Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
218
To Marie Steiner in Berlin
Sunday, October 26, 1924
Goetheanum, October 26, 1924
M. l. M. So now your work in Berlin has begun. It really upsets me not to be there. Alone, if I am making some daily progress, then it is slow progress. And while I should have made the journey to Berlin and lectured in the large halls there, I am confined to moving between bed, “comfortable chair” and bathroom. That is what all my travels are like now; and I have to avoid anything that might “destroy”. And I see how easily I am thrown back, especially with regard to the ailments of the digestive system, when something disturbing comes along. But as you can see, I am doing reasonably well, even if not exactly as one would like with regard to the demands of work. So you have no reason for any concern, my dear mouse.
As you know, I have been very estranged from my physical body since January 1923. That is why the increasing care has become necessary. Now that this care and treatment is being done systematically, it will certainly help.
I hope that everything goes well in Berlin. After all that the Anthroposophists there, who are sincerely striving for good, have experienced, it is of course too much that now, on top of everything, I have not turned up. When I consider this context and see the loving eyes of our good Münch, ready to make sacrifices, and the anxious eyes of Räther, who is so willing to do anything for everything anthroposophical, it makes me feel quite painful to have to sit here in my dressing gown on the 'comfortable chair' and can only turn my thoughts to the places where anthroposophical work is being done. But I know with deep satisfaction that you are fully active and am so happy, so very happy about it. However, one cannot have very definite ideas about what the 'youth' in Berlin actually want to achieve. I will only see with my own eyes what is unclear there when you are able to talk to me about it.
My warmest thoughts always, Rudolf
Dr. Rudolf Steiner
oetheanum, Dornach near Basel
Switzerland, Canton Solothurn.
218
An Marie Steiner in Berlin
Sonntag, 26. Oktober 1924
Goetheanum, 26. Oktober 1924
M. l. M. Jetzt hat also Euere Berliner Arbeit begonnen. Es ist mir wirklich sauer, nicht dabei sein zu können. Allein, wenn es bei mir auch täglich etwas vorwärts geht, so doch eben langsam. Und während ich die Reise nach Berlin machen und dort in großen Sälen hätte vortragen sollen: bewege ich mich hier zwischen Bett, «bequemen Stuhl» und Baderaum. Das sind alle meine jetzigen Reisen; und ich muss alles «Zerstörende» abhalten. Und ich sehe, wie leicht ich gerade in bezug auf die Übel des gastrischen Systems zurückgeworfen werde, wenn irgend etwas Störendes herankommt. Doch Du siehst, es geht immerhin leidlich, wenn auch nicht gerade so, wie man es den Erfordernissen des Arbeitens gegenüber haben möchte. Also zu irgendeiner Besorgnis hast Du, meine liebe Maus, auch weiter keinen Grund.
Ich bin ja nun einmal, wie Du weißt, seit Januar 1923 meinem physischen Leib sehr entfremdet. Daher ist ja notwendig geworden die immer mehr eintretende Pflege. Jetzt, wo diese Pflege und Behandlung ganz systematisch getrieben wird, wird sie ja wohl helfen.
Ich hoffe, dass in Berlin alles gut gehen möge. Nach allem, was die herzlich zum Guten strebenden Anthroposophen dort erlebt haben, ist es natürlich zu viel, dass jetzt zu allem auch noch mein Nicht-Erscheinen tritt. Wenn ich diesen Zusammenhang bedenke und daneben sehe die lieben, Opferbereitheit kündenden Augen unseres guten Münch, und den ängstlichen, aber für alles Anthroposophische so tatenwilligen Blick Räthers, so wird es mir recht schmerzlich zu Mute, indem ich hier im Schlafrock auf dem «bequemen Stuhle» sitzen muss und nur Gedanken hinwenden kann zu den Tatenstätten der anthroposophischen Arbeit. Aber mit tiefer Befriedigung weiß ich Dich in voller Tätigkeit und bin so froh, so herzlich froh darüber. Was allerdings die «Jugend» in Berlin zustande bringen will, darüber können ja ganz bestimmte Vorstellungen nicht gemacht werden. Was da unklar spielt, werde ich ja doch erst sehen, wenn Du mir wirst davon sprechen können.
Die allerherzlichsten Gedanken immerdar Rudolf
Dr. Rudolf Steiner
oetheanum, Dornach bei Basel
Schweiz, Canton Solothurn.