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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Esoteric Lessons
GA 266/I

16 August 1908, Stuttgart

Translated by Steiner Online Library

Esoteric Lesson

We should talk about the place of death in human life. The period between birth and death has not always been as finite for humans as it is today. One of the masters of wisdom and harmony of feelings said: Man is immortal if he wants to be. By throwing himself completely into the physical world, man has allowed it to take over his entire interest. That was a necessary stage of development. Today, people often think: if I just try hard to live right here on earth, then after I die I will find out what it is like. That seems very logical, but it is completely wrong. By being indifferent to the spiritual, we weave a veil around ourselves so that we will see nothing after death. Thinking about the spiritual world is therefore not as impractical and alien to life as it might seem. The ancient Rosicrucians called this interest in the physical world “Aestimatio,” the interest one attaches to the things that bind people to this life. It is not the viewing of external objects in themselves, but the interest in them that binds us. This interest should not be killed, but transformed.

One should have as much interest in spiritual mental images as in the things of the physical world. The descriptions that the teacher gives us of the supersensible worlds should make more impression on us than when we cut our finger. As long as this is not the case, our interest is still directed downward.

This transformation of “Aestimatio” has been taught throughout the ages, but in a certain sense it has never been as difficult as it is now, when human beings are so completely connected to the physical world. A different method is necessary for each age. Thus, Eastern and Western esotericism are one and the same; the same masters who preside over one also preside over the other, and both lead to the same height, but their methods must be different.

Esoterische Stunde

Es soll gesprochen werden über die Stellung des Todes im menschlichen Leben. Nicht immer war der Zeitraum zwischen Geburt und Tod ein so abgeschlossener für den Menschen wie heute. Einer der Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen hat gesagt: Der Mensch ist unsterblich, wenn er es will. - Indem der Mensch sich ganz in die physische Welt hineinwarf, hat diese sein ganzes Interesse in Anspruch genommen. Das war eine notwendige Entwicklungsstufe. Heute meint der Mensch oft: Wenn ich mich nur anstrenge, hier auf Erden richtig zu leben, dann werde ich nach meinem Tod schon erfahren, wie es dann beschaffen ist. - Das scheint sehr logisch, ist aber ganz und gar unrichtig. Indem man hier für das Geistige gleichgültig ist, webt man einen Schleier um sich herum, so daß man gerade nach dem Tode nichts sehen wird. Das Denken über die geistige Welt ist also nicht so unpraktisch und lebensfremd, wie es scheinen könnte. Die alten Rosenkreuzer nannten dieses Interesse für die physische Welt die «Aestimatio», das Interesse, das man den Dingen beilegt, welche den Menschen an dieses Leben binden. Es ist nicht das Schauen der äußeren Gegenstände an sich, sondern das Interesse dafür, das uns bindet. Dieses Interesse soll nicht getötet, sondern umgewandelt werden.

Man soll ebensoviel Interesse für spirituelle Vorstellungen haben wie für die Dinge der physischen Welt. Die Schilderungen, die der Lehrer uns gibt von den übersinnlichen Welten, sollen mehr Eindruck auf uns machen, als wenn wir uns in den Finger schneiden. Solange das nicht der Fall ist, ist unser Interesse noch abwärts gerichtet.

Diese Verwandlung der «Aestimatio» wurde zu allen Zeiten gelehrt, war aber in gewissem Sinne niemals so schwierig wie jetzt, da der Mensch so ganz mit der physischen Welt verbunden ist. Dabei ist für jede Zeit eine andere Methode notwendig. So ist zwar die orientalische und die abendländische Esoterik ein und dasselbe; dieselben Meister, die der einen vorstehen, stehen auch der anderen vor, und beide führen zur gleichen Höhe, aber ihre Methoden müssen verschieden sein.