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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262

Translated by Steiner Online Library

211

An Rudolf Steiner in Dornach
Sunday, October 12, 1924

Hamburg, Oct. 12, 1924 Dear E.

this will probably have been the most brilliant performance of this journey. The house was sold out, it is very large and has been spruced up a lot since the war. The carpet, for example, was so beautiful that all our colors and lighting looked twice as beautiful on it as usual. Everything went smoothly, even the members didn't do anything stupid. Werbeck tried very hard and made us very aware of this; but everything worked perfectly. Opponents did not move.

Mrs. Hemsoth is very gracious and very happy that everything is working out. So everything would be fine right now if it weren't for the worry about you, and the thought that you have to endure so much pain because you tore yourself apart for people. Münch 35Münch: Charlotte Münch (died 1975), eurythmist, sister of Martin Münch, member since October 1912. Both Münch and Räther have written to me. They are very shocked but want to work all the harder. They do not think they can get rid of the Philharmonie Hall yet and want to try to organize other events. They also ask for me to give the language course in addition to the eurythmy performances. I really don't know if I should do that, because in addition to the two public performances, there are to be two internal performances, and these place heavy demands on the vocalists. I have to learn the second public performance from scratch, with the Oberon scenes and a new Mörike in the first part, and I have to speak the somewhat clumsy German Shakespeare text myself at rehearsals to make sure it goes smoothly. But such mass courses, with so many dreadful voices, take away my strength.

Recently, when I sent you the Reclam sheets for the Titania scene, I left the last one lying around. I am now enclosing it with this letter. It contains the conclusion of the scene that is hardly relevant for now: Titania, the elves and Zettel.

We will also be giving the internal performance in Hamburg, on October 21, on the return trip from Lübeck, at the Kammerspiel Theater, at 5 p.m., with two rehearsals, on October 20 and 21 at 8 a.m. That is the less attractive theater where we were the first time.

Bremen, Oct. 15, 9 a.m.

Yesterday we had the performance here. It was a large hall without any lighting options, but there was great enthusiasm and a lot of young people. Over 1000 people after all. Miss Münch now lives in Bremen and works as a eurythmy teacher. So it was worth doing the thing, but we were only prepared for lighting. Now it's off to the car and to Kiel.

Hamburg

We stopped here at the Hemsoths to eat and to get directions out of the city and north from the local chauffeur. Of course, a city like Hamburg is the hardest thing for Meyer. But he is careful and doing quite well. After dinner, we continue immediately. Today it is foggy after a period of glorious sunny weather. The air is very good and also helps to get over the migraine I had this morning when I got up.

I think of you and everything you give to the world a lot; it is so unspeakable that you can't even finish thinking about it.

All my love, Marie.

211

An Rudolf Steiner in Dornach
Sonntag, 12. Oktober 1924

Hamburg, 12. Okt. 1924 Lieber E.,

dies wird wohl die glänzendste Vorstellung gewesen sein auf dieser Reise. Das Haus war ausverkauft, es ist sehr groß und hat sich seit dem Kriege wieder viel schöner herausgeputzt. Der Teppich z. B. war so schön, dass alle unsere Farben und Beleuchtungen doppelt so schön drauf aussahen wie sonst. Alles ging glatt, auch die Mitglieder machten keine Dummheiten. Werbeck hat sich sehr angestrengt und uns dies ordentlich zum Bewusstsein gebracht; aber es hat auch alles tadellos funktioniert. Gegner haben sich nicht geregt.

Frau Hemsoth ist sehr liebenswürdig und sehr glücklich, dass alles klappt. So wäre momentan alles gut, wenn es nicht die Sorge um Dich wäre, und der Gedanke, dass Du so viel Schmerzen aushalten musst, weil Du Dich für die Menschen zerrissen hast. Münch 35Münch: Charlotte Münch (gest. 1975), Eurythmistin, Schwester von Martin Münch, Mitglied seit Oktober 1912. und Räther haben mir beide geschrieben. Sie sind sehr erschüttert, aber wollen um so fester arbeiten. Sie glauben nicht, dass sie den Philharmonie-Saal noch los werden können und wollen versuchen andere Veranstaltungen zu organisieren. Sie bitten auch von mir den Sprachkursus neben den Eurythmie-Vorstellungen. Ich weiß nun wirklich nicht, ob ich das tun soll, denn neben den zwei öffentlichen soll zweimal die interne Vorstellung stattfinden, und diese stellt starke Anforderungen an die Stimmkräfte. Die zweite öffentliche Vorstellung mit den Oberonszenen und einem neuen Mörike im ersten Teil muss ich so gut wie neu einstudieren, und den etwas holprigen deutschen Shakespeare-Text doch selbst bei den Proben sprechen, damit er glatt geht. Solche Massenkurse aber mit den vielen grässlichen Stimmen nehmen die Kraft weg.

Neulich als ich Dir die Reclam-Blätter für die Titania-Szene schickte, blieb das letzte liegen. Ich füge es nun diesem Briefe bei. Es ist der Schluss drin jener Szene, die für jetzt wohl kaum in Betracht kommt: Titania, die Elfen und Zettel.

Wir werden in Hamburg auch die interne Vorstellung geben, am 21. Oktober, auf der Rückreise von Lübeck, im Kammerspiel-Theater, um 5 Uhr, mit zwei Proben, am 20. und 21. um 8 Uhr morgens. Das ist das weniger schöne "Theater, wo wir das erste Mal waren.

Bremen, 15. Okt., 9 Uhr morgens

Nun haben wir gestern hier die Aufführung gehabt. Es war ein großer Saal ohne Beleuchtungsmöglichkeiten, aber es herrschte große Begeisterung, und es war viel Jugend da. Immerhin über 1000 Menschen. Frl. Münch lebt jetzt in Bremen als EurythmieLehrerin. Also es hat sich schon gelohnt die Sache zu machen, aber wir waren nur auf eine Beleuchtung eingestellt. Nun geht es ins Auto und nach Kiel.

Hamburg

Wir sind hier bei Hemsoths eingekehrt, um zu essen und uns von dem hiesigen Chauffeur den Weg aus der Stadt hinaus nach Norden weisen zu lassen. Das ist natürlich für Meyer das schwerste, so eine Stadt wie Hamburg. Aber er ist vorsichtig und bewährt sich ganz gut. Nach dem Essen geht es gleich weiter. Heute ist es neblig, nachdem eine Zeitlang das herrlichste Sonnenwetter herrschte. Die Luft tut sehr gut und hilft auch über die Migräne weg, die ich heute morgen beim Aufstehen hatte.

Viel denke ich an Dich und an alles, was Du der Welt gibst; es ist so unsagbar, dass man mit den Gedanken darüber gar nicht zu Ende kommt.

Alles Liebe von Marie