Donate books to help fund our work. Learn more→

The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46

From notebook 460, undated, circa 1898.

Automated Translation

39. Renewal of the World View

All previous renewals were not as radical as the one that took place in our century.

Those at the cutting edge of knowledge today can no longer relate to the feelings of the great minds of the first half of the century. If I am to describe the transformation, I have to say that man has gone from being a weak, dependent creature to a self-confident, proud one. He no longer wants to be governed. He wants to take his fate into his own hands. Repeated attempts have been made to develop this world view. But a remnant of the old sentiments has always remained. Hence the many relapses. For example, Fichte. What he said in Jena and what he said in Berlin.

The external, political revolutions cannot fulfill their task if the internal revolution of the minds is lacking. All effects were inadequate. Dull indifference after the wars of liberation. The heart yearned for liberation; the head had not yet been liberated.

The July Revolution was a relief for the minds languishing in dull sadness. Börne in Frankfurt.

The great ones were not interested. Goethe.

His room reflected what was a deep character trait of the time.

He was interested in the intellectual revolution. He knew that swords and cannons can only win if they have a great worldview to defend.

They all could not go with the poets of the revolution. The new worldview had not entered their blood and therefore it did not produce the necessary pathos.

With the tones of an old worldview, old religious ideas, they stormily demanded the dawn of freedom.

But the old worldview, the old religion and the old forms of state and society belong together.

This is the meaning and spirit of Hegel's philosophy. This world view has been much criticized, much attacked, much ridiculed. Hegel has even been accused of denouncing the freedom swears of state power.

And yet [he] only spoke the last right word that had to be spoken if the old worldview was to be fully realized to the last end.

Reason is ideas. And Hegel's ideas were the old ideas. The new ones had yet to be born. They had to be there before they could become real. The bearers of the new ideas did not want to have anything to do with reality imbued with the old ideas.

Hegel was able to become a professor because he was rooted in the old reality. Feuerbach could not become a professor. As a professor, he would have had to fit into the existing order of things.

Indeed, Feuerbach could not even join the political revolution. Reality was too immature for the revolution to be victorious.

The singers of the forties did not emphasize positive new views, did not build up new forms of life and society, but rather negated and fought against the old, the old institutions.

Young German Romanticism: all still believing in God, Christian. Real politics cannot be practiced without a foundation of Weltanschauung. This Weltanschauung evokes the pathos of progress, it also evokes the revolutionary pathos. It was elements of an old Weltanschauung that evoked the pathos of political lyricism.

Goethe and the July revolution. – Feuerbach, the new pathfinder, standing on the ground of knowledge.

Stirner, of a different nature, out of old political pathos, old political energy. Therefore, everything is in the air. He remains the least [noted] in our time of all those who stand on the ground of the natural-scientific world view.

39. Erneuerung der Weltanschauung

Alle früheren Erneuerungen nicht so radikal wie diejenige, die sich in unserem Jahrhundert vollzogen hat.

Wer heute auf den fortgeschrittensten Posten steht, kann sich in die Empfindungen der Geister, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts die Großen waren, gar nicht mehr hineinfinden. Wenn ich die Umwandlung bezeichnen soll, so muss ich sagen, der Mensch ist aus einem sich schwach, abhängig fühlenden Wesen ein selbstbewusstes, ein stolzes geworden. Er will sich nicht mehr regieren lassen. Er [will] sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wiederholt wurden Ansätze zu dieser Weltanschauung gemacht. Aber ein Rest der alten Empfindungen ist immer zurückgeblieben. Daher die vielen Rückfälle. Z.B. Fichte. Was er in Jena und was er in Berlin sagte.

Die äußeren, politischen Revolutionen können ihre Aufgabe nicht erfüllen, wenn die innere Revolutionierung der Geister fehlt. Alle Wirkungen waren mangelhafte. Dumpfe Gleichgültigkeit nach den Befreiungskriegen. Das Herz schmachtete nach Befreiung; der Kopf war noch nicht befreit.

Die Julirevolution wirkte wie eine Erlösung auf die in dumpfer Betrübnis schmachtenden Geister. Börne in Frankfurt.

Die Größten interessierten sich nicht. Goethe.

In seinem Zimmer spiegelte sich ab, was ein tiefer Charakterzug der Zeit war.

Die geistige Revolution interessierte ihn. Er wusste, dass Schwerter und Kanonen nur siegen können, wenn sie eine große Weltanschauung zu verteidigen haben.

Sie alle konnten nicht mit, die Dichter der Revolution. Ihnen war die neue Weltanschauung nicht ins Blut gedrungen und deshalb erzeugte sie nicht das notwendige Pathos.

Mit den Tönen einer alten Weltanschauung, alter religiöser Vorstellungen verlangten sie stürmisch den Morgen der Freiheit.

Aber die alte Weltanschauung, die alte Religion und die alten Staats- und Gesellschaftsformen gehören zusammen.

Dies ist der Sinn und der Geist der Hegel’schen Philosophie. Man hat diese Weltanschauung viel gescholten, viel angegriffen, viel verspottet. Man hat Hegel sogar vorgeworfen, dass er die Freiheitsschwörer der Staatsgewalt denunziert habe.

Und doch hat [er] nur das letzte rechte Wort gesprochen, das gesprochen werden musste, wenn sich die alte Weltanschauung bis zum letzten Ende ausleben sollte.

Das Vernünftige, das sind die Ideen. Und Hegels Ideen waren die alten Ideen. Die neuen mussten erst geboren werden. Sie mussten erst da sein, ehe sie wirklich werden konnten. Mit der von den alten Ideen erfüllten Wirklichkeit wollten die Träger der neuen Ideen nichts zu tun haben.

Hegel konnte Professor werden, weil er in der alten Wirklichkeit wurzelte. Feuerbach konnte nicht Professor werden. Als Professor hätte er sich in die bestehende Ordnung der Dinge einfügen müssen.

Ja, Feuerbach konnte sich auch nicht der politischen Revolution anschließen. Die Wirklichkeit war zu unreif dazu, dass die Revolution hätte siegreich sein können.

Nicht im Betonen positiver neuer Anschauungen, im Ausbauen neuer Lebens- und Gesellschaftsformen, sondern in der Negation, in der Bekämpfung des Alten, der alten Einrichtungen, ergingen sich die Sänger der Vierzigerjahre.

Romantisches Jungdeutschland alles noch gottgläubig, christlich. Wirkliche Politik kann nicht getrieben werden, ohne auf dem Grunde einer Weltanschauung zu stehen. Diese Weltanschauung ruft das Pathos des Fortschritts, sie ruft auch das revolutionäre Pathos hervor. Es waren Elemente einer alten Weltanschauung, die das Pathos der politischen Lyrik hervorriefen.

Goethe gegenüber der Julirevolution. - Feuerbach der neue Pfadfinder, der auf dem Boden der Erkenntnis steht.

Stirner anders geartet, aus altem politischen Pathos, alter politischer Energie heraus. Daher steht alles in der Luft. Er bleibt in unserer Zeit von allen wenig [beachtet], die auf dem Boden der naturwissenschaftlichen Weltanschauung stehen.