Donate books to help fund our work. Learn more→

The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Popular Occultism
GA 94

3 July 1906, Leipzig

Translated by Steiner Online Library

Lecture V

We first had to learn about the higher worlds in general in order to be able to clearly explain what reincarnation and karma are today. Reincarnation is understood to mean the passage of the human spirit through various earthly lives. This law of reincarnation is basically the same as that found in the rest of nature. Take a simple substance, such as table salt. It “reincarnates,” crystallizing again and again into cubes. We can speak of a reincarnation of form here. We can observe this law in a similar way in the plant world. Flowers fade, but their species remain; they reappear the following year as flowers of the same kind. Here we have a reincarnation of species. The same can be found in the animal kingdom.

In humans, we do not speak of species, but of individuality. It is not the species that is preserved through emergence and decay, but individuality, the very essence of the human being. This appears in an ever-new personality. The respective personality is only the expression of eternal individuality. Reincarnation has not always prevailed on earth, and it will not continue forever into the future, but has a certain duration.

Does the repetition of earthly lives have any value or meaning? One must only be clear about what reincarnation and karma actually are. This law is closely linked to the entire process of human development on earth. Let us look back to ancient Greece: how different conditions were then, and how thoroughly the whole external way of life has changed in these two millennia! In general, the face of the earth, the entire culture, is completely changed each time a person undergoes their next reincarnation. A new incarnation always occurs for a person when they have something new to accomplish on earth. In twelve times 2160 years, the sun completes a full cycle around the entire zodiac. The ancient peoples still knew the connection that exists between human life and this passage of the sun through the twelve constellations. In ancient times, the image of the twins was worshipped in Persia; this was followed by a period in which the bull was worshipped. This worship found its historical expression in the cults of Mithras and Apis. Then came the time when the lamb, the ram, was worshipped. Each of these images corresponds to a period of 2160 years. On average, two incarnations are calculated to fall within this period of 2160 years; one of them is female, the other male.

What we have acquired as knowledge and insight in one life comes out as abilities in the next life. Karma is the law of cause and effect in the various courses of life. The law of cause and effect is generally accepted for the physical world, but not for spiritual life. And yet one should also ask about the various causes of people's living conditions. Karma is the great law of world justice. But karma should not be understood fatalistically. Not all events need to be consequences of the past. New things also come to people, which are then balanced out in later lives. The effect of the law of karma can be compared to the technique of a merchant who keeps an account book. The representatives of professed Christianity object to the law of karma on the grounds that the death of Jesus was a vicarious sacrifice of atonement – but theosophy teaches self-redemption and compensation for sins through karma, which the Christian religion cannot accept. But this objection is based on a misunderstanding. It is also a misunderstanding to argue that if someone is in need, I should not help them because I should not interfere with their karma. Suppose a person reaches the point where they can no longer help themselves. Then you help them, and through this help you improve their fate. Or you can help twelve people, and then twelve people owe you gratitude. It will not occur to these twelve to say that he cannot help us, karma requires that we help ourselves. But the help that another person provides is inscribed in karma and will be balanced out later. Thus, a powerful, great spirit can help not only one person or a thousand, but all of humanity at the moment when it needs it. This was the deed of Christ Jesus on earth. It is a help to all people and is written into the karma of all people and has an effect on all people. By teaching this, spiritual science is the best servant of Christianity. It conveys the true understanding of Christianity. It has enlightening work to do so that the way may be found.

Populärer Okkultismus V

Wir mußten zuvor die höheren Welten im allgemeinen kennenlernen, um heute klar herausarbeiten zu können, was Wiederverkörperung und Karma ist. Man versteht unter Wiederverkörperung den Durchgang des Menschengeistes durch verschiedene Erdenleben. Dieses Gesetz der Wiederverkörperung ist im Grunde genommen dasselbe, das sich auch in der übrigen Natur findet. Nehmen Sie eine einfache Substanz, zum Beispiel Kochsalz. Das «verkörpert» sich, kristallisiert sich immer von neuem in Würfeln. Wir können da von einer Wiederverkörperung der Form sprechen. Ähnlich können wir dieses Gesetz in der Pflanzenwelt beobachten. Die Blumen vergehen, aber ihre Arten bleiben bestehen, sie zeigen sich im nächsten Jahr wiederum als gleichgeartete Blumen. Hier liegt eine Wiederverkörperung der Arten vor. Dasselbe findet sich im Tierreich.

Beim Menschen spricht man nicht von der Art, sondern von der Individualität. Da erhält sich nicht die Art durch Entstehen und Vergehen hindurch, sondern die Individualität, der eigentliche Wesenskern des Menschen. Dieser erscheint in einer immer neuen Persönlichkeit. Die jeweilige Persönlichkeit ist nur der Ausdruck der ewigen Individualität. Nicht immer herrschte auf Erden die Reinkarnation, und sie dauert auch in die Zukunft hinein nicht ewig, sondern hat eine bestimmte Dauer.

Hat nun die Wiederholung der Erdenleben einen Wert, eine Bedeutung? Man muß sich nur klar darüber sein, was Reinkarnation und Karma eigentlich sind. Dieses Gesetz ist eng verknüpft mit dem ganzen Entwickelungsprozeß der Menschheit auf der Erde. Sehen wir zurück in das alte Griechenland: Wie waren damals die Verhältnisse so anders, und wie gründlich hat sich die ganze äußere Art des Lebens in diesen zwei Jahrtausenden geändert! Im allgemeinen ist das Antlitz der Erde, der gesamten Kultur jedesmal gänzlich verändert, wenn der Mensch seine nächste Wiederverkörperung durchmacht. Immer dann tritt eine neue Inkarnation für den Menschen ein, wenn dieser etwas Neues auf der Erde zu vollbringen hat. In zwölfmal 2160 Jahren absolviert die Sonne einen vollen Kreislauf um den ganzen Tierkreis. Die alten Völker haben noch den Zusammenhang gekannt, der zwischen dem menschlichen Leben und diesem Gang der Sonne durch die zwölf Sternbilder besteht. In uralten Zeiten wurde in Persien das Bild der Zwillinge verehrt; es folgte eine Zeit, in welcher man den Stier verehrte. Diese Verehrung fand ihren historischen Ausdruck im Mithras- und Apiskult. Danach kam die Zeit, wo man das Lamm, den Widder verehrte. Je 2160 Jahre fallen auf jedes dieser Bilder. Man rechnet durchschnittlich, daß zwei Inkarnationen in diesen Zeitraum von 2160 Jahren fallen; eine davon ist weiblich, die andere männlich.

Was wir uns in einem Leben als Wissen und Erkenntnis angeeignet haben, das kommt im nächsten Leben als Fähigkeiten heraus. Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung in den verschiedenen Lebensläufen. Für die physische Welt wird das Gesetz von Ursache und Wirkung allgemein anerkannt, nicht aber für das geistige Leben. Und doch sollte man ebenso nach den verschiedenen Ursachen der Lebensverhältnisse der Menschen fragen. Karma ist das große Gesetz der Weltengerechtigkeit. Aber man darf Karma nicht fatalistisch verstehen. Es brauchen nicht alle Ereignisse Folgen aus der Vergangenheit zu sein. Es kommen auch neue Dinge an den Menschen heran, die dann in späteren Leben ihren Ausgleich finden. Man kann die Wirkung des Karmagesetzes mit der Technik des Kaufmanns vergleichen, der ein Kontobuch führt. Die Vertreter des Bekenntnis-Christentums wenden gegen das Karmagesetz ein, der Tod Jesu sei ein stellvertretendes Sühneopfer gewesen - die Theosophie aber lehre Selbsterlösung und Sündenausgleich durch Karma, darauf könne die christliche Religion nicht eingehen. Aber dieser Einwand beruht auf einem Mißverständnis. Ebenso ist es ein Mißverständnis, wenn eingewendet wird, wenn jemand in Not sei, dann dürfe ich ihm nicht helfen, denn ich dürfe in sein Karma nicht eingreifen. Nehmen Sie an, ein Mensch gelangt an den Punkt, wo er sich selbst nicht mehr helfen kann. Dann helfen Sie ihm, und durch diese Hilfe verbessern Sie sein Schicksal. Oder Sie können zwölf Menschen helfen, dann sind Ihnen zwölf Dankbarkeit schuldig. Diesen zwölfen wird es nicht einfallen, zu sagen, der kann uns gar nicht helfen, Karma erfordert, daß wir uns selbst helfen. Aber die Hilfe, die ein anderer leistet, schreibt sich in das Karma ein und wird später ausgeglichen. So kann ein mächtiger, großer Geist nicht bloß einem Menschen oder tausend helfen, sondern der ganzen Menschheit indem Augenblick, wo sie es braucht. Darin bestand die Tat des Christus Jesus auf Erden. Sie ist eine Hilfe für alle Menschen und schrieb sich ein in das Karma aller Menschen und ist eine Wirkung für alle Menschen. Indem die Geisteswissenschaft solches lehrt, ist . sie die beste Dienerin des Christentums. Sie vermittelt das wahre Verständnis des Christentums. Sie hat aufklärende Arbeit zu leisten, damit der Weg gefunden werde.