The Circular Flow of Man's Life within the World Of Sense, Soul And Spirit
GA 68b
30 March 1908, Stockholm
Automated Translation
23. Goethe's Esoteric Answer to the Riddle of the World
Report in “Svenska Dagbladet,” No. 88, March 31, 1908.
Goethe's answer to the riddle of the world. On Monday evening, in the beautiful room of the Swedish Medical Association on Klara Östra Kyrkogata, Dr. Rudolf Steiner began the series of lectures here with the topic “Goethe's answer to the riddle of the world”.
The title was perhaps not entirely appropriate, since the presentation was more of an account of the similarities between Goethe's world view and modern theosophy. This mystical view is based on the assumption that human knowledge is not limited to what the senses and the intellectual faculties dependent on them have at hand, but that man is able to train spiritual senses that exist on the spiritual plane to a perfection that corresponds to that possessed by the physical senses on the physical plane. This was a given truth for Goethe; from birth he possessed the sense that enables man to come into intimate contact with the divine spirit that flows through the universe. Through this gift, which was expressed in him from an early age, he became not only the great poet but also the great naturalist. He feels at one with nature, “which creates a thousand tongues and languages through which it speaks.”
The basis of Goethe's study of nature is Linne€, who, according to Goethe's own statement, together with Spinoza and Shakespeare, had the greatest influence on his development. It was particularly during his first period in Weimar that Goethe experienced strong impressions through his Linné studies. The great Swedish scientist gave him a wide range of images of individual natural objects, and from these Goethe tried to find the spiritual unity. He derived from this the idea of the primal plant, the primal animal, because this concept becomes an idea for him, not a unique, sensually perceptible being, and he finds that “nature had to go through many, many stages before it rose to man”.
Nature becomes for him a mirror of the divine, and art in its order invents nothing, except merely another language of real (spiritual) truth - a higher language of nature. “In the works of art there is necessity - there is God,” he writes from Italy; and in another context he says, “I suppose the Greeks created their works of art according to the same laws as the Creator created his work.”
Goethe saw the ideas of these things in their inner sense. For him, they were not in contrast to experience, but were experience, and in their light he seeks the various stages of development of spirit to man. At the bosom of nature he feels as with a friend.
In particular, in Faust, the great spiritual reality shines through behind the surface of the physical world. The parts are mainly elements added later during the creation of the work. Through a multitude of examples, especially from the second part of Faust, Dr. Steiner tried to show how Goethe was one of the “initiates” and that many of the images he uses, like any true mystic, symbolize realities that do not exist for the general consciousness but are recognized as such by theosophical knowledge, including the doctrine of reincarnation (Helena episode).
The lecturer concluded that, in every respect, Goethe introduces us to a worldview that sees true reality in the spiritual and maintains that man has the ability to make contact with the divine, since it is itself a drop of the ocean. Goethe's motto can also be that of Theosophy.
If the eye were not sun-like,
How could we behold the light?
Is not the power of God within us,
How can we be enraptured by the divine?
The lecture, which was listened to with rapt attention, was met with applause from the full auditorium, which consisted mostly of members of the German colony.
23. Goethes Esoterische Antwort auf die Weltenrätsel
Bericht in «Svenska Dagbladet», Nr. 88, 31. März 1908
Goethes Antwort auf das Welträtsel. Im schönen Raum der schwedischen Ärztegesellschaft in Klara Östra Kyrkogata begann Dr. Rudolf Steiner am Montagabend die Reihe seiner Vorträge hier mit dem Thema «Goethes Antwort auf das Welträtsel».
Der Titel war vielleicht nicht ganz angemessen, da es sich bei der Präsentation eher um eine Darstellung von Ähnlichkeiten zwischen Goethes Weltanschauung und moderner Theosophie handelte. Diese mystische Anschauung geht bekanntlich davon aus, dass menschliches Wissen nicht auf dasjenige beschränkt ist, was die Sinne und die von ihr abhängigen intellektuellen Vermögen zur Hand haben, sondern dass der Mensch in der Lage ist, auf geistiger Ebene bestehende geistige Sinne zu einer Vollkommenheit zu schulen, die derjenigen entspricht, die die physischen Sinne der physischen Ebene besitzen. Das war für Goethe eine gegebene Wahrheit; von Geburt an besaß er den Sinn, der den Menschen in die Lage versetzt, in innige Verbindung mit dem göttlichen Geist zu kommen, der durch das Universum fließt. Durch diese Gabe, die in ihm schon von frühester Kindheit an zum Ausdruck kam, wurde er nicht nur der große Dichter, sondern auch der große Naturforscher. Er fühlt sich eins mit der Natur, «die sich tausend Zungen und Sprachen erschafft, durch die sie spricht>».
Die Grundlage von Goethes Naturstudium ist Linne€, der nach Goethes eigener Erklärung zusammen mit Spinoza und Shakespeare den größten Einfluss auf seine Entwicklung ausgeübt hat. Es war insbesondere in seiner ersten Weimarer Zeit, dass Goethe starke Eindrücke durch seine Linn&-Studien erlebte. Der große schwedische Forscher gab ihm die mannigfaltigen Bilder einzelner Naturgegenstände, und aus diesen versuchte Goethe die geistige Einheit zu finden. Er leitete daraus die Idee der Urpflanze, des Urtiers ab, denn dieser Begriff wird eine Idee für ihn, kein einzigartiges, sinnlich wahrnehmbares Wesen, und er findet, dass «die Natur viele, viele Stufen durchgehen musste, bevor sie sich zu den Menschen erhoben».
Die Natur wird für ihn zum Spiegel des Göttlichen, und die Kunst in ihrer Ordnung erfindet nichts, außer bloß eine andere Sprache der wirklichen, (der geistigen) Wahrheit — eine höhere Sprache der Natur. «In den Kunstwerken ist Notwendigkeit — da ist Gott», schreibt er aus Italien; und in einem anderen Zusammenhang sagt er: «Ich nehme an, die Griechen schufen ihre Kunstwerke nach den gleichen Gesetzen wie der Schöpfer sein Werk.»
Die Ideen dieser Dinge sah Goethe in seinem inneren Sinn. Für ihn standen sie nicht im Gegensatz zur Erfahrung, sondern sie waren Erfahrung, und in ihrem Lichte sucht er die verschiedenen Entwicklungsstadien des Geistes bis zum Menschen. An der Brust der Natur fühlt er sich wie bei einem Freund.
Gerade in «Faust» scheint hinter der Oberfläche der physischen Welt die große geistige Wirklichkeit durch. Die Teile bestehen hauptsächlich aus während der Entstehung des Werkes später hinzugefügten Elementen. Durch eine Vielzahl von Beispielen, vor allem aus dem zweiten Teil von Faust, versuchte Dr. Steiner zu zeigen, wie Goethe einer der «Eingeweihten» war und dass viele der Bilder, derer er sich, wie jeder wahre Mystiker, bedient, Realitäten symbolisieren, die nicht für das allgemeine Bewusstsein existieren, sondern vom theosophischen Wissen als solche erkannt werden, u.a. die Reinkarnationslehre (Helena-Episode).
Überall, so schloss der Vortragende, führt uns Goethe in eine Weltanschauung hinein, die im Geistigen die wahre Wirklichkeit sieht, und behauptet, dass der Mensch die Fähigkeit besitzt, mit dem Göttlichen in Kontakt zu treten, da sie selbst ein Tropfen ii ‚em Ozean ist. Goethes Lebensmotto kann auch das der Theosophie sein.
Wär’ nicht das Auge sonnenhaft,
Wie könnten wir das Licht erblicken?
Liegt nicht in uns des Gottes Kraft,
wie kann uns Göttliches entzücken?
Der Vortrag, dem mit gespannter Aufmerksamkeit zugehört wurde, wurde von dem voll belegten Auditorium, das größtenteils aus Mitgliedern der deutschen Kolonie bestand, mit Applaus aufgenommen.