Color Theory and Light
GA 91
10 August 1903, Berlin
Translated by Steiner Online Library
Lecture Seven
Matter is not dead, but something living in and of itself; and one will notice this living only when one sees it active, interacting with other matter. If one looks at a calcite crystal, one will recognize its actual nature just as little as that of a passing human being. Both must be judged in states where their innermost nature is revealed through their effects. Thus calcite placed between two flakes of tourmaline—one of which in parallel position oscillates with the light and reflects it, and the other in perpendicular position extinguishes it—will in turn influence the light oscillations by its own vibrations in such a way that regular figures in the most beautiful plays of colors are evoked in the calcite. This is based on the principle that light seen through dark appears yellow and dark seen through light appears blue. Now if light and dark alternately cover each other by vibrations in different directions and meet at their boundaries, the colors and figures come about which one has observed.
The diffraction phenomena of light are due to the same law. Light floods through space, and everything that we perceive in that space receives light and throws it back again. Only by this phenomena can we perceive individual objects. We see only that which reflects light back. Our eye receives these reflected rays which it in turn casts back upon the object which then casts its shadow, which often shows yellow and blue shades because the light from all sides outshines itself.
When the light falls through an opening into the darkroom, first a white disc appears on the opposite wall and rings of color appear all around in the penumbra. This is because at the two points of the opening the rays are intercepted and reflected back and over-radiation takes place. Onto the dark shadow environment bright light will fall and dark will shine through it as colored light. And likewise, where rays of light fall on other rays, the brighter light rays will shine through the darker polarized over-radiations and also produce colors.
Matter also has the property of changing light, and light interacting with matter produces colors. Calcite has the property of splitting the light that passes through it into double rays and changing these rays and polarizing them differently. One ray will oscillate perpendicularly to the parallel oscillations of the other, and a point seen through feldspar will appear double to the eye.
If the light passes through an object with parallel walls, no colors are produced. If it passes through an object with inclined walls, colors are produced. For example, a prism that tapers at the top will stop the rays for a shorter or longer time; and always proportionately according to the different widths of the prism, one ray will pass through earlier than the other. Due to the different time periods in the refraction, light will also alternate with dark and dark with light, and the alternation of blue and yellow in different shades will give the play of colors.
So again, for example, aniline has the property to make prismatic colors appear in a different order. This mutual influence of matter in its effects proves the living life in substance. The most diverse ether oscillations produce incessant movement in matter, and attraction and repulsion determine its behavior.
Farben- und Lichtlehre VII
Die Materie ist nichts Totes, sondern etwas in sich Lebendiges, und man wird dieses Lebendige erst dann bemerken, wenn man sie tätig, in Wechselwirkung mit einer anderen Materie sieht. Wenn man einen Kalkspat-Kristall betrachtet, so wird man seine eigentliche Natur ebenso wenig erkennen als die eines vorübergehenden Menschen. Beide müssen in Zuständen beurteilt werden, wo sich ihre innerste Natur in ihren Wirkungen zeigt. So wird der Kalkspat zwischen zwei Turmalinblättchen gebracht - wovon das eine in paralleler Stellung mit dem Lichte schwingt und es widerspiegelt, und das andere in senkrechter [Stellung] es auslöscht -, die Lichtschwingungen durch seine eigenen Vibrationen wiederum so beeinflussen, dass in dem Kalkspat regelmäßige Figuren in den schönsten Farbenspielen hervorgerufen werden. Das beruht auf dem Gesetz, dass Hell durch Dunkel gesehen gelb erscheint und Dunkel durch Hell blau. Wenn nun Hell und Dunkel sich abwechselnd decken durch Vibrationen nach verschiedenen Richtungen und an ihren Grenzen zusammentreffen, so kommen die Farben und Figuren zustande, die man beobachtet hat.
Auf dasselbe Gesetz sind die Beugungserscheinungen des Lichtes zurückzuführen. Das Licht flutet durch den Raum, und alles, was wir in demselben wahrnehmen, empfängt Licht und wirft es wieder zurück. Nur dadurch können wir die einzelnen Objekte wahrnehmen. Wir sehen nur das, was Licht zurückstrahlt; und diese Strahlen empfängt unser Auge und wirft sie wiederum zurück auf das Objekt, das seinen Schatten wirft, der oft gelbe und blaue Nuancen zeigt, weil das Licht von allen Seiten sich überstrahlt.
Wenn das Licht durch eine Öffnung in die Dunkelkammer fällt, so entsteht erst eine weiße Scheibe auf der gegenüberliegenden Wand und im Halbschatten rings umher Farbenringe. Das kommt daher, weil an den beiden Punkten der Öffnung die Strahlen aufgefangen und zurückgeworfen werden und Überstrahlungen stattfinden. Auf die dunklen Schattenumgebungen wird helles Licht fallen und Dunkel durch Hell farbig durchscheinen lassen. Und ebenso werden da, wo Strahlen auf Strahlen fallen, die helleren Lichtstrahlen durch die dunkleren polarisierten Überstrahlungen durchleuchten und auch Farben erzeugen.
Die Materie hat auch die Eigenschaft, Licht zu verändern, und Licht in Wechselspiel mit der Materie erzeugt die Farben. Der Kalkspat hat die Eigenschaft, das Licht, das durch ihn hindurchgeht, in doppelte Strahlen zu spalten und diese Strahlen zu verändern und verschieden zu polarisieren. Der eine Strahl wird senkrecht zu den parallelen Schwingungen des andern schwingen, und ein durch den Feldspat gesehener Punkt wird dem Auge doppelt erscheinen.
Geht das Licht durch einen Körper mit parallelen Wänden, so entstehen keine Farben. Geht es durch einen Körper mit geneigten Wänden, so entstehen Farben. Zum Beispiel ein Prisma, das sich oben verjüngt, wird die Strahlen kürzere oder längere Zeit aufhalten, und immer verhältnismäßig nach den verschiedenen Breiten des Prismas wird der eine Strahl früher als der andere durchkommen. Durch die verschiedenen Zeiträume bei der Brechung wird auch Hell durch Dunkel und Dunkel durch Hell wechseln und die Abwechslung von Blau und Gelb in verschiedenen Nuancen das Farbenspiel geben. So hat wiederum das Anilin die Eigenschaft, die prismatischen Farben in einer anderen Reihenfolge erscheinen zu lassen. Diese gegenseitige Beeinflussung der Materie in ihren Wirkungen beweist das lebendige Leben im Stoff. Die verschiedensten Ätherschwingungen bringen in ihm eine unaufhörliche Bewegung hervor, und Anziehen und Abstoßen bestimmen sein Verhalten.