden, die eigentlich Parallelvorgänge der geistig-seelischen Tätigkeit sein sollten; die aber, weil diese Tätigkeit zu schnell oder zu langsam verläuft, aus dem Parallelismus herausfallen. Es denkt gewissermaßen das Nervensystem selbständig neben dem denkenden Menschen. Das aber ist eine Tätigkeit, die das Nervensystem nur im Schlafe ausführen sollte. Beim Diabetiker geht eine Art von Schlaf in den Tiefen des Organismus dem Wachzustande parallel. Es findet daher im Verlaufe der Zuckerkrankheit eine Entartung der Nervensubstanz statt. Diese ist die Folge des mangelhaften Eingreifens der Ich-Organisation.
[ 12 ] Eine andere Begleiterscheinung sind die Furunkelbildungen bei Diabetikern. Furunkelbildungen entstehen durch ein Übermaß in der Region der ätherischen Tätigkeit. Die Ich-Organisation versagt da, wo sie wirken sollte. Die astralische Tätigkeit kann sich nicht entfalten, weil sie gerade an einem solchen Orte nur im Einklange mit der Ich-Organisation Kraft hat. Die Folge ist das Übermaß der ätherischen Wirksamkeit, die sich in der Furunkelbildung zeigt.
[ 13 ] In alle diesem sieht man, wie ein Heilungsvorgang für Diabetes mellitus nur eingeleitet werden kann, wenn man die Ich-Organisation bei dem Diabetiker zu kräftigen imstande ist.
VIII Activities in the human organism. Diabetes mellitus
[ 1 ] The human organism develops activities through all its members which can have their impulses solely within itself. What it takes in from without must either be merely the cause of its being able to develop an activity of its own; or it must act in the body in such a way that the foreign activity is indistinguishable from an internal activity of the body as soon as it has penetrated it.
[ 2 ] The necessary human food contains, for example, carbohydrates. Some of these are similar to starch. As such, they are substances that develop their activity in the plant. They enter the human body in the state that they can reach in the plant. In this state, the starch is a foreign body. The human organism does not develop any activity in the direction of what starch can develop as activity in the state in which it enters the body. For example, what is developed in the human liver as a starch-like substance (glycogen) is something different from vegetable starch. In contrast, glucose is a substance that stimulates activities that are of the same nature as activities of the human organism itself. Starch can therefore not remain starch in the human body. If it is to have an effect that plays a role in the body, it must be transformed. And it is transformed into sugar by the ptyalin of the oral cavity. Protein and fat are not changed by ptyalin. They first enter the stomach as foreign substances. In the stomach, the proteins are transformed by the pepsin secreted by it in such a way that the degradation products up to the peptones are formed. These are substances whose activity impulses coincide with those of the body. Fat, on the other hand, remains unchanged in the stomach. It is only transformed by the secretion product of the pancreas in such a way that substances are formed which result from the dead organism as glycerol and fatty acids.
[ 3 ] Now, however, the transformation of starch into sugar goes through the entire digestive process. Starch is also converted by gastric juice if this conversion has not already taken place by ptyalin.
[ 4 ] If the transformation of starch takes place through ptyalin, the process is at the limit of what takes place in the human being in the area of what was called the ego organization in Chapter II. It is in this area that the first transformation of what is taken in from outside takes place. Dextrose is a substance that can act in the area of the ego organization. It corresponds to the taste of sweetness, which has its existence in the ego organization.
[ 5 ] If sugar is produced from the starch flour through the gastric juice, this means that the ego organization penetrates into the area of the digestive system. The taste of sweetness is then not there for the conscious mind; but what goes on in the conscious mind - in the area of the ego-organization - while "sweet" is perceived, that penetrates into the unconscious regions of the human body, and the ego-organization becomes active there. In the regions that are unconscious to us, we are dealing first of all with the astral body, as described in Chapter II. The astral body is active where starch is transformed into sugar in the stomach.
[ 6 ] The human being can only be conscious through that which works in his ego organization in such a way that it is not drowned out or disturbed by anything, so that it can fully unfold. This is the case within the area in which the pepsin effects lie. In the area of pepsin effects the astral body drowns out the ego organization. The ego activity is submerged in the astral. In the material realm, therefore, the ego organization can be traced by the presence of sugar. Where there is sugar, there is ego-organization; where sugar arises, there the ego-organization appears in order to orient the subhuman (vegetative, animalistic) physicality towards the human.
[ 7 ] Sugar now appears as an excretory product in diabetes mellitus. Here we are dealing with the appearance of the ego organization in the human organism in such a form that this organization has a destructive effect. If one looks at every other region of the activity of the ego-organization, it turns out that it is submerged in the astral organization. Sugar is directly enjoyed in the ego-organization. There it becomes the inducer of the sweet taste. Starch consumed and transformed into sugar by the ptyalin or gastric juice indicates that in the oral cavity or in the stomach the astral body cooperates with the ego organization and drowns out the latter.
[ 8 ] Sugar is also present in the blood. By circulating through the whole body containing sugar, the blood carries the ego organization through it. Everywhere, however, this ego organization is kept in balance by the action of the human organism. Chapter II has shown how, in addition to the ego-organization and the astral body, the etheric and physical bodies are also present in the human being. These also absorb the ego-organization and hold it within themselves. As long as this is the case, the urine does not secrete sugar. How the ego organization, carrying the sugar, can live is shown by the processes in the organism that are bound to the sugar.
[ 9 ] In healthy people, sugar can only appear in the urine if it is consumed too abundantly, as sugar, or if alcohol, which is directly drawn into the bodily processes by bypassing transformation products, is ingested too abundantly. In both cases, the sugar process occurs independently, alongside the other processes in the human body.
[ 10 ] In diabetes mellitus, the ego organization is so weakened when immersed in the astral and etheric realm that it can no longer be effective for its activity on the sugar substance. What happens to the sugar through the astral and etheric regions is what should happen to it through the ego organization.
[ 11 ] Everything that pulls the ego-organization out of the activity that intervenes in the body promotes sugar sickness: excitements that do not occur sporadically but in repetitions; intellectual overexertion; hereditary strain that prevents a normal integration of the ego-organization into the organism as a whole. All this is at the same time connected with the fact that in the head organization such processes take place which should actually be parallel processes of the mental-spiritual activity; but which, because this activity proceeds too quickly or too slowly, fall out of parallelism. To a certain extent, the nervous system thinks independently alongside the thinking human being. But this is an activity that the nervous system should only carry out during sleep. In diabetics, a kind of sleep in the depths of the organism runs parallel to the waking state. Therefore, a degeneration of the nervous substance takes place in the course of diabetes. This is the result of the inadequate intervention of the ego organization.
[ 12 ] Another side effect is the formation of boils in diabetics. Boils are caused by an excess in the region of etheric activity. The ego organization fails where it should work. The astral activity cannot unfold because in such a place it only has power in harmony with the ego organization. The result is an excess of etheric activity, which manifests itself in the formation of boils.
[ 13 ] In all of this, one can see how a healing process for diabetes mellitus can only be initiated if the ego organization in the diabetic is able to be strengthened.