The Constitution of the General Anthroposophical Society
GA 260a
29 May 1924, Dornach
Translated by Steiner Online Library
Report on Paris
Before the lecture
Actually, today's lecture came about through a strange twist of fate. It was scheduled for tomorrow, but in the telegram I sent, the word “vendredi” was omitted, and as a result, the following words referred to “jeudi,” which was meant only for the arrival, not for the first lecture. But since the word “vendredi” was omitted from the telegram, it was quite rightly interpreted from the truncated wording of the telegram as if today were the first lecture. And so it is.
Well, my dear friends, we have just returned from Paris, and I would like to report briefly that the series of lectures and the entire meeting with our anthroposophical friends there went extremely well.
First and foremost, I have to report that Mademoiselle Sauerwein is not only working in an extraordinarily devoted, energetic, and self-sacrificing manner to shape the French anthroposophical society, but also organized this meeting in such a way that three branch lectures, three member lectures, two class lessons, a general meeting, and a more or less public lecture, which was not publicly announced but was held before an invited audience that was by no means anthroposophical. And it can be described as a success for many reasons.
Firstly, it can be emphasized with great satisfaction for the work among our French friends that the trend that has entered the anthroposophical movement through the Christmas Conference, and which already makes this movement quite esoteric today, is also felt there with great inner sympathy. And it can be concluded from such things that, as this esoteric trend in the anthroposophical movement becomes more and more apparent, the anthroposophical movement will perhaps find its true course. In Paris in particular, there has always been a great interest in occultism, and therefore, even if not everywhere, one encounters understanding for what anthroposophy has to say, but at least for minds receptive to the spiritual. And that is the second thing to be emphasized, for after all, the public lecture was attended by more than four hundred people. It is not without significance that the memory of which I have spoken again and again for ten years, that it was possible to give a lecture on anthroposophy in German with translation in Paris on May 26, 1914, has now, so to speak, flowed into the other fact that on May 26, 1924, exactly ten years later, a German lecture could be given, which this time was translated, like all the other lectures, by Dr. Jules Sauerwein. So, at least, a factual connection that will testify from a certain point of view that if anything can really have an effect on the cohesion of international sentiments, it will be anthroposophy. For it would hardly be possible to bring together an audience in Paris for such an event in another field, an audience that comprises more than four hundred people. The Anthroposophical Society did not fill the hall, because the Anthroposophical Society in France — as delightful as it is — is very small, so that it naturally made up only a tiny fraction of the audience at the public lecture.
Then, on the last day, a medical meeting was held with Dr. Auzimour, who works with us. And when we look back on all these things, something extremely satisfying emerged.
Well, my dear friends, since today's lecture actually comes more from karma than from free will — although the other lectures also come from karma — but because today's lecture I would say comes more from external karma, allow me to follow up on what I concluded with last time, but also to introduce something that essentially culminated in the third lecture in Paris.
Bericht Über Paris
Vor dem Vortrag
Eigentlich kommt der heutige Vortrag durch eine merkwürdige Schicksalsverkettung zustande. Er war für morgen bestimmt, aber in dem Telegramm, das ich sandte, ist das «vendredi» ausgeblieben, und dadurch bezogen sich die folgenden Worte auf das «jeudi», das bloß für die Ankunft gemeint war, nicht für den ersten Vortrag. Da aber im Telegramm das «vendredi» ausgeblieben ist, so wurde das mit vollem Recht dann aus dem verstümmelten Wortlaute des Telegramms so aufgefaßt, als wenn heute der erste Vortrag wäre. Und so ist er eben auch.
Nun, meine lieben Freunde, wir kommen ja eben aus Paris zurück, und ich möchte nur kurz berichten, daß die Vortragsreihe und die ganze Zusammenkunft mit den anthroposophischen Freunden dort in einer außerordentlich befriedigenden Weise verlaufen ist.
In allererster Linie habe ich mitzuteilen, daß Mademoiselle Sauerwein in einer außerordentlich hingebungsvollen, energischen, aufopfernden Weise nicht nur an der Gestaltung der französischen anthroposophischen Gesellschaft arbeitet, sondern eben auch diese Zusammenkunft in einer solchen Weise veranstaltet hat, daß in der schönsten Weise verlaufen konnten drei Zweigvorträge, drei Mitgliedervorträge also, zwei Klassenstunden, eine Generalversammlung und ein eigentlich mehr oder weniger öffentlicher Vortrag, der nur nicht öffentlich angekündigt war, aber vor einem durchaus eben nicht anthroposophischen, eingeladenen Publikum gehalten worden ist. Und es darf wohl als eine gelungene Sache aus mehrfachen Gründen bezeichnet werden.
Erstens darf auch für die Arbeit unter den französischen Freunden mit großer Befriedigung hervorgehoben werden, daß der Zug, der durch die Weihnachtstagung in die anthroposophische Bewegung hereingekommen ist, und der diese Bewegung zu einer heute schon recht esoterischen macht, auch dort durchaus innerlich sympathisch gefühlt wird. Und es wird aus solchen Dingen doch geschlossen werden dürfen, daß, wenn immer mehr und mehr dieser esoterische Zug der anthroposophischen Bewegung zum Vorschein kommen wird, dann auch die anthroposophische Bewegung vielleicht erst in das ganz richtige Fahrwasser kommen wird. Gerade in Paris ist ja von altersher viel in Okkultismus gestrebt worden, und daher stößt man, wenn auch nicht überall, auf Verständnis für das, was aus Anthroposophie heraus zu sagen ist, so doch aber auf für das Spirituelle empfängliche Gemüter. Und das ist das zweite, was hervorzuheben ist, denn immerhin war der öffentliche Vortrag von mehr als vierhundert Personen besucht. Es ist doch schon nicht ganz ohne Bedeutung, daß sozusagen jene Erinnerung, von der ich seit zehn Jahren immer und immer wiederum gesprochen habe, daß es möglich war, am 26. Mai des Jahres 1914 in Paris in deutscher Sprache mit Übersetzung einen Vortrag zu halten auf anthroposophischem Gebiete, daß jene Erinnerung sozusagen nun ausgelaufen ist in die andere Tatsache, daß wiederum am 26. Mai 1924, also auf den Tag hin nach zehn Jahren, ein deutscher Vortrag gehalten werden konnte, der diesmal übersetzt worden ist, wie die andern Vorträge alle, von Dr. Jules Sauerwein. Also immerhin ein Tatsachenzusammenhang, der von einer gewissen Seite her bezeugen wird, daß wenn irgend etwas zum Zusammenhalt der internationalen Empfindungen wirklich wirken kann, es doch schon die Anthroposophie sein wird. Denn es wäre kaum möglich, ein Publikum in Paris zu einer solchen Veranstaltung auf einem andern Gebiete zusammenzubringen, ein Publikum, das immerhin mehr als vierhundert Menschen umfaßt. Die Anthroposophische Gesellschaft füllte nicht etwa den Saal, denn die Anthroposophische Gesellschaft ist in Frankreich — so erfreulich sie ist — sehr klein, so daß sie natürlich nur einen verschwindenden Teil bildete bei der Füllung des Saales bei dem öffentlichen Vortrag.
Dann konnte auch noch am letzten Tage eine medizinische Zusammenkunft stattfinden bei dem ja mit uns arbeitenden Dr. Auzimour. Und wenn wir auf alle diese Dinge zurückblicken, so ergab sich etwas außerordentlich Befriedigendes.
Nun, meine lieben Freunde, da der heutige Vortrag eigentlich mehr aus dem Karma als aus dem freien Willen kommt - auch das, was sonst an Vorträgen gehalten wird, kommt ja aus dem Karma -, aber weil der heutige Vortrag, ich möchte sagen, mehr aus dem äußeren Karma kommt, so gestatten Sie mir, daß ich zwar in Anknüpfung an dasjenige, womit ich das letzte Mal geschlossen habe, aber hereinführend in das, was im wesentlichen auch gipfelte in dem dritten Vortrage in Paris, etwas vor Ihnen vorbringe.
