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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

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The Constitution of the General Anthroposophical Society
GA 260a

Member Newsletter, 4 May 1924

Translated by Steiner Online Library

The Easter Event at the Goetheanum

The event in Bern was immediately followed by the one that took place at the Goetheanum itself. My topic was: Easter, a piece of mystery history. I attempted to show how the roots of Easter lie in the mysteries. How, prompted by the mysteries, festivals were celebrated in ancient times at which the image of the god of life force and beauty was sunk into the sea — or in some other way — amid expressions of mourning, and after about three days was brought back to the light of day amid joyful celebrations. Such festivals did not symbolize something remote from human beings, but rather presented the participants with the fact that, after passing through the gate of death, human beings begin a new — spiritual — life after a few days. The cult ceremony was intended to present to the human being's sensory eye what he experiences supersensually immediately after death. In the earliest times, this representation did not yet refer to the reawakening of nature in spring. It merely represented something that human beings experience as a being transcending nature.

It was only later, when the ideas present in an older instinctive spiritual vision had faded, that the connection with natural events took place. People looked at the material processes that take place in the resurrection of life in spring in order to find in them images for the resurrection of the spiritual human being after physical death.

Through the Mystery of Golgotha, what could previously only be shown in images before human perception became a historical event. This image directed people's gaze toward the cosmos, that is, toward space. And behind this direction were the experiences of the initiates in the mysteries. Through spiritual exercises, they enabled their souls to see into the spiritual world. Into the spiritual world for which the stars and their movements are the outer manifestation. There they became aware of how the form of the being that humans carry with them into physical existence on Earth at birth — or conception — is influenced by the forces that form the spiritual part of the Moon. But they also recognized how the spiritual part of the Sun intervenes in humans during their earthly life in such a way that they can transform what was formed at birth. Through their initiation, they felt themselves transported with their souls to the sun.

What they gained through this transport to the sun, human beings have been able to gain since the Mystery of Golgotha by directing their soul's gaze to this mystery. Previously, this gaze was directed toward the spatial cosmos; since the founding of Christianity, time has taken the place of space. The soul's gaze can be directed toward what happened at Golgotha. What previously had to be sought outside the earth could now be found in earthly events themselves. The ancient mysteries lose their sunlike brilliance before the radiant star of Golgotha. They find their fulfillment in it.

To look into the world-historical destiny of the ancient mysteries means to deepen the meaning of Easter, which for contemporary human beings can represent their demise and new dawn. In striving for this deepening, anthroposophy itself becomes imbued with the idea of resurrection; it is a message of this resurrection. As such, it becomes a matter of the heart rather than a matter of ideas. In this way, the Goetheanum's Easter event sought to carry forward the impulse of the Christmas Conference.

We had the great satisfaction that, despite the unfavorable circumstances, this event was able to bring together numerous members of the Society at the Goetheanum. May this be followed by the further satisfaction that the visitors to our Easter celebration will carry what was intended at the Goetheanum to the local branches of the Anthroposophical Society. This will bring the unified spirit into the Society that it needs and that the Christmas Conference sought to inspire in the hearts of its members.

Die Osterveranstaltung Am Goetheanum

An die Veranstaltung in Bern schloß sich unmittelbar diejenige, die am Goetheanum selbst stattfand. Mein Thema war: Das Osterfest, ein Stück Mysteriengeschichte. Ich versuchte zu zeigen, wie die Wurzeln des Osterfestes in den Mysterien liegen. Wie, durch die Mysterien veranlaßt, in alten Zeiten Feste gefeiert wurden, bei denen das Bildnis des Gottes der Lebenskraft und der Schönheit unter Traueräußerungen in das Meer — oder in anderer Art — versenkt und nach ungefähr drei Tagen wieder an das Tageslicht, unter Freudenstimmung, gezogen wurde. Solche Feste stellten nicht etwas abseits vom Menschenwesen Liegendes im Sinnbild dar, sondern sie brachten vor den Teilnehmern die Tatsache zur Darstellung, daß der Mensch, nachdem er durch die Pforte des Todes gegangen ist, nach wenigen Tagen ein neues — geistiges — Leben beginnt. Es war die Kultuszeremonie dazu bestimmt, dem Menschen vor das sinnliche Auge zu stellen, was er übersinnlich unmittelbar nach dem Tode erlebt. In den ältesten Zeiten hatte dieses Dargestellte noch nicht einen Bezug auf die wiedererwachende Natur im Frühling. Es war lediglich etwas dargestellt, was der Mensch als über die Natur hinausragendes Wesen erlebt.

Erst später, als die in einem älteren instinktiven geistigen Schauen vorhandenen Vorstellungen verblaßt waren, vollzog sich die Anlehnung an das Naturgeschehen. Man sah in die materiellen Vorgänge, die sich in dem Auferstehen des Lebens im Frühling abspielen, um in ihnen Bilder zu haben für die Auferstehung des geistigen Menschen nach dem physischen Tode.

Durch das Mysterium von Golgatha ist geschichtliches Ereignis geworden, was vorher nur im Bilde vor der menschlichen Wahrnehmung gezeigt werden konnte. Mit diesem Bilde ist der Blick der Menschen in den Kosmos, also in den Raum gelenkt worden. Und hinter dieser Hinlenkung standen die Erlebnisse der Initiierten in den Mysterien. Diese machten durch an geistigen Übungen, was ihre Seele befähigte, in die geistige Welt zu schauen. In diejenige geistige Welt, für die Sterne und Sternbewegungen die äußere Offenbarung sind. Da wurden sie gewahr, wie die Gestaltung derjenigen Wesenheit im Menschen, die dieser mit der Geburt —- oder Empfängnis - in das physische Erdendasein trägt, unter dem Einflusse der Kräfte steht, die den geistigen Teil des Mondes bilden. Aber sie erkannten auch, wie der geistige Teil der Sonne während des Erdenlebens so in den Menschen eingreift, daß dieser das in der Geburt Gestaltete umwandeln kann. Sie fühlten sich durch ihre Initiation mit der Seele auf die Sonne versetzt.

Was sie so durch dieses Versetzen auf die Sonne gewannen, das konnten die Menschen seit dem Mysterium von Golgatha durch die Hinlenkung des Seelenblickes auf dieses Mysterium gewinnen. Vorher wurde dieser Blick in den räumlichen Kosmos gelenkt; seit der Begründung des Christentums tritt die Zeit an die Stelle des Raumes. Der Seelenblick kann hingelenkt werden auf dasjenige, was auf Golgatha geschehen ist. Was man vorher außerhalb der Erde suchen mußte, konnte man nun im Erdgeschehen selbst finden. Die alten Mysterien verlieren ihren Sonnenglanz vor dem strahlenden Gestirn von Golgatha. Sie finden in demselben ihre Erfüllung.

In das weltgeschichtliche Schicksal der alten Mysterien schauen, heißt dem Osterfeste, das für den gegenwärtigen Menschen deren Untergang und neuen Aufgang darstellen kann, den Sinn des Osterfestes vertiefen. Indem die Anthroposophie diese Vertiefung anstrebt, wird sie selbst von dem Gedanken der Auferstehung durchdrungen, ist sie eine Botschaft von dieser Auferstehung. Als solche wird sie aus einer Ideensache zu einer Herzenssache. So wollte die Oster- Veranstaltung des Goetheanums den Impuls der Weihnachtstagung zur weiteren Entwickelung bringen.

Wir hatten die große Befriedigung, daß trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse diese Veranstaltung zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft am Goetheanum vereinigen konnte. Möge sich daran die weitere Befriedigung schließen, die davon wird kommen können, daß die Besucher unserer Osterfeier das am Goetheanum damit Gewollte in die heimatlichen Zweige der Anthroposophischen Gesellschaft tragen. Es wird dadurch der einheitliche Geist in die Gesellschaft kommen, den diese braucht und den die Weihnachtstagung in den Herzen der Mitglieder anregen wollte.