Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
210
To Marie Steiner on a eurythmy trip
Wednesday, October 15, 1924
Goetheanum, October 15, 1924
M.l.M. If the program in front of me is right, you will arrive in Kiel today. You will find my letters everywhere. And I am still stuck in bed because the treatment does not allow otherwise and can only follow your journey with the warmest thoughts.
My only concern now is that people in Berlin will pester you with my failure to respond to the official letters from the relevant educational association. Now I must say that the more I think about this matter – and I have a lot to think about lying here – I only believe that I would have been on my best behavior with the invitees; and there would have been some kind of trap in which these letters would have been caught. Well, the way things have turned out with my physical condition, nothing would have come of it in Berlin anyway; but if it were possible to tell the people that I think some kind of nasty thing is going on and I apologize to the people if it looks like I've been very naughty, that would be good if asked. If no one asks, you can let things slide.
Rudolf Meyer from Berlin just sent a short note in 2½ lines saying that he had married a Miss – I think – Kamzsch [Kamisch] in Stuttgart.
Wegman and Noll have a lot to do with my “treatment”; and I have to endure a lot of pain from the treatment and now feel how I am not at all set up to devote hours to my own care.
M. l. M., I already told you some time ago that since January 1923 the connection of the higher parts of my being with my physical body was no longer complete; in the life in the spiritual I lost, as it were, the direct connection with my physical organization. Not with the physical world. On the contrary, my ability to make sound judgments about it became ever stronger and more comprehensive. But precisely because everything in the spiritual realm, including the physical world, went without the slightest deviation, the opposing forces are trying it on the physical body. Hopefully I can soon say goodbye to the bed, which is not comfortable at all for the day. I would be very happy. But I have no intention of doing any excesses for the time being.
I sent the treatment of the Oberon-Titania scene to Lübeck. Hopefully you will find it there. I think I can also address this letter to Lübeck, since the directory shows that you will be there until the 19th.
I was delighted to hear about your success in Hamburg and Hemsoth's telegram. I have not yet heard anything from Bremen.
She worked with Dr. Ita Wegman in therapeutic speech formation. I was delighted to receive the telegram. I have not yet heard anything from Bremen.Now Olga is only taking this letter with her today (the 16th); so I am sending it to Berlin instead of Lübeck. — I hope Oberon-Titania reached you.
My warmest thoughts for all the places you visit.
Rudolf
Greetings to all!
Dr. Rudolf Steiner
Goetheanum, Dornach near Basel
Switzerland, Canton Solothurn
210
An Marie Steiner auf Eurythmiereise
Mittwoch, 15. Oktober 1924
Goetheanum, 15. Oktober 1924
M.l.M. Wenn das Programm, das vor mir liegt, alles ganz recht gibt, so triffst Du heute in Kiel ein. Du wirst überall meine Briefe vorfinden. Und ich liege hier noch immer fest im Bette, weil die Behandlung anderes nicht zulässt und kann nur mit den herzlichsten Gedanken Deine Reise verfolgen.
Ich habe nun nur Sorge, dass Dich die Leute in Berlin bestürmen werden mit meinem Nicht-Antworten auf die offiziellen Briefe des in Frage kommenden pädagogischen Vereins. Nun muss ich sagen, dass so viel ich nur über diese Sache nachdenke - und ich kann jetzt, hier liegend, viel nachdenken - ich nur glaube, ich wäre gegen die Einlader ganz «artig» gewesen; und es wäre da doch irgendeine Mausefalle, in der sich gerade diese Briefe gefangen hätten. Nun, so wie die Sachen jetzt sich mit meiner physischen Körperverfassung gestaltet haben, wäre ja auch aus dieser Sache in Berlin doch nichts geworden; aber wenn es geht, den Leuten zu sagen, dass ich glaube, irgendein böses Ding sei da im Spiele, und ich bäte die Leute um Entschuldigung, wenn es aussähe, als wäre ich ganz unartig gewesen: das wäre, wenn gefragt würde, doch gut. Wenn nicht gefragt wird, kann man die Sache laufen lassen.
Rudolf Meyer aus Berlin hat nur in 2½ Zeilen kurz die Anzeige geschickt, dass er sich mit einem Frl. - ich glaube -— Kamzsch [Kamisch] in Stuttgart vermählt habe.
Wegman und Noll haben mit meiner «Behandlung» doch recht viel zu tun; und ich habe durch die Schmerzen der Behandlung viel zu ertragen und fühle jetzt, wie ich so gar nicht eingerichtet bin, so die Stunden der eigenen Pflege zu widmen.
M. l. M., ich sagte Dir ja schon vor längerer Zeit, wie seit Januar 1923 die Verbindung der höheren Glieder meiner Wesenheit mit meinem physischen Körper nicht mehr voll war; ich verlor gewissermaßen im Leben im Geistigen den unmittelbaren Zusammenhang mit meiner physischen Organisation. Nicht mit der physischen Welt. Im Gegenteil: die gesunde Beurteilungsmöglichkeit dieser wurde immer stärker und auch umfassender. Aber gerade weil im Geistigen auch für die physische Welt so alles ohne die geringste Beirrung abging, versuchen es die Gegenmächte mit dem physischen Leib. Hoffentlich kann ich bald dem für den Tag doch nicht bequemen Bett Adieu sagen. Ich wäre sehr froh. Aber ich habe vor, zunächst nun wirklich keine Exzesse zu machen.
Die Bearbeitung der Oberon-Titania Szene habe ich nach Lübeck gesandt. Hoffentlich findest Du sie dort vor. Ich denke: ich kann auch diesen Brief noch nach Lübeck adressieren, da ja das Verzeichnis ausweist, Du seiest bis zum 19. dort.
Über den Hamburger Erfolg, über den Hemsoths 34Martha Hemsoth (1887-1936), Sängerin und Schauspielerin. Lebte teils in Hamburg, Freiburg i.Br. und später in Arlesheim. Zusammenarbeit mit Dr. Ita Wegman für eine therapeutische Sprachgestaltung. Telegramm berichtet, habe ich mich ungeheuer gefreut. Von Bremen habe ich noch nichts gehört.
Nun nimmt Olga diesen Brief doch erst heute (16.) mit; ich schicke ihn deshalb nicht mehr nach Lübeck, sondern nach Berlin. — Hoffentlich haben Oberon-Titania Dich erreicht.
Die allerherzlichsten Gedanken für alle Reisestationen
Rudolf
Grüße an Alle!
Dr. Rudolf Steiner
Goetheanum, Dornach bei Basel
Schweiz, Canton Solothurn