The Circular Flow of Man's Life within the World Of Sense, Soul And Spirit
GA 68b
7 November 1904, Hamburg
Automated Translation
37. What can the Modern Human find in Theosophy?
Report in the “Hamburger Fremdenblatt”, 3rd supplement, November 10, 1904
Theosophical Society. At the public meeting held on Monday in the Patriotisches Haus, Dr. phil. Rudolf Steiner of Berlin spoke on the subject: “What can the modern human find in Theosophy?”
The lecturer assumed that Theosophy is based on the spiritual experience of the human being. This goes beyond mere external sensory appearance to an understanding of life, soul and spirit. In the realm of sensory appearance, there is emergence and decay, birth and death. Things, people, nations, even world systems arise and pass away. But life is constantly renewing itself in new forms. The individual plant form dies; its life is reborn in a new plant. In the realm of the soul, this life appears on a higher level. The outer appearance of a person is an expression of the constantly renewing soul life. An unbiased pursuit of this thought leads to the view of reincarnation or re-embodiment. The speaker then moved on to the consideration of the spirit, showing that the creations that arise from the activity of a being do indeed pass away, but that this activity itself continues to work as a cause. In its activity, the spirit is immortal. It becomes ever more perfect and more perfect, because its abilities arise from its work. From this arises the law of 'karma', of cause and effect in the spiritual world. And from this law, in connection with the idea of reincarnation, follows the moral teaching of the theosophical worldview. What drives the soul to action in the first place is desire. This expresses the soul's inclination towards the external world of phenomena. But the spirit transforms desire into love. An activity that arises from the spirit is a loving one. Since every activity lives on in its effect, a law of moral compensation is given with “karma”. The deed that a person accomplishes in a certain period of time, the experience that he has, are the consequences of earlier deeds and experiences and in turn become the causes of later ones. A continuous thread of moral concatenation must be spun from re-embodiment to re-embodiment in the life of the soul. The theosophical view of life builds its principles of the most general philanthropy, fraternity and tolerance on these great world laws. Its moral laws are the eternal laws of the general life that permeates the world.
The lecture, which was received with great applause by the numerous audience, was followed by a lengthy discussion and questions. The next lecture by Dr. Steiner, “World Law and Human Destiny,” will take place on December 12 at the Patriotisches Haus.
37. Was Findet Der Heutige Mensch In Der Theosophie?
Bericht im «Hamburger Fremdenblatt», 3. Beilage, vom 10. November 1904
Theosophische Gesellschaft. In der am Montag im Patriotischen Hause stattgefundenen öffentlichen Versammlung sprach Herr Dr. phil. Rudolf Steiner aus Berlin über das Thema: «Was findet der heutige Mensch in der Theosophie?».
Der Vortragende ging davon aus, dass die Theosophie sich auf die geistige Erfahrung des Menschen stütze. Diese schreitet über die bloß äußerliche sinnliche Erscheinung hinaus zur Anschauung des Lebens, der Seele und des Geistes. Im Reiche der sinnlichen Erscheinung herrschen Entstehen und Vergehen, Geburt und Tod. Dinge, Menschen, Völker, ja Weltensysteme entstehen und vergehen. Aber immer wieder erneuert sich das Leben in neuen Gestalten. Die einzelne Pflanzengestalt stirbt; ihr Leben wird wiedergeboren in einer neuen Pflanze. Im Gebiete des Seelischen erscheint dies Leben auf höherer Stufe. Die äußere Erscheinung des Menschen ist ein Ausdruck des sich stets erneuernden Seelenlebens. Aus einer unbefangenen Verfolgung dieses Gedankens ergibt sich die Anschauung der Reinkarnation oder Wiederverkörperung. Dann ging der Redner zur Betrachtung des Geistes über, indem er zeigte, dass die Schöpfungen, die aus der Tätigkeit eines Wesens entstehen, zwar vergehen, diese Tätigkeit selbst aber als Ursache weiter wirkt. In seiner Tätigkeit ist der Geist unvergänglich. Er wird immer vollkommener und vollkommener, da seine Fähigkeiten aus seinem Wirken entspringen. Daraus ergibt sich das Gesetz von «Karma», von Ursache und Wirkung in der geistigen Welt. Und aus diesem Gesetze in Verbindung mit der Vorstellung der Reinkarnation folgt die Sittenlehre der theosophischen Weltanschauung. Was die Seele zunächst zur Tätigkeit treibt, ist die Begierde, das Verlangen. In diesem spricht sich die Hinneigung der Seele zur äußeren Erscheinungswelt aus. Der Geist aber verwandelt das Verlangen in die Liebe. Eine Tätigkeit, die aus dem Geiste hervorgeht, ist eine liebevolle. Da jede Tätigkeit in ihrer Wirkung fortlebt, so ist mit «Karma» ein Gesetz sittlichen Ausgleiches gegeben. Die Tat, welche der Mensch vollbringt in einer bestimmten Zeit, das Erlebnis, das er hat, sind Folgen früherer Taten und Erlebnisse und werden wiederum Ursachen späterer. Ein fortlaufender Faden sittlicher Verkettung muss sich spinnen von Wiederverkörperung zu Wiederverkörperung im Leben der Seele. Auf diesen großen Weltgesetzen baut die theosophische Lebensauffassung ihre Grundsätze allgemeinster Menschenliebe, Brüderlichkeit und Toleranz auf. Ihre sittlichen Gesetze sind die ewigen Gesetze des allgemeinen, die Welt durchflutenden Lebens.
An den von der zahlreichen Zuhörerschaft mit reichem Beifall aufgenommenen Vortrag knüpften sich eine längere Diskussion sowie die Beantwortung von Fragen an. Der nächste Vortrag von Dr. Steiner «Weltgesetz und Menschenschicksal» findet am 12. Dezember im Patriotischen Hause statt.