The Task of Today's Youth
GA 217a
24 February 1924, Dornach
Automated Translation
IX. Announcement of a Youth Section
The Executive Council of the Anthroposophical Society at the Goetheanum is seeking to establish not only the sections already mentioned but also a further section. This will be possible if the intentions of the Executive Council meet with a corresponding response. In every age, young people have been somewhat at odds with old. This gypsy truth is a consolation to many when it comes to the behavior of today's youth.
But this consolation could easily become a disaster.
One should understand the present youth from the “spirit of the present” both in their questionable aberrations and in their all too justified striving for something different from what the old give them.
First of all, there is the youth that is pushed into the academic career by the circumstances of life. They are offered “science”. Solid, secure, fruitful science for the outer life. It would be nonsense, in the manner of many laymen, to rant about this science. But the soul of youth still freezes to this science before it comes to recognize its solidity, its security, its fertility for the outer life.
Science owes its greatness to the strong opposition it has faced since the mid-19th century. At that time, people realized how easily man can sail into the uncertainty of knowledge when he rises from the lowlands of research to the heights of a world view. It was believed that chilling examples of such a rise had been experienced.
And so they wanted to free “science” from the world view. It should stick to the “facts” in the valleys of nature and avoid the high roads of the mind.
When they opposed the worldview, they derived a certain satisfaction from the act of opposing. The worldview fighters of the mid-19th century were happy in their fighting mood.
Today's youth can no longer share this happiness. They can no longer stir up satisfying feelings in their souls by experiencing the fight against the “uncertainty” and “crush” of the worldview.
For today there is simply nothing left to fight against. It is impossible to advocate freeing “science” from “worldview.” For the worldview is dead by now.
In contrast, however, the feelings of young people have made a discovery. Not at all a discovery of the intellect, but one that comes from the whole, undivided human nature.
The young have discovered that without a worldview, it is impossible to live a dignified human life. Many of the old have heard the “evidence” against the worldview. They have submitted to the power of the evidence. The youth no longer pays any intellectual attention to this power of evidence; but it instinctively senses the powerlessness of all intellectual proof where the human heart speaks from an invincible urge.
Science presents itself to young people in a dignified way; but it owes its dignity to the lack of a world view. Young people long for a world view. But science needs young people.
At the Goetheanum, we would like to understand young people in such a way that we can seek the paths to a worldview with them. And we hope that in the light of the worldview, a true love for science will be generated. We would like to not lose science in world view reverie, but to gain it in the awakening of spiritual experience.
The leadership of the Anthroposophical Society asks young people if they want to understand it too. If they find this understanding, then the “Section for the Spiritual Strivings of Youth” can become something vital.
IX. Ankundigung Einer Jugendsektion
Zu den schon genannten Sektionen, nach deren Errichtung der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum strebt, sollte noch eine weitere hinzukommen. Sie wird möglich sein, wenn das Wollen dieses Vorstandes auf entsprechender Seite Entgegenkommen findet. Die Jugend stand in jedem Zeitalter in einem gewissen Gegensatz zum Alter. Mit dieser Zigeunerwahrheit tröstet sich gar mancher über die Lebenserscheinungen innerhalb der heutigen Jugend hinweg.
Aber dieser Trost könnte leicht zum Unheil werden.
Man sollte die gegenwärtige Jugend aus dem «Geiste der Gegenwart» heraus sowohl in ihren bedenklichen Verirrungen wie in ihrem nur allzu berechtigten Streben nach anderem, als was die Alten ihnen geben, verstehen.
Da ist zunächst die Jugend, die durch die Lebenszusammenhänge in die akademische Laufbahn hinein gedrängt wird. Ihr wird «Wissenschaft» entgegengebracht. Gediegene, sichere, für das äußere Leben fruchtbare Wissenschaft. Unsinn wäre es, nach der Art vieler Laien, über diese Wissenschaft zu zetern. Aber die Jugend erfriert doch seelisch an dieser Wissenschaft, ehe sie dazu kommt, ihre Gediegenheit, ihre Sicherheit, ihre Fruchtbarkeit für das äußere Leben einzusehen.
Die Wissenschaft verdankt ihre Größe einer starken Opposition, die sie von der Mitte des 19. Jahrhunderts an getrieben hat. Damals wurde man gewahr, wie der Mensch leicht in die Unsicherheit der Erkenntnis hineinsegelt, wenn er sich aus den Niederungen des Forschens in die Höhen einer Weltanschauung erhebt. Man glaubte, abschreckende Beispiele eines solchen Erhebens erlebt zu haben.
Und so wollte man denn die «Wissenschaft» befreien von der Weltanschauung. Sie sollte an die «Tatsachen» in den Tälern der Natur sich halten und die Höhenwege des Geistes meiden.
Man hatte, als man die Opposition gegen die Weltanschauung trieb, am Opponieren eine gewisse Seelenbefriedigung. Die WeltanschauungBekämpfer von der Mitte des 19. Jahrhunderts waren in ihrer Kampfesstimmung beglückt.
Die gegenwärtige Jugend kann diese Beglückung nicht mehr mitmachen. Sie kann befriedigende Gefühle in der Seele nicht mehr aufrühren, indem sie den Kampf gegen die «Unsicherheit» und «Schwarmgeisterei» der Weltanschauung miterlebt.
Denn es gibt heute eben nichts mehr, gegen das man kämpfen kann. Es ist unmöglich, dafür einzutreten, die «Wissenschaft» von der «Weltanschauung» zu befreien. Denn die Weltanschauung ist mittlerweile erstorben. |
Dagegen aber hat das Fühlen der Jugend eine Entdeckung gemacht. Durchaus nicht eine Entdeckung des Verstandes, sondern eine solche, die aus der ganzen, ungeteilten Menschennatur kommt.
Die Jugend hat entdeckt, daß sich ohne Weltanschauung nicht menschenwürdig leben läßt. Viele Alte haben die «Beweise» gegen die Weltanschauung vernommen. Sie haben sich der Kraft der Beweise gefügt. Die Jugend kümmert sich verstandesmäßig nicht mehr um diese Kraft der Beweise; aber sie empfindet instinktiv die Ohnmacht alles Verstandes-Beweisens da, wo das Menschenherz aus einem unbesieghchen Drang spricht.
Die Wissenschaft tritt der Jugend gediegen entgegen; aber ihre Gediegenheit verdankt sie der Weltanschauungslosigkeit. Die Jugend verlangt nach Weltanschauung. Die Wissenschaft bedarf aber doch der Jugend.
Am Goetheanum möchte man die Jugend so verstehen, daß man mit ihr die Wege zur Weltanschauung sucht. Und man hat die Hoffnung, daß im Lichte der Weltanschauung die wahre Liebe zur Wissenschaft erzeugt werde. Man möchte da Wissenschaft nicht in Weltanschauungsträumerei verlieren, sondern in wachendem Geist-Erleben erst recht gewinnen.
Der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft fragt die Jugend, ob sie auch ihn verstehen möchte. Findet er dieses Verständnis, dann kann aus der «Sektion für das Geistesstreben der Jugend» etwas Lebenskräftiges werden.