The Origin and Development of Eurythmy
1923–1925
GA 277d
12 October 1924, Hamburg
Translated by Steiner Online Library
Eurythmy Performance
Aus einem Brief von Marie Steiner an Rudolf Steiner, Hamburg, 12. Oktober 1924
Lieber E.,
dies wird wohl die glänzendste Vorstellung gewesen sein auf dieser Reise. Das Haus war ausverkauft, es ist sehr groß und hat sich seit dem Kriege wieder viel schöner herausgeputzt. Der Teppich z.B. war so schön, dass alle unsere Farben und Beleuchtungen doppelt so schön drauf aussahen wie sonst. Alles ging glatt, auch die Mitglieder machten keine Dummheiten. Werbeck hat sich schr angestrengt und uns dies ordentlich zum Bewusstsein gebracht; aber es hat auch alles tadellos funktioniert. Gegner haben sich nicht geregt.
Frau Hemsoth ist schr liebenswürdig und schr glücklich, dass alles klappt. So wäre momentan alles gut, wenn es nicht die Sorge um Dich wäre, und der Gedanke, dass Du so viel Schmerzen aushalten musst, weil Du Dich für die Menschen zerrissen hast. Münch und Räther haben mir beide geschrieben. Sie sind sehr erschüttert, aber wollen um so fester arbeiten. Sie glauben nicht, dass sie den PhilharmonieSaal noch los werden können und wollen versuchen andere Veranstaltungen zu organisieren. Sie bitten auch von mir den Sprachkursus neben den Eurythmie-Vorstellungen. Ich weiß nun wirklich nicht, ob ich das tun soll, denn neben den zwei öffentlichen soll zweimal die interne Vorstellung stattfinden, und diese stellt starke Anforderungen an die Stimmkräfte. Die zweite öffentliche Vorstellung mit den Oberonszenen und einem neuen Mörike im ersten Teil muss ich so gut wie neu einstudieren, und den etwas holprigen deutschen Shakespeare-Text doch selbst bei den Proben sprechen, damit er glatt geht. Solche Massenkurse aber mit den vielen grässlichen Stimmen nehmen die Kraft weg.
Neulich als ich Dir die Reclam-Blätter für die Titania-Szene schickte, blieb das letzte liegen. Ich füge es nun diesem Briefe bei. Es ist der Schluss drin jener Szene, die für jetzt wohl kaum in Betracht kommt: Titania, die Elfen und Zettel.
Wir werden in Hamburg auch die interne Vorstellung geben, am 21. Oktober, auf der Rückreise von Lübeck, im Kammerspiel-Theater, um 5 Uhr, mit zwei Proben, am 20. und 21. um 8 Uhr morgens. Das ist das weniger schöne Theater, wo wir das erste Mal waren.
Aus einem Brief von Rudolf Steiner an Marie Steiner, Dornach, 12. Oktober 1924
M. 1. M. Nun habe ich noch ein Steffen-Gedicht gefunden, das halb Solo, halb Gruppe geworden ist; ich denke, so, könnte es jedenfalls auf der Bühne ganz eigenartig wirken.
Aus einem Brief von Rudolf Steiner an Marie Steiner, Dornach, 13. Oktober 1924
M.1.M.
Nun weiss ich nicht, ob Dich einigermaßen befriedigen kann, was ich da über Oberon-Titania gemacht habe; ich habe mir alle Mühe gegeben; doch ist es schwer, so etwas aus der Mitte heraus zu ergänzen, wenn das «vorher» und «nachher» doch nicht so ganz lebendig vor der Seele steht. Aber vielleicht ist doch etwas Schönes herausgekommen; stilgemäß scheint es mir ja gewiss zu sein. Ich habe also doch auch die Szene $. 31 mit dem Zettel gemacht.
Die Dinge aus Steffen, die ich gemacht habe, habe ich auch wirklich gern gemacht. Ich glaube auch nicht, dass irgend Eines anders ausgefallen wäre, wenn ich vorausgesetzt hätte, Du machst alle erst hier; von den meisten habe ich das ja auch angenommen. Denn wo sollte auf der Reise die Zeit und Kraft herkommen, die Dinge zu üben. Ich habe nur gedacht, Du brauchtest das eine oder das andere zur Correctur des Programms. Es giebt ja im Grunde für Ein Gedicht nur Eine richtige Form.
Nun aber sind die Telegramme über die schönen Erfolge gekommen - besonders Hamburg scheint ja ausserordentlich gewesen zu sein. Ich bin so froh, dass die Kraft, Mühe und Gesundheit, die da hinaus gesetzt wird, doch wenigstens in Menschenherzen Wurzeln fasst.
Frau Wegman lässt herzlich grüßen; sie hat sich über die Erfolge so herzlich gefreut. Programm zur Aufführung Bremen, 14. Oktober 1924
Wie in den Aufführungen in Hannover, 6. Oktober, Barmen, 9. Oktober und Hamburg, 12. Oktober 1924.
Aus einem Brief von Marie Steiner an Rudolf Steiner, Bremen, 15. Oktober 1924
Nun haben wir gestern hier die Aufführung gehabt. Es war ein großer Saal ohne Beleuchtungsmöglichkeiten, aber es herrschte große Begeisterung, und es war viel Jugend da. Immerhin über 1000 Menschen. Frl. Münch lebt jetzt in Bremen als Eurythmie-Lehrerin. Also es hat sich schon gelohnt die Sache zu machen, aber wir waren nur auf eine Beleuchtung eingestellt. Nun geht es ins Auto und nach Kiel.
Aus einem Brief von Rudolf Steiner an Marie Steiner, Dornach, 16. Oktober 1924
Die Bearbeitung der Oberon-Titania Sczene /sic] habe ich nach Lübeck gesandt. Hoffentlich findest Du sie dort vor. Ich denke: ich kann auch diesen Brief noch nach Lübeck adressieren, da ja das Verzeichnis ausweist, Du seiest bis zum 19. dort.
Über den Hamburger Erfolg, über den Hemsoths Telegramm berichtet, habe ich mich ungeheuer gefreut. Von Bremen habe ich noch nichts gehört.
Nun nimmt Olga diesen Brief doch erst heute (16) mit; ich schicke ihn deshalb nicht mehr nach Lübeck, sondern nach Berlin. - Hoffentlich haben Oberon-Tit. Dich erreicht.
Die allerherzlichsten Gedanken für alle Reisestationen
Rudolf
Grüsse an Alle!
