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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Esoteric Lessons II
GA 266

27 February 1910, Cologne

Translated by Steiner Online Library

Esoteric Lesson

Doubt, superstition, illusion of personality

Through learning, we must find our way in life. We should enter life without prejudiced views. If we examine everything that science, art, and the various worldviews offer us according to the state of today's science, we will find three threatening forces on our path, namely doubt, superstition, and the illusion of personality. Do not avoid them, but investigate for yourselves, for we must not close our minds to modern science, neither to its inventions nor to its research. It is even our duty to take them into account, although in our theosophical circle we receive a completely different teaching, which is ridiculed and mocked by science. Science cannot accept it from its point of view, precisely because it knows only matter and its research relates only to material, physical things of existence. But precisely because we do justice to science, we should allow doubt to arise in us about what we have learned here; we should not be afraid to doubt, so that we may come to inner clarity through ourselves. In this way, we struggle out of our own consciousness toward occult teachings.

And what is meant by the defeat of superstition? We call superstition the fetish that the African sees and worships in his idol, in a piece of wood. But he does not think of anything spiritual behind it, and as long as that is the case, it is superstition. We can also speak of superstition when we see how modern scholars construct their fetish in their hypotheses of atoms and molecules, which, if one does not admit the spiritual behind them, remain nothing but hypothetical matter. But we should not allow this kind of superstition to arise in ourselves.

A third factor adds to doubt and superstition. This is the illusion of personality. These three forces, which rise and fall within the human being, seek to dominate him. But if we have struggled through vigorous doubt to recognize the truth, and through superstition to believe in the spirit that lies behind all matter, then we will also be able to overcome the illusion about our personality. However, this is often the most difficult thing to do. Even if we sometimes think we feel inwardly free and believe we are unprejudiced toward events in the world and toward individual human beings, this all too often merely reflects the illusion of our personality.

One thing, however, must be pointed out. Do not carry our teaching into social gatherings of other kinds; speak about our teaching only where you come together for that purpose. Do not carry it out in order to argue with outsiders; nor should you speak about it at your meals, for these are times for light conversation. It is best to avoid such gatherings where only the usual gossip of the day is discussed. However, if you must attend them because your position in life or other considerations compel you to do so, you will attend them in a completely different spirit than before, not out of inner joy, but as a duty, so that you do not offend anyone by your behavior. I am not saying this to give you a moral lecture, for I forbid absolutely nothing, but I must tell you this nonetheless.

Esoterische Stunde

Zweifel, Aberglaube, Illusion der Persönlichkeit

Durch Lernen müssen wir den Weg ins Leben finden. Wir sollen uns ins Leben hineinbegeben mit nicht einseitig beurteilenden Anschauungen. Wenn wir alles, was die Wissenschaft, die Kunst und die verschiedenen Weltanschauungen uns nach dem Stande der heutigen Wissenschaft bieten, prüfen, werden wir auf unserem Wege drei drohende Mächte finden, nämlich Zweifel, Aberglaube und Illusion der Persönlichkeit. Geht ihnen nicht aus dem Wege, forscht selbst, denn wir dürfen uns vor der modernen Wissenschaft nicht verschließen, weder vor ihren Erfindungen noch vor ihren Forschungen. Es wird uns sogar zur Pflicht, sie zu berücksichtigen, obwohl wir in unserem theosophischen Kreise eine ganz andere Lehre empfangen, die von der Wissenschaft belacht und bespöttelt wird. Die Wissenschaft kann sie von ihrem Standpunkte aus auch nicht annehmen, eben weil sie nur die Materie kennt und ihre Forschungen sich ja auch nur auf materielle, auf physische Dinge des Daseins beziehen. Aber wir sollen eben dadurch, daß wir der Wissenschaft gerecht werden, den Zweifel über das uns hier Gelehrte in uns aufkommen lassen, wir sollen uns nicht scheuen zu zweifeln, damit wir durch uns selbst zu innerer Klarheit kommen. Auf diese Art ringen wir uns aus eigenem Bewußtsein heraus zu okkulten Lehren.

Und was ist gemeint mit der Besiegung des Aberglaubens? Wir nennen Aberglauben den Fetisch, den der Afrikaner in seinem Götzen, in einem Stück Holz sieht und verehrt. Er denkt aber dabei an kein Geistiges, das dahintersteht, und solange ist es Aberglauben. Wir können ebenso von Aberglauben reden, wenn wir sehen, wie sich die modernen Gelehrten ihren Fetisch aufbauen in ihren Hypothesen von Atomen und Molekülen, welche ebenfalls, wenn man das dahinterstehende Geistige nicht zugibt, nichts als hypothetische Materie bleibt. Diese Art Aberglauben sollen wir aber nicht in uns aufkommen lassen.

Noch ein Drittes tritt zum Zweifel und zum Aberglauben hinzu. Das ist die Illusion der Persönlichkeit. Diese drei Kräfte, die im Inneren des Menschen auf- und abwogen, wollen den Menschen beherrschen. Haben wir uns aber durch kräftigen Zweifel durchgerungen zum Erkennen der Wahrheit, und durch den Aberglauben zum Glauben an den Geist, der hinter aller Materie liegt, so werden wir auch die Illusion über unsere Persönlichkeit überwinden können. Dies ist jedoch oftmals am schwersten. Wenn wir auch manchmal meinen, uns als innerlich freien Menschen zu fühlen, und glauben, vorurteilsfrei den Begebenheiten in der Welt und dem einzelnen Menschen gegenüberzustehen, so spiegelt uns dies nur allzuoft die Illusion unserer Persönlichkeit vor.

Auf eines aber muß noch aufmerksam gemacht werden. Tragt unsere Lehre nicht hinaus in gesellige Zusammenkünfte anderer Art, redet nur dort über unsere Lehre, wo Ihr zu dem Zweck zusammenkommt. Tragt sie nicht hinaus, um mit Außenstehenden zu disputieren; und ebensowenig sprecht bei Euren Mahlzeiten darüber, denn dabei sollen nur leichte Tagesgespräche geführt werden. Am besten Ihr vermeidet solche Gesellschaften, wo nur der gewöhnliche Tagesklatsch besprochen wird. Müßt Ihr jedoch dieselben aufsuchen, weil Eure Stellung im Leben oder sonstige Rücksichten Euch dazu zwingen, so werdet Ihr ihnen doch in einem ganz anderen Geiste als früher beiwohnen, nicht aus innerer Freude daran, sondern als Pflicht werdet Ihr es dann tun, damit Ihr durch Euer Wesen niemand beleidigt. Ich sage dieses nicht, um eine Moralpredigt zu geben, denn ich verbiete absolut nichts, ich muß es Euch aber deshalb doch sagen.