Drafts, Fragments and Paralipomena to the Four Mystery Dramas
GA 44
Translated by Steiner Online Library
Tenth Act, two versions
CAPESIUS:
A little house, this bench. — — — —
I don't know them; but they —
They press upon me as if they were calling,
You must know us;
You must also believe us to be real.
And I can clearly feel
That they are merely images —
They must be images —
I know what they came from,
They were born of my longing —
Of the longing that tormented me so,
That permeated me like a burning thirst.
I had to thirst for existence,
It was a terrible state,
As if I had to cry out for life,
And yet this life wanted to flee from me.
And before the horror of longing
I experienced the cause of the horror —
It was a sea of bliss.
I felt immersed in it.
My self was one with it.
I felt myself poured out into infinity,
Before the longing approached me
And showed me my self
And then bound me to this self.
And in the immeasurable bliss
I recognized the spirit world,
From which beings bowed to me,
They placed an entire world before me.
Terrible was the creation of this world;
The spirit beings took from me
From which they created the world.
Oh, how impoverished I became,
As that world came into being.
I felt so poor in the end,
Of all my own being.
In return, that world
Became full reality out of a thin mist.
My own being was snatched from me
And placed into the world,
Which stood before my eyes.
I saw how I committed grave errors
In this world.
First I felt how great the errors were,
And only from this feeling
Did I gain the ability to imagine
Where the errors lay.
And whenever I saw the mistake,
I longed for the strength to make amends.
I could not do this.
But the mistakes became creative
And they created me anew.
CAPESIUS:
Oh, this strange place, a bench,
A little house and a forest floor before me.
Do I know them? They urgently demand
That I know them; they oppress me.
They seem to be real; but no,
All this can only be an image to me.
I know where the image came from.
It was woven from my longing.
I emerged from longing,
As if from the immeasurable sea of worlds.
Shuddering, startled, the memory
Of this longing rises from the depths of my soul.
How terribly this thirst for longing burned.
I had to yearn stormily for being
And all existence wanted only to flee me,
A moment that seems like eternity to me,
Poured storms of suffering into my soul,
Which only a whole life can produce.
And before the horror of longing stood before me,
What had created this terror for me.
Expanded myself to the entire universe
And robbed of all my own being:
That's how I felt, but no, that's how
Another being felt, one that arose from me.
Grown up, I saw humans and human works
From world thoughts that raced through space
And, being, urged themselves toward revelation.
They presented a whole world of life
Before my eyes, and took from me
The power of my existence for this creation.
The more the world gained in being before me,
The more I lost my own essence.
It could come into being as reality
Because I was condemned to empty nothingness.
Thoughts sprayed out of reality,
They penetrated me, thinking themselves.
They created an image from life's mistakes.
The room was filled on all sides
With forces of sound that revealed themselves
And composed solemn words:
O human, recognize yourself in your world.
I saw the human being who stood before me
And had to feel himself as my own being.
And those forces of sound continued to speak,
As long as you cannot feel this being
Completely interwoven into your life cycles,
You are a dream that can only dream itself.
And as if into nothingness, the magical world disappeared.
It soon recreated itself out of nothingness.
Zehntes Bild, zwei Fassungen
CAPESIUS:
Ein Häuschen, diese Bank. — — — —
Ich kenne sie nicht; doch sie —
Sie dringen auf mich ein, als ob sie riefen,
Du mußt uns kennen;
Du mußt uns auch für wirklich halten.
Und ich kann deutlich fühlen,
Daß sie bloß Bilder sind —
Sie müssen Bilder sein —
Ich weiß, woraus sie entstanden sind,
Sie sind geboren aus meiner Sehnsucht —
Aus der Sehnsucht, die mich so quälte,
Die mich durchdrang wie brennender Durst.
Ich mußte nach dem Dasein dursten,
Es war ein schreckensvoller Zustand,
Wie wenn ich nach dem Leben schreien müßte,
Und dieses Leben mich doch fliehen wollte.
Und vor dem Schrecken der Sehnsucht
Erlebte ich des Schreckens Ursache —
Sie war ein Meer von Seligkeit.
Ich fühlte [mich] eingetaucht in sie.
Mein Selbst war eins mit ihr.
In Unendlichkeit ergossen fühlte ich mich,
Bevor die Sehnsucht an mich herantrat
Und mir mein Selbst zeigte
Und mich dann an dies Selbst fesselte.
Und in der unermeßlichen Seligkeit
Erkannte ich die Geisterwelt,
Aus der sich mir Wesen neigten,
Sie stellten eine ganze Welt vor mich hin.
Entsetzlich war das Schaffen dieser Welt;
Die Geisteswesen nahmen aus mir,
Woraus sie die Welt erschufen.
O wie verarmte ich selbst,
Da jene Welt entstand.
Ich fühlte mich zuletzt so arm
An allem Eigenwesen.
Dafür wurde jene Welt
Aus einem dünnen Nebel volle Wirklichkeit.
Mein eignes Sein ward mir entrissen
Und in die Welt versetzt,
Die sich vor meine Augen stellte.
Ich sah, wie ich schwere Fehler
In dieser Welt beging.
Erst fühlte ich, wie groß die Fehler,
Und nur aus diesem Fühlen
Erlangte ich die Fähigkeit, mir vorzustellen,
Worin die Fehler lagen.
Und stets, wenn ich den Fehler sah,
Ersehnte ich die Kraft, ihn gut zu machen.
Ich konnte dieses nicht.
Doch wurden die Fehler schaffend
Und sie erschufen mich aufs neue.
CAPESIUS:
O, diese fremde Gegend, eine Bank,
Ein Häuschen und ein Waldesgrund vor mir.
Ob ich sie kenne? Sie verlangen dringlich
Daß ich sie kenne; sie bedrücken mich.
Sie scheinen Wirklichkeit zu sein; doch nein,
Es kann dies alles mir als Bild nur gelten.
Bekannt ist mir, woraus das Bild entstanden.
Aus meiner Sehnsucht hat es sich gewoben.
Ich tauchte aus der Sehnsucht eben auf,
Wie aus dem unermeßlichen Weltenmeere.
Erschaudernd schreckhaft steigt Erinnerung
An diese Sehnsucht mir aus Seelengründen.
Wie brannte doch dieser Sehnsucht Durst entsetzlich.
Ich mußte stürmisch nach dem Sein verlangen
Und alles Dasein wollte mich nur fliehen,
Ein Augenblick, der Ewigkeit mir dünkt,
Ergoß in meine Seele Leidensstürme,
Die nur ein ganzes Leben kann erzeugen.
Und vor dem Sehnsuchtschrecken stand vor mir,
Was diesen Schrecken mir erschaffen hatte.
Und aller eignen Wesenheit beraubt:
So fühlt' ich mich, doch nein, so fühlte sich
Ein andres Wesen, das aus mir erstand.
Erwachsen sah ich Mensch und Menschenwerk
Aus Weltgedanken, die den Raum durcheilten
Und seiend sich zur Offenbarung drängten.
Sie stellten eine ganze Lebenswelt
Mir vor die Augen, und entnahmen mir
Zu dieser Schöpfung meine Daseinskraft.
Je mehr die Welt vor mir an Sein gewann,
Verlor ich selbst an meiner Wesenheit.
Erstehen konnte sie zur Wirklichkeit,
Weil ich zum leeren Nichts verurteilt war.
Gedanken sprühten aus der Wirklichkeit,
Sie drangen auf mich ein sich selber denkend.
Aus Lebensfehlern schufen sie ein Bild.
Erfüllt von allen Seiten war der Raum
Mit Tongewalten, die sich offenbarend
Zum ernstgetragnen Worte dichteten:
O Mensch, erkenne dich in deiner Welt.
Ich sah den Menschen, der vor mich gestellt
Sich als mein Eigenwesen fühlen mußte.
Und jene Tongewalten sprachen weiter,
So lang du nicht in deine Lebenskreise
Dies Wesen ganz verwoben fühlen kannst,
Bist du ein Traum, der sich nur träumen kann.
Und wie in Nichts verschwand die Zauberwelt.
Sie schuf sich bald aufs neue aus dem Nichts.
